Anonymous hat die Website des Vatikan ein zweites Mal innerhalb einer Woche vom Netz genommen. Zeitweise waren vatican.va ebenso wie radiovaticano.org nicht verfügbar. Eine italienische Fraktion von Anonymous-Hacktivisten hat sich zu dem Anschlag bekannt.
In italienischer Sprache heißt es auf Pastebin, die Systeme des Vatikan seien weniger sicher, als die Verantwortlichen glaubten. Anonymous wendet sich an Radio Vatikan als Hauptziel: Der Sender verwende stärkere Funkwellen-Repeater als gesetzlich erlaubt, was unter anderem zu Leukämie-Erkrankungen geführt habe.
Neben dieser Verschwörungstheorie deuten die Angreifer in dem Schreiben auch an, dass sie durch Impervas Sicherheitsstudie über sich provoziert wurden. Der Sicherheitsanbieter hatte einen ersten Angriffsversuch von Anonymous auf den Vatikan vom August 2011 analysiert und die Ergebnisse in Studienform veröffentlicht. Dazu heißt es auf Pastebin jetzt: „Ihr habt doch sicher gedacht, dass ihr dem Zorn von Anonymous entgeht nach diesem armseligen Bericht von Imperva, der einen Angriff auf den Heiligen Stuhl als ‚einen Fehlschlag‘ beschrieb.“
Den ersten erfolgreichen Angriff auf die Website des Vatikan hatte Anonymous dann am 7. März durchgeführt. Es handelte sich um eine Attacke des Typs Distributed Denial of Service (DDoS): Der Server brach unter einer großen Zahl von Anfragen zusammen, es wurden aber keine Sicherheitslücken genutzt und keine Daten kompromittiert. Diesmal jedoch hat Anonymous angeblich eine Hintertür genutzt, die es sich vor fünf Tagen geschaffen hat.
Beim ersten Angriff nannte Anonymous auch Motive – über das Motto „just for the lulz“ („nur zum Spaß“) hinaus: Im damaligen Bekennerschreiben hieß es, man greife nicht Christen an, sondern nur den Vatikan als Einrichtung. Kritik üben die Hacktivisten insbesondere an der Einstellung des Vatikan zu Verhütung und Abtreibung. Sie weisen außerdem auf zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs durch Kirchenvertreter hin. Und schließlich habe der Vatikan nationalsozialistische Kriegsverbrecher gedeckt.
[mit Material von Emil Protalinski, ZDNet.com]
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