Private-Cloud-Spezialist Eucalyptus expandiert nach Deutschland

Eucalyptus Systems bietet Ergänzungen und Support für die gleichnamige Open-Source-Software zur Verwaltung von Private Clouds. Zu den ersten Referenzen gehören hierzulande der Social-Gaming-Anbieter Plinga und der Sportartikelhersteller Puma. Nun vertreibt das Unternehmen seine Software und Dienstleistungen auch offiziell in Deutschland. Außerdem möchte das US-amerikanische Unternehmen seine Vertriebs- und Support-Angebote in Mitteleuropa ausbauen.

Verantwortlich dafür ist Paul Holt. Er war vor seinem Wechsel zu Eucalyptus im Oktober 2011 Director of Corporate Sales and Service bei Canonical. Vor seiner Zeit bei dem hinter Ubuntu Linux stehenden Unternehmen leitete er das Europageschäft von Springsource. Der Anbieter wurde im August 2009 von VMware übernommen. Zwischen 2001 und 1008 hatte Holt zudem mehrere verantwortliche Positionen im Vertrieb bei Red Hat inne.

„Durch die frühzeitige Nachfrage in Deutschland nach On-Premise und hybriden Formen von Cloud-Computing, bietet dieser Teil Europas großes Wachstumspotenzial“, glaubt Said Ziouani, Executive Vice President Worldwide Sales von Eucalyptus. „Unternehmen suchen aktiv nach Möglichkeiten, Kosten zu senken, ohne dabei die Qualität der Dienstleistungen ihrer IT-Abteilungen zu gefährden. Tausende erfolgreiche Cloud-Implementierungen zeugen von der Leistungsfähigkeit der Eucalyptus-Plattform. Mehrere hundert Implementierungen allein in Deutschland bestätigen die Wichtigkeit von On-Premise-Clouds für europäische Unternehmen.“

Die Eucalyptus-Software ist Open Source. Eucalyptus Systems bietet, wie bei quelloffener Software üblich, Ergänzungen und Supportdienstleistungen an. Außerdem kümmert sich das Unternehmen um den Aufbau eines Ökosystems. Wie CEO Marten Mickos gegenüber ITespresso sagte, gehören dazu bereits über 200 Partner, darunter auch Firmen wie Puppet Labs, die in letzter Zeit für viel Aufsehen sorgen. Dies sieht der ehemalige MySQL-Manager als wichtigen Beitrag, um Eucalyptus zu breiter Akzeptanz zu verhelfen.

Bedarf an seiner Software sieht der Geschäftsführer vor allem bei Firmen mit großen und komplexen Datenmengen (Big Data), oder solchen, für die Computing ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts ist. Und sie sollten bereit sein, die Kosten von 2000 Euro pro Server pro Jahr zu bezahlen. Dafür bekommen sie dann die Möglichkeit, sehr heterogene Serverlandschaften – auch mit älteren Geräten und unterschiedlichen Hypervisoren – als private Cloud zu betrieben.

Das sei für viele attraktiv, meint Mickos: Die aus der Hardware-Ecke kommenden Cloud-Anbieter lieferten oft Komplettpakete, die entweder ein Paralleluniversum zu den existierenden Infrastrukturen entstehen lassen oder deren Austausch nahelegen. Das sei natürlich für die Serverhersteller interessant – für deren Kunden dagegen oft nur teuer. Technologiepartnerschaften, bei denen die Serveranbieter mit der Eucalyptus-Software ein Privat-Cloud-Paket schnüren, hat man daher nicht, braucht man aber laut Mickos auch nicht. Ausnahme ist Fujitsu: Das Unternehmen bietet mit seiner Privat-Cloud-Plattform NuVola solch ein Bundle an.

Eucalyptus und OpenStack

Als einen Trumpf im Wettbewerb der Cloud-Management-Plattformen sieht Mickos das im März dieses Jahres geschlossene Abkommen mit Amazon Web Services (AWS). Damit sei es Kunden nun möglich, Arbeitslasten zwischen ihren eigenen Rechenzentren und AWS zu verteilen und dabei die gleichen Management-Tools zu nutzen. Kunden können so Anwendungen in ihren Rechenzentren ausführen, die kompatibel zu populären Webservices von Amazon sind, etwa Amazon Elastic Compute Cloud (Amazon EC2) und Amazon Simple Storage Service (Amazon S3).

Das alles war zwar auch schon vorher grundsätzlich möglich, wurde aber mit der Vereinbarung nun festgeschrieben. Eucalyptus ist damit nun ein fester Bestandteil der AWS-Welt und es ist unwahrscheinlich, dass Amazon seine APIs für Eucalyptus unvorhersehbar so ändert, dass der Private-Cloud-Provider Probleme bekommt. Das schafft vor allem Planungssicherheit für die Kunden.

Besonders die Server-Anbieter, allen voran Hewlett-Packard und Dell, die sich auf die Zeiten vorbereiten müssen, in denen Firmen weniger Server kaufen, wollen jedoch keine Lösung unterstützen, die ihre Kunden in eine Cloud lockt, die nicht mit ihren Servern ausgerüstet ist. Sie bevorzugen eigene Modelle, so wie sie Hewlett-Packard sie erst kürzlich vorgestellt hat.

Platz für zwei Anbieter

Für den Part der Private- oder On-Premise-Cloud setzen sie auf den Rackspace-Ableger Open Stack. HP ohnehin, Dell und Canonical haben angekündigt, Private-Cloud-Angebote auf Grundlage von Ubuntu in Deutschland, Großbritannien und China zu vertreiben. OpenStack argumentiert damit, dass seine APIs im Gegensatz zu denen von Amazon auf offenen Standards aufsetzen – was für Kunden den Vorteil biete, sich nicht an einen Anbieter binden zu müssen.

Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert: Aber durch die Vereinbarung mit Eucalyptus hat AWS auch dieser Kritik den Wind aus den Segeln genommen: Es könnte Amazon erlauben, seine APIs als die zu etablieren, die ohnehin jeder benutzt. Dazu könnte auch beitragen, dass über OpenStack zwar viel geredet, Eucalyptus aber viel genutzt wird. Letzteres hat einfach ein paar Jahre Entwicklungsvorsprung, der nicht wegzudiskutieren ist.

Dass das Open-Source-Projekt bei den Linux-Distributionen in Ungnade gefallen zu sein scheint, stört Mickos dabei nicht, wie er gegenüber Joe Brockmeier bei ReadWriteWeb sagte: Früher, als er noch bei MySQl war, sei man nicht umhin gekommen, Teil der Distributionen zu sein. Heute sei das anders; Dass sich Ubuntu und Suse Open Stack zugewandt haben und Red Hat seinen eigenen Weg geht, stört Mickos beim Geschäft nicht.

Selbst, wenn OpenStack den Entwicklungsvorsprung von Eucalyptus aufgeholt hat und in großem Umfang in produktive Umgebungen aufgenommen wird, glaubt Mickos, dass Platz für beide bleibt: Er sieht Eucalyptus nach wie vor als Werkzeug für die Private Cloud, Open Stack dagegen als Software, die Anbieter von Public-Cloud-Angeboten nutzen werden, Firmen also, die wie HP, Dell, IBM oder T-Systems versuchen, Amazon Konkurrenz zu machen.

ZDNet.de Redaktion

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