Auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O 2012 hat der Suchkonzern Neuerungen rund um Android und sein eigenes 7-Zoll-Tablet enthüllt. Hugo Barra, als Google Product Manager für mobile Geräte verantwortlich, moderierte die Keynote mit Ankündigungen in schneller Reihenfolge. Er konnte mit der Zahl von 400 Millionen Android-Geräten beeindrucken, die inzwischen genutzt werden. Täglich werden es zudem eine Million mehr – oder zwölf Geräte je Sekunde.

Die neue Android-Version kommt als Version 4.1 mit dem Codenamen „Jelly Bean“. Revolutionäre Neuerungen bringt sie nicht, optimiert aber die bisherige Erfahrung mit vielen Verbesserungen. Die Spracherkennung reagiert jetzt auch ohne Internetverbindung auf Anweisungen und Diktate. Mit einer verbesserten Sprachsuche versucht Google seine Kernkompetenz zu beweisen – und die Entsprechung zu Apples Siri schmeichelt mit einer angenehmen Stimme.


Hugo Barra stellt das Google-Tablet Nexus 7 vor (Bild: CNET.com).

Jelly Bean wird schon Mitte Juli Over-the-Air für Samsung Galaxy Nexus, Galaxy Nexus S sowie das Motorola-Tablet Xoom verfügbar. Gleichzeitig gibt Google die nächste Version seines Mobilbetriebssystems auch schon als Open Source frei, so dass auch nicht vertraglich gebundene Hersteller an den Start gehen können. Die Freigabe des SDKs für die Entwickler erfolgt noch heute.

Mit Nexus 7 enthüllte Google anschließend ein Medientablet, „geschaffen für Google Play“. Googles Dienste und Anwendungen werden dafür optimiert, beispielsweise YouTube-Videos für die hochauflösende Darstellung für das eigene Tablet. Google spielt sein Ökosystem aus, um Nexus 7 attraktiv zu machen. Entwickelt wurde das neue Flaggschiff-Tablet von Google, produziert wird es vom taiwanischen Hersteller Asus. Käuflich ist es ab sofort online für Besteller aus USA, Kanada, Großbritannien und Australien. Die Auslieferung soll ab Mitte Juli erfolgen.

Mit einem Preis von 199 Dollar mit 8 GByte Speicher (249 Dollar mit 16 GByte) tritt Nexus 7 direkt gegen das erfolgreiche Kindle Fire von Amazon an, aber mit weit besseren Spezifikationen und der aktuellen OS-Version Jelly Bean. Verbaut sind ein Tegra-3-Chipset mit Quadcore-Prozessor (1,3 GHz Taktrate) sowie eine 12-Kern-GPU für eine flüssige Grafik bei Spielen und Videos. Schon zuvor bekannt wurde die Displayauflösung von 1280 x 800 Pixeln, die 216 Pixeln je Zoll entspricht.

Anders als das Amazon-Tablet verfügt es außerdem über eine Frontkamera für Videochats wie Google+ Hangouts, verzichtet aber ebenfalls auf eine rückwärtige Kamera. Mit an Bord sind WLAN 802,11 b/g/n, Bluetooth, GPS sowie die Nahfunktechnik NFC. Mit 340 Gramm hält das dünne Tablet das Gewicht eines Taschenbuchs, dem es auch in der Größe entspricht. Google verspricht bei fortlaufender Videowiedergabe eine Akkulaufzeit bis zu 9 Stunden sowie eine Standby-Zeit von bis zu 300 Stunden.

So etwas wie „one more thing“ folgte mit Nexus Q. Es ist ein Android-basierter Computer für das Wohnzimmer, den Google als „sozialen Streaming-Player“ bezeichnet. Es ist ein immer mit der Cloud verbundenes Mediencenter mit integriertem Verstärker, das Musik und Videos streamt. Mit seinem Preis von 299 Dollar liegt Nexus Q deutlich über dem für 99 Dollar angebotenen Apple TV. Es zielt vermutlich weniger auf einen breiten Markt, hebt sich aber durch seine äußere Form ab – eine schwarze Kugel mit umlaufendem Leuchtstreifen. Die Kugel spielt Medieninhalte auf verschiedenen Endgeräten ab und ist über Smartphone oder Tablet zu bedienen.

Googles Vice President Vic Gundotra stellte Google+ Events vor. Googles Soziales Netz erlaubt damit ähnlich wie Facebook Events, zu denen Einladungen verschickt werden können. Wie zu erwarten, ist der neue Dienst tief mit Google Calendar integriert.

Abschließend ließ sich Googles Mitgründer Sergey Brin auf der Bühne in San Francisco sehen und stellte erneut das Projekt Google Glass vor. Mit einem aufwendig inszenierten Stunt ließ er die Computerbrille im praktischen Einsatz vorführen. Mehrere Fallschirmspringer trugen die Android-basierten Brillen und sprangen über dem Konferenzgebäude Moscone West ab, um auf seinem Dach zu landen. Über ein Google Hangout war das alles mit den Augen der Akteure zu verfolgen, wie mit Google Glass aufgenommen und übermittelt. Weiter ging es mit Moutainbikes, mit denen die Athleten in den Konferenzsaal fuhren.

Entwickler aus den USA, die an der Konferenz teilnahmen, können die Computerbrille vorbestellen. Die ersten verkäuflichen Exemplare von Google Glass sollen 1500 Dollar kosten und Anfang nächsten Jahres an die frühen Besteller ausgeliefert werden. Brin bezeichnete sie jedoch als „Explorer Edition“ – und warnte ausdrücklich davor, schon im ersten Anlauf ein ausgereiftes Verbraucherprodukt zu erwarten.

ZDNet.de Redaktion

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