Apple schließt in Deutschland Lizenzabkommen mit Motorola Mobility

Apple und Motorola Mobility stehen hierzulande kurz vor dem Abschluss eines Lizenzabkommens. Wie der Blog FOSS Patents unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichtet, haben beide Firmen eine vorläufige Vereinbarung getroffen, die Apple Zugriff auf Motorolas standardrelevante Patente gewährt.

Demnach ermitteln Apple und Motorola derzeit noch die Höhe einer fairen und vernünftigen Lizenzgebühr. Sollte ihnen das nicht gelingen, wird das zuständige Gericht in Karlsruhe darüber entscheiden. Die Lizenz gilt allerdings nur für Produkte, die Apple in Deutschland verkauft.

„Angesichts von Motorolas Verpflichtung, die Patente zu FRAND-Bedingungen zu lizenzieren, hat das Oberlandesgericht Karlsruhe festgestellt, dass Motorola Apples Lizenzbedingungen akzeptieren muss, da es andernfalls gegen deutsche Kartellgesetze verstößt“, zitiert Müller, der unter anderem Oracle und Microsoft in Patentfragen berät, aus den Gerichtsunterlagen.

„Das ist eine sehr bedeutende Entwicklung“, kommentiert Müller in seinem Blog. „Sie bedeutet, dass Motorola Mobility sich nur auf Patente verlassen kann, die nicht zu einem Standard gehören, um sich gegen Apple durchzusetzen. Es scheint, als könne Motorola in Deutschland mit seinen standardrelevanten Patenten nur auf eine möglichst hohe Lizenzgebühr drängen.“ Die Obergrenze dafür seien die von Motorola seit Längerem geforderten 2,25 Prozent.

Müller vermutet, dass Motorola angesichts einer drohenden Kartellklage von Apple in Deutschland eingeknickt ist. Unklar sei, welchen Einfluss die Ermittlungen der EU-Kommission gegen die Motorola-Mutter Google wegen des Missbrauches von FRAND-Patenten auf die Entscheidung hatten. „Ich weiß nicht, ob die EU-Kartellwächter Google empfohlen haben, das Angebot anzunehmen, aber es kann keinen Zweifel daran geben, dass Brüssel die Situation in Deutschland genau beobachtet.“

Auch Samsung hatten für Standards benötigte Patente zuletzt wenig Glück gebracht. Im Prozess gegen Apple entschieden die Geschworenen in Kalifornien, dass der iPhone-Hersteller keines der fraglichen Schutzrechte verletzt hat.

Ein schnelles Ende der Auseinandersetzung zwischen Apple und Motorola ist nicht in Sicht. Erst kürzlich reichte Motorola bei der ITC eine zweite Beschwerde gegen Apple ein. Es fordert ein Importverbot für iPhone, iPad, iPod Touch und einige Macs. Motorolas Ansprüche aus der ersten Beschwerde wies die Behörde Ende vergangener Woche in großen Teilen zurück. Ein Schutzrecht wurde jedoch zur erneuten Überprüfung an den zuständigen Administrationsrichter zurückverwiesen.

[mit Material von Roger Cheng, News.com]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago