PayPal hat seine Regeln bezüglich einer „akzeptablen Nutzung“ seines Bezahldienstes für E-Books mit erotischem Inhalt wieder geändert. Sie betreffen von nun an hauptsächlich Bücher mit „potenziell illegalen Bildern“, wie das Unternehmen mitteilte. Darunter fallen demnach E-Books, die Kinderpornografie oder „Texte und obszöne Bilder von Vergewaltigungen, Sodomie oder Inzest (wie sie der US-Rechtsstandard für Obszönität definiert)“ enthalten. Zudem werde man sich künftig auf einzelne Bücher konzentrieren, statt ganze Gruppen auszusortieren, schreibt der für PR zuständige Direktor Anuj Nayar in einem Blogeintrag.
Ihren Ausgang hatte die Debatte Ende Februar genommen. PayPal informierte den E-Book-Selbstverlag Smashwords per E-Mail über Änderungen seiner AGB. Gleichzeitig stellte der Bezahldienst Smashwords ein Ultimatum: Nach Angaben von Gründer Mark Coker gab PayPal seiner Firma nur wenige Tage Zeit, sich an die neuen Regeln anzupassen – andernfalls drohte eine Blockade des Diensts.
Bei Diskussionen mit PayPal versuchte der Verlag herauszufinden, welche Bücher der Bezahldienst entfernt haben wollte. In einem Blogeintrag schrieb Smashwords-Gründer Coker: „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen (wir wollen keine Zensur legaler Fiktion), aber ich denke, wir sind dem ein großes Stück näher, als wenn wir nur unseren Krempel gepackt hätten und zu einem alternativen Dienst abgewandert wären, wie uns viele geraten haben.“
Nayar betonte in einem Blogeintrag, anders als andere Bezahldienste erlaube sein Unternehmen, für den Verkauf von erotischen Büchern genutzt zu werden. „PayPal ist ein starker und beständiger Verfechter von Offenheit im Internet, Meinungsfreiheit, unabhängiger Veröffentlichung und E-Book-Marktplätzen.“
Smashwords war aber nicht der einzige Verlag, den PayPal aufs Korn nahm: Laut der Electronic Frontier Foundation (EFF) wurden ähnliche E-Mails auch an Book Strand und eXcessica geschickt. „Wenn PayPal sich entscheidet, Inhalte zu zensieren, zensieren sie auch unsere intellektuelle Neugier“, sagte Rainey Reitman, EFF-Direktor für Aktivismus, gegenüber News.com.
Die EFF wandte sich in der Folge gemeinsam mit anderen gemeinnützigen Organisationen an PayPal. Sie kritisierte, der Bezahldienst schließe mit Erotika, die Inzest, Vergewaltigung und Sodomie behandeln, auch Weltliteratur vom Verkauf aus. „Wie Gelehrte und Buchhändler bestätigen können, kommen solche Themen in vielen Literaturformen vor – von griechischen Mythen bis zur Bibel“, heißt es in einer Stellungnahme der EFF.
PayPal-Direktor Nayar bemühte sich indes um Schadensbegrenzung: „Um das klarzustellen: Wir haben kein einziges der PayPal-Konten der beteiligten E-Book-Verlage geschlossen.“ Der Bezahldienst habe großes Interesse daran, mit Verlegern zusammenzuarbeiten, um Wege zu finden, mit potenziell anstößigen Büchern auf deren Sites umzugehen.“
Sowohl Smashwords als auch die EFF zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. „Das Internet kann nicht ein wahres Weltforum für Meinungsfreiheit sein, wenn private Unternehmen, die Kommunikations- und Bezahldienste anbieten, als Moralpolizei fungieren“, betonte EFF-Anwalt Lee Tien. „Wir sind besonders zufrieden damit, dass sich PayPal künftig auf spezifische Werke konzentriert statt auf ganze Websites.“
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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