Der ehemalige Google-Mitarbeiter James Whittaker hat eine kritische Analyse der Firmenkultur von Google vorgelegt. Die zentrale Aussage: Von einer Ideenschmiede habe sich Google in einen Anzeigenkonzern verwandelt. Whittaker wirbt mit dem Blogeintrag auf MSDN auch für sein in Kürze erscheinendes Buch „How Google Tests Software“.
Whittaker war vorher für Microsoft tätig gewesen, zu dem er jetzt zurückgekehrt ist. Bei Google verantwortete er die Programmierschnittstellen des Sozialen Netzes Google+. Er führt seine Überlegungen aus: „Technisch war Google wohl immer eine Anzeigenfirma, aber es hat sich den Großteil der letzten drei Jahre nicht so angefühlt. Google war nur in dem Maß eine Anzeigenfirma wie eine gute Fernsehshow: Tolle Inhalte ziehen Werbetreibende an.“
Mit dem Wechsel des CEO-Postens von Eric Schmidt zu Larry Page hat sich die Situation laut Whittaker gewandelt: „Unter Eric Schmidt waren Anzeigen immer im Hintergrund. Google wurde als Innovationsfabrik geleitet; die Mitarbeiter konnten selbst unternehmerisch denken, weil es Anreize für Gründer und von Kollegen vergebene Boni gab – sowie 20 Prozent der Zeit für eigene Projekte.“ Die Einnahmen, die dies ermöglichten, seien zwar aus den Anzeigen gekommen, aber das sei den wenigsten klargewesen, schreibt der Microsoft-Rückkehrer.
Der Wandel sei von Facebooks Aufstieg ausgelöst worden, heißt es weiter. Hier habe die Innovationsmaschine Google einmal versagt. Larry Page habe dies korrigieren wollen und „Social“ über alles gestellt. „Die Suche musste social werden, Android musste social werden. Youtube, früher so fröhlich eigenständig, musste – naja, Ihr habt das wohl verstanden. Das Schlimmste aber war, dass sogar Innovation social sein musste. Ideen, die nicht Google+ ins Zentrum des Universums rückten, wurden als Störung empfunden.“
Aus dieser Position heraus habe Google seine Labs geschlossen und Gebühren für die App Engine erhoben. „APIs, die seit Jahren kostenlos waren, wurden abgeschafft oder nur noch gegen Gebühr bereitgestellt.“ Die Herausforderung durch Facebook habe als Anlass gedient, die Unternehmenskultur umzukrempeln: „Die Angestellten hatten Fehler gemacht, die die Firmenleitung durch ihr Einschreiten korrigieren würde.“
[mit Material von Charles Cooper, News.com]
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