Die deutsche Industrie wird im laufenden Jahr voraussichtlich 27,3 Milliarden Euro für Informations- und Kommunikationstechnologien ausgeben. Das wären 2,8 Prozent mehr als 2011, wie der Branchenverband Bitkom unter Berufung auf Prognosen des Marktforschungsunternehmens Techconsult mitteilt. Damit entfiele etwa ein Viertel der gesamten ITK-Nachfrage von Geschäftskunden in Deutschland auf die verarbeitende Industrie. Die Schätzungen berücksichtigen Ausgaben für Hardware, Software und IT-Services sowie für Telekommunikations- und Internetdienste.
„Die IT ist der Turbo der Industrie“, sagte Bitkom-Vizepräsident Volker Smid zum Auftakt der Hannover Messe. „Intelligente Steuerungen von Maschinen oder Assistenzsysteme in Fahrzeugen sind heute die Grundlage für den Erfolg von ‚Made in Germany‘.“
Den Prognosen zufolge wachsen die Ausgaben der Industrie für IT-Produkte (IT-Hardware, Software, IT-Dienstleistungen) im Jahr 2012 um 3,8 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Den größten Anteil machen mit 58 Prozent IT-Services aus, die Beratungsleistungen, Wartung und Outsourcing-Dienste umfassen. Dagegen sinken die Ausgaben für Telekommunikation um 0,5 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Der Grund sind sinkende Preise für Sprach- und Datendienste, was im produzierenden Gewerbe zu einer Entlastung von rund 85 Millionen Euro führt.
„Der Innovationsbeitrag der Informationstechnologie zum Erfolg der deutschen Industrie lässt sich am Boom eingebetteter Systeme ablesen“, sagte Smid. Darunter versteht man Mikrocomputer, die in Geräte, Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge integriert werden. Typische Beispiele sind der Airbag im Auto, der bei einem Aufprall ausgelöst wird, oder eine Maschine mit IT-Steuerung. Nach Bitkom-Prognosen wächst der Markt für eingebettete Systeme im Jahr 2012 in Deutschland um 6 Prozent auf 21 Milliarden Euro. In der deutschen Industrie arbeiten aktuell rund 265.000 Hard- und Software-Entwickler direkt an Embedded Systems. Hinzu kommen rund 45.000 Beschäftigte bei spezialisierten Anbietern in der ITK-Branche.
Aus Sicht des Bitkom wird sich die Digitalisierung noch einmal beschleunigen, was die deutsche Industrie vor neue Herausforderungen stellt. Der nächste Schritt seien so genannte Cyber Physical Systems. „Bisher autonom funktionierende eingebettete Systeme werden vernetzt und in die Cloud eingebunden“, erklärte Smid. Das eröffne völlig neue Anwendungen, zum Beispiel bei der Entwicklung digitaler Fabriken, in der Medizintechnik oder im Energiesektor.
Ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz neuer, digitaler Anwendungen in der Wirtschaft ist laut Bitkom die Sicherheit der Systeme. „Mit der Anbindung bisher autonom agierender Systeme ans Internet entstehen neue Angriffspunkte. Sicherheit und Datenschutz müssen daher einen noch größeren Stellenwert in der Industrie bekommen“, sagte Smid. Laut einer Umfrage unter 506 Unternehmen aller Branchen betrachten 57 Prozent Angriffe auf ihre IT-Systeme von Hackern, Konkurrenten, Kriminellen oder ausländischen Geheimdiensten als reale Gefahr.
Dass es bei 39 Prozent der Befragten bereits Angriffe oder ähnlich gravierende IT-Sicherheitsvorfälle gab, zeigt, dass diese Befürchtungen nicht unbegründet sind. In der Folge verzichtet fast die Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen aus Sicherheitsgründen auf bestimmte Transaktionen im Netz wie den Versand vertraulicher Dokumente per E-Mail oder Online-Bestellungen. Ein Drittel der Firmen räumt ein, dass sie beim Thema IT-Sicherheit noch Nachholbedarf haben und ein Viertel beim Datenschutz. „IT-Sicherheit ist zum Standortfaktor geworden“, sagte Smid. „Darin liegt auch eine Chance: Sicherheit und Datenschutz können zu einem Markenzeichen werden.“
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