Syrien war am vergangenen Donnerstag für 40 Minuten vollständig vom Internet getrennt. Berichten zufolge hat die Regierung von 16.32 Uhr bis 17.12 Uhr Ortszeit alle Verbindungen zum weltweiten Netz gekappt. Unklar ist, ob es sich um einen Test einer neuen Zensurinfrastruktur gehandelt hat, um eine technische Panne oder um ein Versehen.
Der Netzwerk-Analysefirma Renesys zufolge gibt es in der Regel 66 für Syrien gelistete Internetverbindungen, von denen 61 über die staatliche Telekommunikationsbehörde Syrian Telecommunications Establishment (STE) laufen. Diese 61 Verbindungen waren für die genannte Zeit tot – nicht aber die verbleibenden fünf. Diese seien zwar für die STE registriert, stammten aber in Wirklichkeit vom weltweit operierenden Provider Tata, heißt es.
In den von Tata angebundenen syrischen Netzen hat Renesys „interessanterweise ein falsches Verschlüsselungstool für Skype gefunden, das auf syrische Oppositionelle abzielt.“ Tata sei der achtgrößte Internetprovider weltweit und im Nahen Osten sogar die Nummer drei.
Die syrischen Telekommunikationsnetze galten bisher als relativ stabil – vor allem im Vergleich zu den Diktaturen in Libyen und Ägypten. Die Regierung von Präsident Bashar al-Assad nutzt selbst intensiv E-Mail-Dienste, wie die von Wikileaks veröffentlichten „Syria Files“ zeigen. Es handelt sich um insgesamt 2.434.899 E-Mails syrischer Politiker, darunter auch Minister, und aus Firmen. Sie wurden von insgesamt rund 680 verschiedenen Domains (darunter die fast aller syrischer Ministerien) und von 678.752 Mailadressen aus an 1.082.447 Empfänger verschickt. Die ältesten Dokumente stammen laut Wikileaks aus dem Jahr 2006.
Inzwischen herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Am Wochenende starben mehrere Hundert Menschen in Gefechten.
[mit Material von Emil Protalinski, ZDNet.com]
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