Categories: Unternehmen

Infineon-Chef Peter Bauer tritt Ende September zurück

Infineons Vorstandsvorsitzender Peter Bauer wird aus gesundheitlichen Gründen zum Ende des laufenden Geschäftsjahres auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand des Unternehmens ausscheiden. Seine Nachfolge tritt zum Oktober Reinhard Ploss an, der seit 2007 im Vorstand die Bereiche Produktion, Entwicklung und Technik sowie Personal verantwortet.


Peter Bauer (Bild: Infineon)

Bauer sah sich durch die Wirbelsäulenerkrankung Osteoporose zu seinem Rücktritt gezwungen: „Diese Entscheidung fällt mir sehr schwer. Infineon mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist mir in den vielen, so ereignisreichen Jahren sehr ans Herz gewachsen. Wegen des ungewissen Verlaufs meiner Krankheit habe ich mich jedoch aus Verantwortung gegenüber meiner Gesundheit, meiner Familie und gegenüber dem Unternehmen zu diesem Schritt durchgerungen.“

Mit dem Rückzug Bauers als Konzernchef verliert Infineon wichtiges Know-how. Zwar gilt sein Nachfolger Reinhard Ploss als ideale Wahl, doch im Rampenlicht muss er sich erst noch bewähren. Bauer selbst äußerte sich zufrieden darüber, dass ein langjähriger Weggefährte seine Nachfolge antreten wird. Nach seinen Worten ist Ploss ein „sehr erfahrener, exzellenter Kenner unserer Branche und genießt hohe Akzeptanz im Unternehmen und bei unseren internationalen Geschäftspartnern“.


Reinhard Ploss (Bild: Infineon)

Wie Bauer ist Ploss ein Urgesteint bei Infineon. Er hat quasi sein gesamtes Berufsleben bei dem Münchner Chiphersteller verbracht. Zuletzt konzentrierte er sich in erster Linie auf das Asiengeschäft, also den Bereich, in dem Infineon inzwischen einen Großteil seiner Einnahmen verbucht. Ploss agierte hier erfolgreich aber weitgehend geräuschlos im Hintergrund. Arbeitnehmervertreter Wigand Cramer spricht gegenüber dem Wall Street Journal von einer „optimalen Lösung“.

Dennoch wird Ploss am Markt nicht mit offenen Armen empfangen. Der Nachfolger sei „kein Schlechter“, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones die zurückhaltende Reaktion eines Analysten. Ploss‘ bisherige Erfolge wiegen gemessen an Bauers vergleichsweise wenig. Bauer hatte Infineon erfolgreich durch schwierige Zeiten manövriert – entgegen der Befürchtungen von Kritikern gelang ihm die Trendwende. Er rettete das skandalgebeutelte Unternehmen vor der drohenden Pleite und schreckte dafür auch nicht vor drastischen Maßnahmen zurück. So baute Bauer Personal ab, trat aus dem Arbeitgeberverband aus, um tarifliche Lohnsteigerungen zu vermeiden und verkaufte die Festnetz-Breitbandchipsparte an einen US-Finanzinvestor.

Erschwert wird Ploss das neue Amt aber nicht nur durch die Größe der Fußstapfen, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Nach mehr als 25 Jahren bei Infineon halten es Experten für wahrscheinlich, dass der 51-Jährige lediglich ein Übergangskandidat sein wird, um den Platz für Arunjai Mittal freizuhalten. Der 42-jährige Inder sitzt erst seit Anfang Januar im Infineon-Vorstand – der zusätzliche Posten wurde extra für ihn geschaffen. Dass dem gelernten Elektroingenieur in der neuen Position sehr viele Aufgabengebiete – darunter auch Akquisitionen – zufallen, hatten Beobachter als Zeichen gedeutet, dass er als Kronprinz aufgebaut werden soll. Mittal hatte damit auch Finanzchef Marco Schröter ausgebootet, der daraufhin zurückgetreten war.

[mit Material von Sibylle Gaßner, silicon.de]

Hinweis: Artikel von ZDNet.de stehen auch in Google Currents zur Verfügung. Jetzt abonnieren.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

310 Mio. Euro: Irische Datenschutz- behörde verhängt Bußgeld gegen LinkedIn

Die Datenschützer kritisieren die Nutzung von Kundendaten für gezielte Werbung auf LinkedIn. Die Microsoft-Tochter muss…

2 Tagen ago

Deutscher Cybersicherheitsmarkt erstmals elfstellig

Im Jahresvergleich legen die Ausgaben für IT Security um fast 14 Prozent zu. Gut die…

3 Tagen ago

14,6 Millionen geleakte Konten in Deutschland im dritten Quartal

Mehr Datenverstöße registriert Surfshark in den USA, Frankreich und Russland. Hierzulande werden im dritten Quartal…

3 Tagen ago

Google schließt drei schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 130

Browsererweiterungen können die Sicherheitsfunktion Site Isolation aushebeln. Betroffen sind Chrome für Windows, macOS und Linux.

3 Tagen ago

IT-Ausgaben wachsen 2025 weltweit voraussichtlich um 9,3 Prozent

Das Plus fällt höher aus als in diesem Jahr. Das größte Wachstum der Ausgaben sagt…

4 Tagen ago

Hackergruppe Lazarus nutzt Zero-Day-Lücke in Chrome

Die Anfälligkeit erlaubt das Einschleusen von Schadsoftware. Lazarus verbreitet über ein gefälschtes Browser-Game eine Spyware,…

4 Tagen ago