Facebook hat erneut seine Datenverwendungsrichtlinie überarbeitet. Die Änderungen erläutert das Unternehmen auf seiner Website. Sie weisen unter anderem darauf hin, dass Facebook seine Aktivitäten im Bereich Online-Werbung verstärken und künftig auch Anzeigen außerhalb des Social Network platzieren will.

Ein Teil der Änderungen an der Datenverwendungsrichtlinie basiert auf einer Vereinbarung mit der irischen Datenschutzbehörde (Data Protection Commissioner, DPC). Sie warf Facebook im vergangenen Jahr vor, von Nutzern und auch Nichtmitgliedern ohne deren Wissen Schattenprofile anzulegen. Die DCP ist zuständig, weil Facebook sein Europageschäft von Irland aus betreibt.

Die irischen Datenschutzbehörde wurde tätig, nachdem die Wiener Studentengruppe europe-v-facebook.org auf die Missstände in Sachen Datenschutz hingewiesen hatte. Max Schrems, Sprecher der Gruppe, sieht die neue Datenverwendungsrichtlinie allerdings sehr kritisch: „Wir freuen uns natürlich extrem, dass wir mit ein paar Anzeigen diesen Weltkonzern dazu zwingen die Richtlinie zu ändern. Gleichzeitig sind wir vom Inhalt der Änderungen wenig begeistert. Facebook nimmt sich nun sogar noch mehr raus als zuvor. Das Motto scheint zu sein: Ein Schritt vorwärts, zwei zurück! In der neuen Richtlinie erlaubt sich Facebook noch mehr und probiert die aufgedeckten Fehler dadurch zu „legalisieren“, dass sie nun offiziell in der Datenschutzrichtlinie stehen. Besonders erschreckend ist, dass Facebook nun sagt, dass es „Controller“ von allen unserer Daten ist. Dieser kleine Satz heißt, dass alle Nutzer datenschutzrechtlich enteignet werden, da nur noch Facebook entscheidet was mit unseren Daten passiert.“

Unter our-policy.org ruft die Gruppe daher zum Protest gegen die neue Nutzungsrichtlinie auf. Wenn 7.000 Nutzer sich gegen die neuen Bestimmungen aussprechen, muss Facebook die Änderungen zu einer Abstimmung bringen. Weitere Einzelheiten zu den Änderungen der Datenverwendungsrichtlinien hat die europe-v-facebook.org in einem PDF zusammengefasst.

Kritik löst auch folgende Bestimmung in den neuen Richtlinien aus: „Wir werden Daten so lange einbehalten, wie dies erforderlich ist, um den Nutzern und anderen Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Diese umfassendere Verpflichtung gilt für alle Daten, die wir über Dich sammeln und erhalten, einschließlich Informationen von Werbetreibenden. Wir stellen auch klar, dass wir möglicherweise Werbung außerhalb von Facebook anzeigen werden, um zu erklären, dass wir diese Anzeigen vielleicht mit oder ohne sozialen Kontext einblenden (zum Beispiel ob ihren Freunden ein bestimmtes Unternehmen gefällt)“.

Facebooks Kommunikationsdirektor Barry Schnitt sagte gegenüber News.com: „Wir sehen eine Zukunft, in der wir möglicherweise Anzeigen außerhalb von Facebook anbieten.“ Dabei könne es sich um Standard-Werbung oder um soziale Anzeigen nach dem Motto „Ihr Freund mag ein Produkt“ handeln. Beide Arten von Anzeigen ständen Werbetreibenden schon jetzt auf Facebook zur Verfügung.

Die neue Richtlinie ist im Vorfeld des geplanten Börsengangs des Sozialen Netzwerks offenbar auch als Signal an Investoren zu sehen. Werbung außerhalb von Facebook könnte als zusätzliche Einnahmequelle dienen. Einer Analyse von News.com zufolge verdient das Unternehmen mehr durch mit Facebook verbundene Apps als mit dem Verkauf der Anwendungen. Die von App-Nutzern gesammelten Daten könnten für zielgerichtete Werbung verwendet werden.

Facebook gibt nach eigenen Angaben jedoch keine Nutzerdaten an Werbetreibende weiter. Ähnlich wie Google verteilt es Anzeigen an Anwender, die bestimmten von Inserenten vorgegebenen Kriterien entsprechen. Nur wenn ein Facebook-Mitglied ausdrücklich eine Verbindung mit einem Werbetreibenden eingeht, kann dieser direkt persönliche Daten von ihm sammeln.

Schnitt zufolge stehen die Änderungen auf Facebooks Site-Governance-Seite zur Diskussion. Dort soll im Lauf des Tages auch ein interaktives Live-Video mit Facebooks Datenschutzbeauftragtem Erin Egan finden sein.

Zuletzt hatte das Social Network seine Datenverwendungsrichtlinie im September 2011 aktualisiert. Alle seitdem vorgenommenen Korrekturen sowie die jetzt vorgeschlagenen neuen Formulierungen lassen sich in einer PDF-Datei nachverfolgen.


Mark Zuckerberg (Bild: News.com)

[mit Material von Rafe Needleman, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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