Warum Apple, RIM, Nokia und Motorola um das Design der nächsten SIM-Card streiten

Apple, RIM, Motorola und Nokia haben sich in einem Streit um etwas verbissen, was die meisten ihrer Kunden wohl als eher nebensächlich erachten: Darüber, wie die nächste Generation von SIM-Karten aussehen soll. Das European Telecommunications Standards Institute (ETSI), die Körperschaft, die für die weltweite Standardisierung der SIM-Karten zuständig ist, ist auf die Hersteller von Endgeräten zugegangen, um deren Vorschläge für die nächste, Nano-SIM genannte Generation, auch als 4FF (fourth form factor) bezeichnet, einzuholen. Sie soll die als 3FF (third form factor) bezeichnete Micro-SIM ablösen, die heute in modernen Endgeräten verwendet wird.


Der jüngste, von RIM, Nokia und Motorola bei der ETSI eingereichte Entwurf für eine Nano-SIM-Karte (Grafik: RIM via The Verge).

Nachdem die Vorbereitungen schon vergleichsweise weit gediehen waren, trat im März dieses Jahres unvermutet Apple auf den Plan. Der Hersteller präsentierte einen eigenen Designvorschlag, der von dem gemeinsam von Motorola, Nokia und Research in Motion unterbreiteten abwich. Bedenken, Apple wolle sich damit Patente sichern und die Mitbewerber ausbooten, trat das Unternehmen entgegen, indem es die kostenlose Lizenzierung seines Designs anbot.

Vergleicht man die beiden Entwürfe, scheinen sie zudem gar nicht so unterschiedlich zu sein: Was ist dann das Problem? Und warum ereifern sich die drei Telefonhersteller so über Apples Vorschlag, der doch auf den ersten Blick noch dazu einfacher zu sein scheint?

Der Grund ist – wie so oft – das liebe Geld. Apples SIM-Entwurf würde zu Geräten führen, die die Hersteller mehr kosten, weil er eine kleine Schublade beziehungsweise einen Ablagekasten erfordert, damit sich die SIM-Karte korrekt einsetzen lässt. Der Vorschlag von RIM, Nokia und Motorola ließe sich dagegen ohne weitere Unterstützung in einen SIM-Slot einführen.


Der Vorschlag von Apple für die nächste Generation der SIM-Karten (Grafik: RIM via The Verge).

Eine SIM-Halterung oder ein SIM-Einschub kostet in der Herstellung vielleicht nur wenige Cent, aber die Werkzeuge, um die erforderlichen Maschinen herzustellen, die so eine Halterung formen, kosten Millionen. Für Apple, das ein Highend-Smartphone mit etwas mehr als 100 Dollar Gewinn pro Stück verkauft, sind diese Kosten vernachlässigbar. Für Hersteller billiger Telefone, die ihre Produkte mit hauchdünnen Margen verkaufen, zählt dagegen jeder Cent.

Anders gesagt ist Apples Angebot einer lizenzfreien SIM-Karte ein vergiftetes Geschenk: Stimmt das ETSI-Komitee für den Entwurf, frisst die Umsetzung die Margen der Mitbewerber auf.

Es gibt aber noch einen Grund, warum RIM, Nokia und Motorola Apples Entwurf nicht möge: Sie bemängeln, dass er mehr Platz auf dem Logic Board benötigt. Ein kleinerer Konnektor bietet mehr Ansätze für Miniaturisierung und für billigere Konnektoren auf der Platine. Auch dabei geht es also letztendlich ums Geld.

(Bildquelle:: RIM-Unterlagen vom März 2012 via The Verge)

ZDNet.de Redaktion

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