Facebook streitet mit Werbekunden über Klickbetrug

Das im US-Bundesstaat New York ansässige Musik-Start-up Limited Run hat in seinem Blog angekündigt, seine Facebook-Seite zu löschen. Als Grund nennt das Unternehmen, 80 Prozent der Klicks auf seine Anzeigen auf Facebook seien „verdächtig“. Das Social Network wiederum gibt an, es habe Schutzmaßnahmen eingerichtet, um Klickbetrug zu erkennen, wie Computerworld berichtet.

Limited Run hat nach eigenen Angaben festgestellt, dass nur etwa 20 Prozent der Klicks, für die es bezahlt, auch wirklich Nutzer auf seine Website führen. Man habe die Zahl mit verschiedenen Analytics-Werkzeugen ermittelt und sogar eine eigene Software geschrieben, die zum selben Ergebnis gekommen sei.

Bei den verdächtigen 80 Prozent aller Klicks sei im Browser JavaScript abgeschaltet gewesen, heißt es weiter in dem Blogeintrag. Nach eigener Erfahrung hätten aber nur etwa 2 Prozent der Besucher der Limited-Run-Website JavaScript deaktiviert. „Wenn ein Nutzer, der auf eine Anzeige klickt, kein JavaScript hat, ist es für einen Analytics-Dienst sehr schwer, den Klick zu prüfen“, schreibt das Unternehmen.

Limited Run vermutet deswegen, dass als „Bots“ bezeichnete Programme, die automatisch in betrügerischer Absicht auf Anzeigen klicken, für die Klicks verantwortlich sind. Damit erhöhe sich der Betrag, den man für Anzeigen auf Facebook zahlen müsse.

„Wir haben versucht, Facebook deswegen zu kontaktieren“, schreibt Limited Run. „Unglücklicherweise haben sie nicht geantwortet. Wissen wir, wem die Bots gehören? Nein. Beschuldigen wir Facebook, mit den Bots seinen Werbeumsatz in die Höhe zu treiben? Nein. Ist das seltsam? Ja.“

Dem Bericht zufolge hat Facebook inzwischen eine Untersuchung eingeleitet. Es will die für die betrügerischen Klicks verantwortlichen Konten ermitteln und sperren. Eigene Daten zeigten zudem, dass fast alle abgerechneten Klicks von Browsern mit aktiviertem JavaScript kämen.

Der Streit mit Limited Run über Klickbetrug kommt für Facebook zu einer ungünstigen Zeit. Das Social Network hat Probleme, den hohen Erwartungen von Investoren gerecht zu werden. Laut den jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens steigen die Werbeeinnahmen nicht analog zur der Zahl der Nutzer. Allein gestern verlor die Facebook-Aktie 6,22 Prozent und schloss mit einem neuen Tiefststand von 21,71 Dollar.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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