Der zweitgrößte Mobilfunkprovider des Iran, MTN Irancell, verwendet trotz des bestehenden US-Embargos Hardware von Cisco, Hewlett-Packard und Sun Microsystems. Das hat die Nachrichtenagentur Reuters aufgedeckt. Unklar bleiben allerdings die Wege, die die Hardware genommen hat.
Reuters liegen Dokumente und Aussagen vor, die bestätigen, dass das Embargo zumindest im IT-Bereich keine großen Auswirkungen hat. „Alles, was Sie in den USA oder in Dubai bekommen können, gibt es auch im Iran“, sagt etwa Chris Kilowan, der MTN von 2004 bis 2007 führte.
Die südafrikanische MTN Group, der MTN Irancell zu 49 Prozent gehört (der Rest ist im Besitz eines staatlich kontrollierten Konsortiums), habe sich direkt eingeschaltet, um an westliche Technik zu kommen. „MTN hat alle Prozesse und Beschaffungsprozeduren selbst eingerichtet“, sagt Kilowan. Dem widerspricht allerdings der aktuelle MTN-Manager Paul Norman. „Nach unserem besten Wissen haben sich MTN-Mitarbeiter nie direkt oder indirekt bemüht, Ausrüstung für Irancells Betrieb unter Umgehung der US-Sanktionen zu beschaffen.“
Alle drei genannten IT-Ausrüster kündigten Reuters gegenüber eine Untersuchung an. Kilowan zufolge sollen sie gemeinsam eine Scheinfirma im Iran eingerichtet haben. Dies bestätigt eine anonyme Quelle von Reuters, die auch von einem Import via Dubai berichtet.
Die US-Sanktionen wurden von der Regierung Ronald Reagan 1987 verhängt und gelten bis heute. Ihr Hauptziel ist es, das Atomforschungsprogramm des Iran zu erschweren. Bei Umgehung drohen Sanktionen bis zu einer Milliarde Dollar und den Verantwortlichen bis zu 20 Jahre Haft.
Gegen die Nuklearforschung richtete sich auch der von den USA in Auftrag gegebene Wurm Stuxnet, wie letzte Woche bestätigt wurde. Nicht nur Präsident George W. Bush, sondern auch sein Amtsnachfolger Barack Obama entschieden sich bewusst für diese Form von Cyberkrieg. Unklar ist noch, welche Regierung die derzeit vor allem im Iran grassierende Spionagesoftware „Flame“ in Auftrag gegeben hat.
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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