Nach Umsatz- und Gewinnrückgang steht HP-Chefin Meg Whitman nach nicht mal einem Jahr Amtszeit mit dem Rücken zur Wand. Um sich Freiraum gegenüber der Börse zu verschaffen, musste sie Pläne für weitere Entlassungen ankündigen. Aber Kunden, vor allem Großkunden, haben andere Erwartungen als die Börse: Sie wollen nicht einen schlankes Profitcenter als Partner, um ihre IT-Probleme zu lösen, sondern einen kompetenten, breit aufgestellten Technologielieferanten.
Daher war in Whitmans Keynote auf der Kundenkonferenz Discover 2012 in Las Vegas auch von Quartals- oder Mitarbeiterzahlen keine Rede. Whitman und ihre Executive Manager versuchten vielmehr, HP als starken Technologiekonzern zu präsentieren, der seine Kunden bei den anstehenden IT-Aufgaben der nahen Zukunft weitreichend kräftig unterstützen kann. Aber dazu ist ein gewaltiger Spagat erforderlich: Das Geld wird nach wie vor mit Hardware verdient, die Zukunft des Konzerns liegt nach Ansicht der Führungsetage dagegen schon seit Jahren in der Software – was zahlreiche, oft sehr teure Übernahmen unterstreichen.
Dennoch stammen bei HP etwa 70 Prozent des Umsatzes auch heute noch aus dem Verkauf von PCs, Druckern, Speicher, Servern und Kommunikationsausrüstung, wie Meg Whitman in Las Vegas sagte. Vor diesem Hintergrund setzt HP auf drei strategische Säulen: auf Cloud Computing, die damit verbundenen Sicherheitsfragen und das Bewältigen der derzeit rasch wachsenden Datenflut. Das alles auf der Basis des Architekturkonzepts „Converged Infrastructure“ (CI).
Neue Hardware für die HP Converged Infrastruktur
Am Eröffnungstag der Kundenkonferenz HP Discover haben Enterprise Chef Dave Donatelli und seine Mitstreiter eine bemerkenswerte Reihe neuer CI-Bausteine angekündigt. Zu den Neuheiten gehören HP StoreOnce Catalyst, Data Protector 7 sowie die Technologie HP Virtual Connect für die großen Primärspeicher von 3PAR mit Flat SAN. In Kombination mit den Backup-Systemen HP StoreOnce ermöglichen die Lösungen eine durchgängige Deduplizierung, die kontextbezogene Sicherung unstrukturierter Daten, Cloud-basiertes Offsite-Backup und eine virtuelle Netzanbindung.
Die neue Version 7 der Software HP Data Protector ist nach Angaben von HP die branchenweit einzige Lösung, die eine kontextbezogene Datensicherung ermöglicht. Dafür nutzt sie die Datenanalyse-Plattform Autonomy Intelligent Data Operating Layer (IDOL). HP Data Protector 7 erkennt automatisch den Inhalt von unstrukturierten Daten aus unterschiedlichen Quellen wie Social Media, Video, Audio, Fotos oder E-Mails.
HP kündigte auch Verbesserungen bei der Datenübertragung an. Herkömmliche, mehrschichtige Fibre-Channel-Netzwerkarchitekturen benötigen ein umfassendes Netz aus Kabeln, Switches und Netzwerkkarten, um den steigenden Datenverkehr zu bewältigen. Das führe zu Leistungsengpässen und erhöhe die IT-Komplexität, sagt HP. Die Technologie HP Virtual Connect für 3PAR mit Flat SAN verbindet Server und Speicher ohne dedizierte Host-Bus-Adapter, Switches und die zugehörigen Kabel. Das senkt laut HP die Kosten für Speichernetze um bis zu 50 Prozent und verkürzt die Zeit für die Bereitstellung von Speicherplatz erheblich.
Software für Big Data
Die Bewältigung der wachsenden Datenflut wird bei HP „Information Optimization“ genannt. In der IT-Branche läuft das Thema schon seit gut einem Jahr unter dem Schlagwort „Big Data“. Dabei geht es in erster Linie darum, dass nach der Einschätzung von Branchenbeobachtern nur etwa 15 Prozent der Daten in einem strukturierten Modus traditioneller relationaler Datenbanken (SQL) gespeichert und verarbeitet werden. Der überwältigende Rest – häufig unstrukturierte Daten genannt, obwohl auch diese Strukturen haben (NoSQL) – stammt aus Quellen wie Social Media, Telekommmunikations-Dateien, Handelsinformationen oder von Sensoren.
Diese „Big Data“ bereite allen Unternehmensverantwortlichen erhebliches Kopfzerbrechen, sagte Meg Whitman in Las Vegas und berief sich dabei auf zahlreiche Kundengespräche. Für diese Herausforderung bietet sich HP als Lösungspartner in großem Stil an. Das in Las Vegas vorgestellte Konzept HP Information Optimization basiert auf Techniken der übernommenen Firmen Autonomy und Vertica, die HP in seine „Converged Infrastructure“ eingebaut hat. Dazu kommen Services von HP Information Management & Analytics.
Die Lösungen können mit strukturierten, unstrukturierten und semi-strukturierten Daten arbeiten, egal ob sie aus betrieblichen Abläufen, Anwendungen oder von Sensoren stammen, so das Versprechen. Die Daten können auch von Internet-Plattformen wie Twitter und YouTube oder von mit Sensoren erfassten Vorgängen von Kunden im Handel kommen.
Im Detail erlaubt es das „HP Hadopp System for Apache Hadoop“, Umgebungen der Datenbank schneller einzurichten und die benötigte Leistungsfähigkeit bei der Speicherung, Verwaltung und Verarbeitung riesiger Datenmengen zu steigern.
Mit der neuen Softwareversion Vertica 6 können Kunden auf sämtliche Unternehmensinformationen zugreifen unabhängig von ihrer Art, dem Speicherort oder der verwendeten Zugriffstechnik und diese dann analysieren und verwalten. Die Integration der Datenanalyse-Plattform „Autonomy Intelligent Operating Layer 10“ (IDOL) in Hadoop-Nodes steigert nach Angaben von HP zudem das Verständnis der Inhalte durch Kategorisierungen, Clustering und Verknüpfungen.
Verbesserter Cloud-Service
Alle diese technischen Angebote dienen letztlich dazu, HP als einen der führenden Technologieanbieter für die verschiedensten Formen von Cloud Computing zu etablieren. Seit Ankündigung der neuen HP Converged Cloud im April dieses Jahres wurde der Bereich um 22 neue Produkte erweitert. Derzeit gebe es bereits 650 Cloud-Kunden, so HP.
Zusätzlich kündigte das Unternehmen einen erweiterten Cloud-Service für Fluggesellschaften an, der heutige Buchungs- und Abfetigungssysteme deutlich verbessern soll. Dies ist für die Fluggesellschaften vor allem interessant, wenn durch unvorhergesehene Ereignisse, etwa schlechtes Wetter, die Flugpläne kräftig durcheinander gewirbelt werden.
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