AOL-Investor: „Mit dem Patentverkauf ist es nicht getan“

AOL kann sich mit dem Verkauf seiner Patente anscheinend nicht sanieren. Die über eine Milliarde Dollar schwere Transaktion geht nach Ansicht des Investors Starboard Value nicht weit genug, um die Probleme des Internetkonzerns zu lösen. Starboard besitzt 5,3 Prozent von AOLs Aktien.

Wie Bloomberg berichtet, hat Starboard AOL aufgefordert, mehr Geld an seine Anteilseigner auszuschütten. Zudem hat es zum wiederholten Mal Pläne geäußert, Kandidaten für AOLs Aufsichtsrat zu nominieren. Im Februar hatte der Investor bekannt gegeben, er wolle selbst fünf Direktoren nominieren.

„Der angekündigte Verkauf der Patente tut wenig dazu, unsere ernsten Bedenken bezüglich des schlechten laufenden Geschäfts und der beträchtlichen Verluste im Display-Geschäft zu zerstreuen“, sagte Jeffrey C. Smith, Gründer und CEO von Starboard. „Management und Aufsichtsrat waren nicht in der Lage, die Profitabilität des Display-Geschäfts bedeutend zu verbessern – und zeigten sich unwillig, alternative Strategien zu erwägen.“

AOLs Verluste bei Display-Werbung belaufen sich nach Schätzungen von Starboard auf über 500 Millionen Dollar pro Jahr. Darin sind nach Angaben von Bloomberg 150 Millionen Dollar eingerechnet, die auf Patch zurückzuführen sind – einen Anbieter von Lokalnachrichten. Smith zufolge hat AOL 2011 vor Steuern aber nach Abzug der Verluste aus der Bildschirmwerbung 932,5 Millionen Dollar Gewinn gemacht, im Vergleich zu den weniger als 400 Millionen Dollar, die es ausgewiesen hatte.

Der Starboard-CEO forderte AOL auf, seine „düstere Historie der Kapital-Allokation“ zu beenden. „Wir verstehen nicht, warum das Unternehmen nur einen ‚erheblichen Teil‘ zurückgeben will“, erklärte Smith. „Wieso soll es nicht einfach die gesamten Einnahmen aus dem Patentverkauf zurückgeben?“

Die Versteigerung von AOLs Patenten löste Bloomberg zufolge den größten Aktiengewinn der vergangenen zwei Jahre aus: AOLs Wertpapier schnellte zwischenzeitlich um 43 Prozent nach oben, fiel jedoch zuletzt um 6 Prozent auf 24,82 Dollar. Nach Angaben der Zeitung sind die Umsätze des Internetkonzerns insgesamt 29 Prozent geschrumpft, seit es Ende 2009 von Time Warner abgespalten worden war.

AOL hatte Anfang der Woche bekannt gegeben, dass Microsoft bei der Versteigerung von über 800 Patenten und einer Reihe von patentierten Anwendungen den Zuschlag bekommen hat. Es erhält außerdem nicht exklusive Lizenzen für jene Patente, die AOL behält. Die gesamte Transaktion hat einen Wert von 1,056 Milliarden Dollar in bar – fast exakt so viel wie vorab von AOL geschätzt.

Nach dem Abschluß des Geschäfts bleiben AOL noch etwas über 300 Patente und Patentanwendungen. Sie beschreiben vor allem Vorgänge bei der Auslieferung von Werbung, dem Erstellen und der Verwaltung von Webinhalten, den Umgang mit Multimedia und Sicherheitstechniken. Außerdem hat AOL das Recht, Techniken weiterhin zu nutzen, deren Patente es an Microsoft verkauft hat.

ZDNet.de Redaktion

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