Research In Motion ist unter steigendem Druck und muss sich mit Optionen auseinandersetzen, die in krassem Gegensatz zu seiner bisherigen Strategie stehen. Dazu gehören offenbar auch eine mögliche Partnerschaft mit Microsoft sowie die Ausgliederung des Netzgeschäfts.
Laut Reuters könnte der Smartphonehersteller sein eigenes Betriebssystem zugunsten von Microsofts kommendem Windows Phone 8 aufgeben. Microsoft-CEO Steve Ballmer sei schon seit Monaten mit RIM im Gespräch und versuche, eine ähnliche Partnerschaft wie mit Nokia zu erreichen. Die Nachrichtenagentur beruft sich auf mehrere „Personen, die mit den Umständen vertraut sind“.
Dem Bericht zufolge könnte Microsoft auch einen Anteil des kanadischen Unternehmens erwerben sowie Marketing und weitere Ausgaben finanzieren. Der Aufsichtsrat soll jedoch skeptisch gegenüber Microsofts Werben sein, da RIM damit seine technologische Unabhängigkeit aufgeben würde. Er ziehe vor, die weitere Entwicklung von Blackberry 10 voranzutreiben. Darüber hinaus soll Microsoft an RIMs Mobilfunkpatenten interessiert sein.
Eine weitere Option wäre der Verkauf seines Netzwerks mit den proprietären Diensten für sichere E-Mails und Messaging. Dem Käufer wäre dann möglich, die Blackberry-Dienste für andere Smartphonehersteller zu öffnen. Eine ähnliche Strategie der Öffnung hatte bereits der frühere Co-CEO Jim Balsillie in Erwägung gezogen. Befürchtet wurde dabei jedoch, dass es erst recht ein Aus für RIMs Hardwaregeschäft bedeuten könnte.
RIM hatte für sein erstes Fiskalquartal (bis 2. Juni) eine halbe Milliarde Dollar Verlust melden müssen. Zwischen Anfang März und Anfang Juni schrumpften die Umsätze um 33 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs fiel weiter auf unter 8 Dollar, nachdem das Unternehmen schon im letzten Jahr 70 Prozent seines Wertes verloren hatte.
Noch gravierender dürfte sich aber die angekündigte Verschiebung von Blackberry 10 auswirken. Die kommende Version des Mobilbetriebssystems soll erst Anfang 2013 veröffentlicht werden, wenn die Qualität und Zuverlässigkeit der Plattform gesichert ist. Er wolle das Produkt nicht durch eine zu frühe Auslieferung aufs Spiel setzen, erklärte RIM-CEO Thorsten Heins. „Ich bin zuversichtlich, dass die ersten Blackberry-10-Smartphones ein bahnbrechendes neues Smartphone-Erlebnis ermöglichen werden.“
Gleichzeitig übertreffen sich Analysten mit düsteren Prognosen und reduzieren ihre Kursziele weiter. Shaw Wu von Sterne Agee zweifelt daran, dass Blackberry 10 bei den Verbrauchern ankommt: „Das Unternehmen scheint alles auf BB10 zu setzen und davon auszugehen, dass es ein sofortiger Erfolg wird. Vielleicht wird es das nicht. Selbst wenn es gut ausgeführt und ein gutes System ist, finden die Verbraucher vielleicht keinen Gefallen daran.“ Es gehe nicht mehr nur um BB10, sondern um das Überleben von RIM.
[mit Material von Max Smolaks, News.com]
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