Einer von Microsofts größten Herstellungspartnern hat deutlich gemacht, was er von dessen Einstieg in das Hardwaregeschäft hält. „Große negative Auswirkungen“ auf das weltweite Computing-Ökosystem befürchtet Acer-Chef JT Wang, wenn Microsoft wie geplant sein Tablet Surface auf den Markt bringt.
Während Microsoft mit dem iPad und der umfangreichen Palette von Android-Tablets zu konkurrieren versucht, tritt es gleichzeitig in Wettbewerb mit ähnlichen Geräten seiner eigenen Partner. Von Microsofts Plänen erfuhren die Hersteller zudem erst kurz vor der offiziellen Surface-Ankündigung.
Besondere Unruhe löste es offenbar bei Acer aus, weltweit drittgrößter PC-Hersteller hinter HP und Lenovo. CEO JT Wang äußerte sich jetzt unmissverständlich gegenüber der Financial Times: „Wir haben gesagt, denkt darüber nach. Denkt nochmals darüber nach.“ Acer habe Microsoft eindringlich vor großen negativen Auswirkungen auf das Ökosystem und davor gewarnt, dass andere Marken negativ darauf reagieren könnten. „Es ist nichts, in dem ihr gut seid, also denkt bitte zweimal darüber nach.“
Wang deutete sogar an, dass die Partnerschaft mit dem Softwarekonzern daran zerbrechen könnte. „Was sollten wir tun, wenn Microsoft ins Hardwaregeschäft geht?“ fragte er rhetorisch. „Sollten wir uns weiterhin auf Microsoft verlassen – oder sollten wir Alternativen finden?“
Es ist nicht die erste kritische Äußerung eines Acer-Managers zu Microsofts Tablet-Strategie. Schon im Juni hatte Acers EMEA-Chef Oliver Ahrens gegenüber Reuters das Scheitern dieser Strategie vorausgesagt. Seiner Ansicht nach könnte Microsoft mit Surface nicht mit Apple konkurrieren.
„Ich glaube nicht an einen Erfolg, weil du mit zwei Produkten kein Hardware-Player sein kannst“, begründete Ahrens seine Skepsis. „Microsoft arbeitet weltweit mit zwei Dutzend PC-Herstellern zusammen, inklusive der Leute vor Ort, während Apple allein agiert und mehr oder weniger tun und lassen kann, was es will. Microsoft ist Teil eines PC-Systems – ein sehr wichtiger Teil, aber eben nur ein Teil.“
In einer jährlichen Pflichtmeldung an die US-Börsenaufsicht SEC musste Microsoft vor Kurzem einräumen, dass es durch das Tablet Surface in Konkurrenz mit seinen engsten Partnern und Kunden tritt. Es wies auch darauf hin, dass „intensiver Wettbewerb über alle Märkte hinweg“ sich negativ auf seine Gewinnspannen auswirken könnte.
„Selbst wenn viele Anwender diese Geräte als Ergänzung des PCs sehen, machen sie es schwieriger, Applikationsentwickler für unsere Plattformen zu interessieren“, hieß es darin über das Aufkommen alternativer Geräte und Formate, insbesondere von Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets. „Dazu kommt, dass unsere Geräte der Reihe Surface mit Produkten unserer OEM-Partner konkurrieren werden, was sich auf deren Engagement für die Plattform auswirken könnte.“
[mit Material von Steven Musil, News.com]
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