Das Beratungsunternehmen VMS hat den Cloud Worthiness Index (CWI) vorgestellt. Er soll einerseits Firmen helfen, den ungefähren Umfang der für sie möglichen Kostensenkungen bei der Verlagerung von SAP-Anwendungen in die Cloud zu ermitteln, andererseits bietet er ihnen Unterstützung bei der Auswahl eines Cloud-Providers. Dazu werden mit Einwilligung des Getesteten dessen Angebote untersucht und bewertet. Als erster Anbieter hat sich Amazon Web Services der Prozedur unterzogen.
Laut Terry Wise, Director of Business Development bei Amazon Web Services, habe das Unternehmen lange und intensiv mit den Walldorfern gearbeitet, um für Firmen die Rahmenbedingungen zu schaffen, SAP-Anwendungen in die Amazon-Cloud zu bringen. Inzwischen lägen auch zahlreiche Tests und Zertifizierungen vor. Der Aufwand habe sich jedoch gelohnt, sehe man doch eine deutliche Zunahme der Cloud-Nutzung durch große Firmen. Die Nachfrage sei sogar größer, als man erwartet habe. Als Referenzkunden nannte Wise gegenüber ZDNet unter anderem Samsung, Shell und Unilever.
Allerdings, so Ralph K. Treitz, Vorstand und Mitgründer der VMS AG, stellten sich viele Firmen nicht nur die Frage, ob der Schritt in die Cloud für sie möglich sei, sondern auch die, ob er sich finanziell lohne. Die will VMS mit dem Cloud Worthiness Index beantworten. Den gibt es in zwei Ausprägungen: Einmal, um das Potenzial der Firmen beim Schritt in die Cloud auf einer Skala von 1 bis 10 abzuschätzen, zum anderen, um die Attraktivität eines Cloud-Providers schnell auf einer Skala zwischen 10 und 100 einordnen zu können.
Kostensenkungen zwischen 17 und 22 Prozent
Selbst wenn die Infrastruktur eines Unternehmens gut ausgebaut ist, kann sie durch den Schritt in die Cloud laut Treitz dennoch zwischen 17 und 22 Prozent der Gesamtkosten einsparen. Das ist mehr als typischerweise beim Outsourcing zu erreichen ist (15 Prozent). Die Höhe hängt unter anderem auch davon ab, welches SAP-Produkt im Einsatz ist: Bei SAP-ERP sind es rund 17 Prozent, bei SAP-All-in-One bis zu 22 Prozent. Die Zahlen basieren auf dem SAP-TCO-Modell von VMS und der VMS-Benchmarkbase mit Zahlen von über 2600 SAP-Kunden.
Betrachtet man nur den Kostenblock, auf den ein Cloud-Provider Einfluss hat, ist das Potenzial zur Kostensenkung noch höher: Es liegt laut dem CWI dann rund 58 Prozent unter dem einer outgesourcten SAP-Lösung und 69 Prozent unter den Kosten für den On-Premise-Betrieb von SAP-All-in-One.
Die Kosteneinsparungen kommen laut Treitz jedoch nicht nur durch Skaleneffekte beim Cloud-Provider zustande. „Die Cloud bietet nicht nur billige Hardware, sondern auch ein anderes Betriebsmodell. Der Kunde muss sich nicht um die Anschaffung kümmern und kann Dienste auch nur zeitweise nutzen.“ Auch dadurch lasse sich sparen – aber eben in Abhängigkeit von den Nutzungsanforderungen.
Während vor zehn Jahren die Hardwarekosten noch über 40 Prozent der Gesamtkosten eines SAP-Systems ausgemacht hätten, seien es heute lediglich noch zwischen 16 und 17 Prozent, so Treitz. Der größte Kostenblock und damit auch das größte Einsparungspotenzial sei beim Betriebsmodell zu suchen.
Für dessen Ermittlung benötigt VMS laut Treitz „einige wenige Tage“. Unternehmen bekämen damit einen Anhaltspunkt, ob sich für sie das Risiko und der Aufwand eines Umstiegs lohne. „Entscheider wissen dann: Hilft uns der Umstieg in die Cloud, unser SAP-System fitter zu machen.“
Bei der Auswahl eines Cloud-Providers will Treitz durch die Bewertung der Anbieter helfen. Allerdings ist er dazu auf deren Kooperation angewiesen. Der erste, der sich dazu bereit erklärt hat, ist Amazon Web Services gewesen. Auf einer Skala zwischen 10 und 100 hat das Unternehmen für sein Angebot den Wert 59 erhalten. „Das ist ein Zeichen, dass Amazon ein durchaus valides Cloud-Angebot für SAP-Kunden hat“, interpretiert Treitz diese Zahl. Bleibt zu hoffen, dass bald Werte für andere Anbieter folgen, damit Anwender einen echten Vergleich haben.
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