47 Prozent aller Unternehmen in Deutschland setzen inzwischen auf soziale Medien, etwa um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern (82 Prozent), neue Kunden zu gewinnen (72 Prozent) oder Kundenbeziehungen zu pflegen (68 Prozent). Weitere 15 Prozent haben konkrete Pläne, in Kürze Social Media zu diesen Zwecken einzusetzen. Das geht aus der Studie „Social Media in deutschen Unternehmen“ hervor, für die das Marktforschungsunternehmen techconsult im Auftrag des Branchenverbands Bitkom 732 repräsentativ ausgewählte Firmen befragt hat.
„Soziale Medien sind in vielen Unternehmen fester Bestandteil der internen und externen Kommunikation geworden“, sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf bei der Vorstellung der Studie in Berlin. „Für den Social-Media-Einsatz werden zunehmend feste Strukturen mit spezialisierten Mitarbeitern und eigenen Budgets geschaffen.“
Neben den genannten sind weitere wichtige Ziele des Einsatzes von Social Media, das Image zu verbessern (42 Prozent), Marktforschung zu betreiben (31 Prozent), neue Mitarbeiter zu gewinnen (23 Prozent) und die Produktentwicklung voranzutreiben (15 Prozent). Unter sozialen Medien werden Internetanwendungen verstanden, die es den Nutzern ermöglichen, sich zu vernetzen, zu kommunizieren und eigene Inhalte im Web zu verbreiten. Dazu zählen Blogs, soziale Netze wie Facebook, Xing oder Google+, Kurznachrichtendienste wie Twitter sowie Content-Plattformen zum Austausch von Videos oder Fotos wie Youtube oder Flickr.
Nach den Ergebnissen der Studie sind 86 Prozent der Unternehmen, die Social Media nutzen, in externen Social Networks aktiv. „Soziale Netzwerke haben sich zu zentralen Anlaufstellen im Web entwickelt und sind wegen ihrer hohen Reichweite die mit Abstand beliebteste Plattform für Unternehmen“, sagte Kempf. Im Ranking der meistgenutzten Anwendungen folgen Blogs mit 36 Prozent und Video-Plattformen mit 28 Prozent. Ein Viertel der Unternehmen nutzt auch Kurznachrichtendienste wie Twitter.
Im Rahmen der Studie wurden ebenfalls die organisatorischen Voraussetzungen für den Einsatz sozialer Medien untersucht. Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen größeren und kleineren Unternehmen. So haben 86 Prozent der Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten eigene Mitarbeiter, die für die Steuerung der Social-Media-Aktivitäten verantwortlich sind, aber erst 41 Prozent der mittelständischen Unternehmen. 63 Prozent der Großen verfügt über so genannte Social Media Guidelines, die Mitarbeitern Richtlinien für die berufliche Nutzung sozialer Medien geben, während es bei den Kleinen 19 Prozent sind. Ein Social Media Monitoring betreiben 48 Prozent der großen, aber nur 10 Prozent der mittelständischen Unternehmen. Mit einem Monitoring können die Anwender beobachten, was im Internet über ihre Produkte oder Marken geschrieben wird. Kempf: „Der Mittelstand muss die Organisation seiner Social-Media-Aktivitäten dringend professionalisieren, wenn er das Feld nicht den Großen überlassen will.“
Laut Umfrage sind 38 Prozent aller Unternehmen bislang nicht im Social Web aktiv. 62 Prozent der Befragten in dieser Gruppe begründen dies damit, dass sie mit Social Media ihre Zielgruppen nicht erreichen. Die Hälfte der Skeptiker hat rechtliche Bedenken, insbesondere hinsichtlich des Datenschutzes. 45 Prozent sagen, soziale Medien passten nicht zu ihrer Unternehmenskultur. Für ein Viertel ist der personelle Aufwand zu hoch, für 14 Prozent sprechen generell finanzielle Gründen dagegen.
„Die Umfrage zeigt, dass der Einsatz von Social Media nur in den seltensten Fällen am Geld scheitert“, sagte Kempf. Einige Unternehmen fürchteten einen Kotrollverlust, für andere habe dieses Thema im Moment keine hohe Priorität. Manche Bedenken seien verständlich, aber auch der Verzicht auf den Einsatz sozialer Medien berge Risiken. „Diskussionen über Marken und Produkte von Unternehmen finden im Social Web ohnehin statt. Wer sich den sozialen Medien verschließt, verzichtet bewusst darauf, Einfluss zu nehmen.“
Mit der weiteren Verbreitung von sozialen Medien zeichnet sich aus Sicht des Bitkom ein Kulturwandel hin zu offeneren Kommunikationsstrukturen ab. Darüber hinaus entwickle sich Social Media zu einem wichtigen Wertschöpfungsfaktor. So würden Kontakte in sozialen Netzwerken Teil des alltäglichen Kundenservice. Projekte könnten über die Grenzen von Abteilungen und Standorte hinweg effizienter realisiert werden. Zudem könne das Social Web genutzt werden, um neue Produkte und Dienste mit Beteiligung der Netzgemeinde zu entwickeln. Eine Bedingung dafür sei, dass Unternehmen diese Form der Kommunikation fest in ihrer Organisation verankern. „Social Media setzt voraus, dass sich die Unternehmen öffnen und in einen Dialog mit ihren Interessengruppen treten“, erklärte Kempf. Noch nicht alle Unternehmen hätten erkannt, welches Business-Potenzial die sozialen Medien haben. „Jedes Unternehmen hat die Aufgabe, den Social-Media-Einsatz gewissenhaft zu prüfen, um seine Wettbewerbsposition nicht zu gefährden.“
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