Das US-Justizministerium hat fünf führenden US-Buchverlagen und Apple mit einer Kartellklage gedroht, wie das Wall Street Journal berichtet. Die Behörde wirft ihnen Preisabsprachen vor. Sie hätten in illegaler Weise zusammengewirkt, um die Preise von E-Books künstlich zu erhöhen.
Mehrere Beteiligte sollen bereits mit dem Justizministerium über eine mögliche Einigung verhandelt haben, um ein langwieriges Gerichtsverfahren zu vermeiden. Eine Einigung wie auch ein eventuelles Kartellverfahren könnten weitreichende Auswirkungen auf die künftigen Preise von E-Books haben. Ins Visier der Kartellwächter geraten sind die Verlage Simon & Schuster, Hachette Book Group, Penguin, HarperCollins sowie Macmillan, eine Tochterfirma der deutschen Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Weder Apple noch die genannten Verlage wollten zu dem Bericht Stellung nehmen.
Die Zeitung beruft sich auf informierte Kreise, denen zufolge es um das von Apple für das iPad und den iBookstore eingeführte Agenturmodell geht, bei dem die Verlage die Preise für E-Books vorgeben, während Apple einen festen Anteil von 30 Prozent einbehält. Es war ein Schachzug gegen Amazon, das bis dahin auch aktuelle Bestseller als E-Books für 9,99 Dollar angeboten hatte. Besondere Hebelwirkung entfaltete dabei eine Meistbegünstigungsklausel, die Apple garantierte, dass andere Anbieter keine besseren Konditionen erhalten konnten. So entstand eine De-facto-Preisbindung für Bücher, obwohl sie in den USA anders als in Deutschland gesetzlich nicht gedeckt ist.
Die Ermittler können bei Steve Jobs‘ autorisiertem Biografen nachlesen, wie Apple die Verlage zu diesem Vorgehen anregte. Jobs selbst berichtete ihm freimütig davon: „Wir haben den Verlegern gesagt: ‚Wir gehen zum Agenturmodell über, bei dem ihr den Preis festlegt und wir unsere 30 Prozent bekommen. Und ja, der Kunde zahlt ein wenig mehr, aber das wollt ihr doch ohnehin.'“ Wie erwartet konnte sich Jobs später darüber freuen, dass die Verleger das Modell für die gesamte Branche durchsetzten: „Sie gingen zu Amazon und sagten: ‚Ihr werdet einen Agenturvertrag unterschreiben oder ihr bekommt keine Bücher von uns.'“
Während es die Verlage bestreiten, geht das Justizministerium davon aus, dass sie in bewusster Zusammenarbeit für branchenweit erhöhte Preise sorgten und damit gegen Kartellgesetze der USA verstießen. Die Verlage argumentieren laut WSJ damit, die über das Agenturmodell festgelegten Preise hätten für mehr Wettbewerb gesorgt, indem sie den wirtschaftlichen Erfolg von mehr E-Book-Anbietern sicherten.
Das Justizministerium ermittelt seit Ende letzten Jahres in der Angelegenheit. Im Dezember 2011 leitete auch die EU ein Prüfverfahren gegen Apple und die Verlage ein. Die Europäische Kommission will untersuchen, „ob die Verlage und Apple rechtswidrige Vereinbarungen geschlossen oder durch andere Verhaltensweisen Wettbewerbsbeschränkungen bezweckt oder bewirkt haben.“
Bereits im August 2011 reichten außerdem zwei US-Verbraucher eine Klage gegen Apple und mehrere Verlage ein. Sie warfen ihnen vor, Preise für elektronische Bücher abgesprochen zu haben, um ihre „Profite zu steigern und den Rivalen Amazon zu zwingen, seine kundenfreundlichen Preise aufzugeben“. Weitere Sammelklagen folgten und stehen zur gemeinsamen Verhandlung bei einem Bundesgericht in New York an.
[mit Material von Steve Musil, News.com]
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