Infineons Vorstandsvorsitzender Peter Bauer wird aus gesundheitlichen Gründen zum Ende des laufenden Geschäftsjahres auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand des Unternehmens ausscheiden. Seine Nachfolge tritt zum Oktober Reinhard Ploss an, der seit 2007 im Vorstand die Bereiche Produktion, Entwicklung und Technik sowie Personal verantwortet.
Bauer sah sich durch die Wirbelsäulenerkrankung Osteoporose zu seinem Rücktritt gezwungen: „Diese Entscheidung fällt mir sehr schwer. Infineon mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist mir in den vielen, so ereignisreichen Jahren sehr ans Herz gewachsen. Wegen des ungewissen Verlaufs meiner Krankheit habe ich mich jedoch aus Verantwortung gegenüber meiner Gesundheit, meiner Familie und gegenüber dem Unternehmen zu diesem Schritt durchgerungen.“
Mit dem Rückzug Bauers als Konzernchef verliert Infineon wichtiges Know-how. Zwar gilt sein Nachfolger Reinhard Ploss als ideale Wahl, doch im Rampenlicht muss er sich erst noch bewähren. Bauer selbst äußerte sich zufrieden darüber, dass ein langjähriger Weggefährte seine Nachfolge antreten wird. Nach seinen Worten ist Ploss ein „sehr erfahrener, exzellenter Kenner unserer Branche und genießt hohe Akzeptanz im Unternehmen und bei unseren internationalen Geschäftspartnern“.
Wie Bauer ist Ploss ein Urgesteint bei Infineon. Er hat quasi sein gesamtes Berufsleben bei dem Münchner Chiphersteller verbracht. Zuletzt konzentrierte er sich in erster Linie auf das Asiengeschäft, also den Bereich, in dem Infineon inzwischen einen Großteil seiner Einnahmen verbucht. Ploss agierte hier erfolgreich aber weitgehend geräuschlos im Hintergrund. Arbeitnehmervertreter Wigand Cramer spricht gegenüber dem Wall Street Journal von einer „optimalen Lösung“.
Dennoch wird Ploss am Markt nicht mit offenen Armen empfangen. Der Nachfolger sei „kein Schlechter“, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones die zurückhaltende Reaktion eines Analysten. Ploss‘ bisherige Erfolge wiegen gemessen an Bauers vergleichsweise wenig. Bauer hatte Infineon erfolgreich durch schwierige Zeiten manövriert – entgegen der Befürchtungen von Kritikern gelang ihm die Trendwende. Er rettete das skandalgebeutelte Unternehmen vor der drohenden Pleite und schreckte dafür auch nicht vor drastischen Maßnahmen zurück. So baute Bauer Personal ab, trat aus dem Arbeitgeberverband aus, um tarifliche Lohnsteigerungen zu vermeiden und verkaufte die Festnetz-Breitbandchipsparte an einen US-Finanzinvestor.
Erschwert wird Ploss das neue Amt aber nicht nur durch die Größe der Fußstapfen, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Nach mehr als 25 Jahren bei Infineon halten es Experten für wahrscheinlich, dass der 51-Jährige lediglich ein Übergangskandidat sein wird, um den Platz für Arunjai Mittal freizuhalten. Der 42-jährige Inder sitzt erst seit Anfang Januar im Infineon-Vorstand – der zusätzliche Posten wurde extra für ihn geschaffen. Dass dem gelernten Elektroingenieur in der neuen Position sehr viele Aufgabengebiete – darunter auch Akquisitionen – zufallen, hatten Beobachter als Zeichen gedeutet, dass er als Kronprinz aufgebaut werden soll. Mittal hatte damit auch Finanzchef Marco Schröter ausgebootet, der daraufhin zurückgetreten war.
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