Einer der am häufigsten zitierten unabhängigen Patentexperten hat einen Beratervertrag mit Oracle geschlossen: Florian Müller soll dem Konzern künftig unter anderem bei FRAND-Lizenzierungen zur Seite stehen, wie er selbst meldet. Die Ankündigung findet sich am Ende seines Berichts vom dritten Tag des Gerichtsverfahrens zwischen Oracle und Google um Java.
Müller hatte schon früher etwa Microsoft beraten. Dennoch wurden seine kundigen Blogeinträge in englischer Sprache auf www.fosspatents.com vielfach (und auch bei ZDNet) aufgegriffen, zumal er Entscheidungen von Landgerichten in Mannheim, Düsseldorf oder München oft als erster melden konnte. Im Fall Motorola gegen Apple waren Vermutungen aufgetaucht, dass Müller eher die Position von Apple vertrete. Kaum einer zweifelte jedoch an seiner – auch finanziellen – Unabhängigkeit.
Müller erklärt nun, dass seine Sicht der Dinge über einen langen Zeitraum hinweg sehr gut dokumentiert sei und sich auch durch die Zusammenarbeit nicht verändern werde. „Als unabhängiger Analyst und Blogger werde ich allein meine eigene Meinung zum Ausdruck bringen. Diese kann nicht einem meiner zahlreichen Kunden zugeordnet werden.“ Er werde auch weiterhin „für beide Seiten unbequem“ über den Prozess zwischen Oracle und Google berichten. Im Übrigen gewähre ihm Oracle keinen Zugriff auf vertrauliche Informationen.
Der Blogger Sascha Pallenberg hat einige Aussagen Müllers der vergangenen Monate eingehend analysiert. Wie auch der Red-Hat-Blogger Jan Wildeboer kommt er zu dem Schluss, dass Müller keine unabhängigen Meinungen wiedergibt. Unter anderem werfen sie ihm vor, weder in seinem Blog noch auf Google+ Diskussionen zuzulassen. Seine persönlichen Einschätzungen seien bisweilen erkennbar parteiisch.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.com, und Nick Farrell, Techeye]
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