Die französische „Haute Autorité pour la Diffusion des oeuvres et la Protection des Droits sur Internet“ (kurz: Hadopi) hat 17 Monate nach ihrer Gründung einen Tätigkeitsbericht (PDF) vorgelegt. Die Behörde wurde gegen erhebliche Widerstände und verfassungspolitischer Probleme eingerichtet, um die Zahl illegaler Downloads zu reduzieren und die Durchsetzung von Urheberrechtsansprüchen zu forcieren. Unklar ist, warum der Bericht gerade jetzt, nach der unüblichen Zahl von 17 Monaten vorgelegt wird. Kritiker erklären sich das mit wahlkampftaktischen Überlegungen, stehen in Frankreich am 6. Mai doch Präsidentenwahlen an.
Der Vergleich mehrerer Quellen zeigt laut Bericht, dass sich illegale Downloads in Frankreich auf dem Rückzug befinden. Nichts lasse darauf schließen, dass – wie von Kritikern der Behörde behauptet – in diesem Zeitraum die Zahl urheberrechtswidriger Streams stärker zugenommen habe als die der Downloads zurückgegangen sei. Um die Folgen der Schließung von Megaupload Ende Januar zu beurteilen, ist es laut den Autoren des Hadopi-Berichts noch zu früh.
In ihrem Bericht beruft sich die Behörde in erster Linie auf Zahlen von Nielsen, NetRatings und Peer Media Technologies. Laut Nielsen sei 2011 das Volumen des unerlaubten P2P-Traffic in Frankreich um 17 Prozent zurückgegangen. Médiamétrie/NetRatings zufolge habe im selben Zeitraum das Publikum solcher Angebote um 29 Prozent abgenommen. Die Zahl der unerlaubt zum Download zur Verfügung gestellten Dateien habe sich sogar zwischen 43 Prozent (laut Messungen von Peer Media Technologies) und 66 Prozent (laut ALPA) verringert. Der Anteil Frankreichs an den weltweiten, illegal zur Verfügung gestellten Downloads sei Peer Media Technologies zufolge 2011 von 6,2 auf 4,5 Prozent gefallen – bei ungefähr gleichbleibendem Gesamtaufkommen.
Zwischen 1. Oktober 2010 und 1. Dezember 2011 haben 755.015 Anschlussinhaber wegen der Vorgänge über ihr Nutzerkonto mindestens eine Warnung von Hadopi erhalten. 25 Prozent der insgesamt von Hadopi versandten Nachrichten gingen an Personen, die bereits eine erste Warnung erhalten hatten. Die „Mehrzahl“ der Betroffenen habe sich dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Zugangspunkt zu sichern oder die unerlaubte Nutzung von Peer-to-Peer-Angeboten darüber zu unterbinden, so Hadopi.
Als Erfolg rechnet sich Hadopi auch an, dass im Verlauf des vergangenen Jahres 16 ausgewählte legale Plattformen einen Besucherzuwachs von knapp unter 250 Millionen auf nahezu 400 Millionen verzeichnen konnten. Am stärksten haben den Zahlen zufolge die Angebote von Beezik, Spotify, Qobuz und AlloMusic profitiert. Auf hohem Niveau stagniert iTunes, in Frankreich knapp vor Deezer Marktführer. Deutlich verloren haben dagegen die Angebote der Universal Music Group und von Starzik.
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