Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat im Auftrag der EU ein Forschungsprojekt namens Prisms gestartet. Ziel ist es, mit Hilfe von Befragungen herauszufinden, wie EU-Bürger zu den Begriffen „Privatheit“ und „Sicherheit“ stehen und in welchem Verhältnis sie sie zueinander sehen. Der Titel steht für „PRIvacy and Security MirrorS„.

Letztlich sollen dabei Definitionen für Privatheit und Sicherheit herauskommen, die in die Gesetzgebung der EU einfließen. 3,6 Millionen Euro Budget hat die Kommission für das Projekt veranschlagt. 27.000 EU-Bürger werden dafür befragt – 1000 pro Mitgliedsstaat.

Erste empirische Ergebnisse erwarten die Wissenschaftler im Sommer 2013, wie Projektleiter Michael Friedewald ZDNet Großbritannien verraten hat. „Die beiden Konzepte sind relativ schwierig zu systematisieren“, erklärte er. „Jeder Bürger hat ein Bauchgefühl, was ‚Privatheit‘ und ‚Sicherheit‘ bedeuten, aber auf der anderen Seite treffen Menschen Entscheidungen, für die sie ihre Privatsphäre und Sicherheit bereitwillig aufgeben.“ Es bestehe ganz offensichtlich eine Diskrepanz zwischen Denken und Handeln.

Die Forscher wollen nach Angaben von Friedewald zunächst verschiedene Bevölkerungsgruppen zu ihrem Konzept von Privatheit und Sicherheit befragen, ehe sie ihren Fragebogen konzipieren – etwa Technologen, Kriminologen, Politiker, Anwälte und Medienvertreter. „Kriminalwissenschaftler werden einen ganz anderen Blick auf das Thema haben als ein Technologiefachmann oder ein Passant auf der Straße“, sagte Friedewald.

Laut David Wright vom ebenfalls am Projekt beteiligten Trilateral Research & Consulting wollen die Wissenschaftler zudem verstehen, welche Unterschiede es innerhalb der EU gibt. Menschen aus einem EU-Land nähmen eine Sicherheitsmaßnahme wie Kameraüberwachung anders wahr als andere und reagierten dementsprechend unterschiedlich. „Die Begriffe ‚Privatheit‘ und ‚Sicherheit‘ werden auf verschiedene Art in verschiedenen Kontexten von verschiedenen Menschen benutzt“, sagte Wright. „Wie wir sie in Großbritannien verstehen, könnte deutlich vom Verständnis in Deutschland abweichen.“

Gestartet worden war das Projekt schon am 1. Februar, wie das Fraunhofer ISI erst jetzt mitteilte. Es läuft planmäßig bis zum 31. Juli 2015. Insgesamt sind EU-weit acht Forschungseinrichtungen daran beteiligt: das federführende Fraunhofer ISI, Trilateral Research & Consulting, Ipsos MORI und die University of Edinburgh in Großbritannien, die Vrije Universiteit Brussel (Belgien), die Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) und die Zuyd University of Applied Sciences (Niederlande) sowie das Eötvös Károly Institute aus Ungarn.

[mit Material von Tom Espiner, ZDNet.co.uk]

ZDNet.de Redaktion

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