FBI: „IPv6 stellt uns vor technische Probleme“

Das FBI ist besorgt, dass die Umstellung des Internet-Protokolls von Version 4 auf Version 6 berechtigte Strafermittlungen erschweren könnte. Der Übergang zu IPv6 „könnte einen tief greifenden Effekt auf den Gesetzesvollzug haben“, sagte ein FBI-Sprecher News.com. Man werde für künftige Ermittlungen wohl „zusätzliche Werkzeuge“ entwickeln müssen.

Dem Sprecher zufolge ist IPv6 auch einer der Gründe, warum das FBI im Bundesstaat Virginia ein neues Cybercrime-Zentrum namens „Domestic Communications Assistance Center“ aufgestellt hat, wie vergangene Woche bekannt wurde. Dort sollen Lösungen entwickelt werden, um mit neuen Techniken Schritt zu halten.

Der Kommentar des FBI erfolgte anlässlich des „World IPv6 Launch“ am Mittwoch kommender Woche. Zu den Teilnehmern an der Aktion gehören Cisco, Facebook, Google und Microsoft. Sie gilt als wichtiger Schritt, um den Übergang einzuläuten: Der Adressraum von IPv4 mit 4,3 Milliarden Adressen ist fast ausgeschöpft.

Yahoos IPv6-Beauftragter Jason Fesler gibt dem FBI Recht: „Das ist eine begründete Sorge.“ Auch die Broadband Internet Technical Advisory Group (BITAG), der neben ISPs wie AT&T, Comcast oder Time Warner Cable auch Google und Microsoft angehören, schreibt, das neue Protokoll werde „die Fähigkeiten der Service Provider beeinträchtigen, berechtigte Anfragen von Strafverfolgern zügig zu beantworten.“

Der ISP müsste in der Übergangszeit nicht nur die IP-Adresse selbst, sondern auch die Portnummer speichern, um eine Anfrage zu einer Person rückverfolgbar zu machen. Denn um Kompatibilität zu gewährleisten, wird eine IPv4-Adresse mittels Carrier-Grade Network Address Translation (CGN) für eine ganze Reihe von Verbindungen dienen – eine Straße oder eine ganze Stadt. Eine öffentliche Adresse wie 64.30.224.26 könnte dann für 1000 Personen oder mehr stehen, die sich nur durch die Portnummer unterscheiden. Benutzt der ISP CGN, muss er zusätzlich protokollieren, welchen Port er zu welchem Zeitpunkt welchem Kunden zugewiesen hat.

Eine solche Vorratsspeicherung von Verbindungsdaten ist erstens bisher nicht vorgeschrieben und zweitens gerade für kleine ISPs ein technisches Problem. Brett Glass, Eigentümer von Lariat.net in Wyoming, kann schon nach jetzigem Stand nicht alle Verbindungen protokollieren. „Das Volumen ist einfach zu groß“, sagte er News.com.

Nicht alle ISPs nutzen CGN – Comcast etwa speichert stattdessen sowohl die IPv4- als auch die IPv6-Adresse. Doch auch dieses „Dual Stack“ genannte Verfahren erfordert beträchtlichen Aufwand. Daneben gibt es Bedenken von Datenschützern wie der Electronic Frontier Foundation.

[mit Material von Declan McCullagh, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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