Microsoft: „Ja, wir konkurrieren mit unseren Partnern“

Microsoft hat in einer Eingabe an die US-Börsenaufsicht SEC erstmals vermerkt, dass es durch das Tablet Surface in Konkurrenz mit seinen engsten Partnern und Kunden tritt. Es weist auch darauf hin, dass „intensiver Wettbewerb über alle Märkte hinweg“ sich negativ auf seine Gewinnspannen auswirken könnte.

Auf Seite 14 der jährlichen Pflichtmeldung 10-K geht es um Surface. „Wir generieren beträchtlichen Umsatz mit Lizenzen des Betriebssystems Windows für Personal Computer. Das Aufkommen alternativer Geräte und Formate, insbesondere von Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets, schafft Herausforderungen in Form von Software-Plattformen der Wettbewerber. […] Selbst wenn viele Anwender diese Geräte als Ergänzung des PCs sehen, machen sie es schwieriger, Applikationsentwickler für unsere Plattformen zu interessieren. Dazu kommt, dass unsere Geräte der Reihe Surface mit Produkten unserer OEM-Partner konkurrieren werden, was sich auf deren Engagement für die Plattform auswirken könnte.“

Natürlich streicht Microsoft in der Börsenmeldung auch sein „etabliertes Ökosystem“ aus Anwendern, Entwicklern und Partnern heraus, das „Wachstum beschleunigen“ könne. Mit dem Start von Windows 8 im Oktober stehe auch der Konkurrenz zusätzlicher Druck bevor.

Microsoft-CEO Steve Ballmer hatte auf der Partnerkonferenz WPC den OEM-Herstellern zugesagt, das Microsoft-Tablet Surface werde ihnen keineswegs die Chancen für erfolgreiche Produkte mit dem kommenden Windows 8 nehmen. Er bezeichnete es als Microsofts Ziel, im nächsten Jahr „einige Millionen Surface-PCs zu verkaufen“. Zugleich schätzte er die Zahl der in den nächsten 12 Monaten verkauften Windows-PCs auf 375 Millionen und implizierte damit einen noch immer erheblichen Spielraum für die Hersteller, Geräte mit Windows 7, Windows 8 und Windows RT auf den Markt zu bringen.

„Surface ist nur ein mögliches Design“, sagte Ballmer. „Es wird einen besonderen Platz in einem ausgedehnten Windows-Ökosystem haben. Aber es wird die Bedeutung von mehreren Tausend Partnern, die Windows-Computer entwickeln und herstellen, nicht schmälern.“ Er erwarte von Microsoft und seinen Partnern ein „Spektrum überwältigender Windows-Geräte“.

Diese Aussage wird durch die SEC-Eingabe relativiert. Immer deutlicher zeichnet sich ab, welches enorme Risiko Microsoft mit seinem eigenen Tablet eingeht – gilt doch schon das Tablet-optimierte Windows 8 selbst mit seiner umstrittenen Metro-Oberfläche als Glücksspiel und „Ballmers letzte Chance.“ Darüber scheint sich auch Microsoft klar zu sein. Es zeugt von Vorsicht, dass viele Fakten rund um das Tablet noch nicht bekannt sind und vielleicht auch gar nicht feststehen – allen voran der Preis.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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