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Surfen und telefonieren über LTE: AVM FRITZ!Box 6810 LTE im Praxistest

Der LTE-Router AVM FRITZ!Box 6810 bedient die Frequenzen im 800 und 2600-MHz-Band. Diese Frequenzen wurden und werden von allen deutschen LTE-Netzbetreibern ausgerollt, sprich von O2, Telekom und Vodafone. LTE-Frequenzen bei 1800 MHz versteht die LTE-Box aus Berlin allerdings nicht. Sie werden von der Telekom im Laufe des Jahres 2012 in über 100 Städten ausgerollt. Die von AVM für den Herbst 2012 angekündigte Variante 6842 soll dann aber auch 1800 MHz beherrschen und damit auch in den Telekom-Ausbaugebieten einsetzbar sein.

Die FRITZ!Box 6810 LTE ist in der Terminologie der LTE-Branche ein „User Equipment“ der Gattung „3GPP Release 8 Categorie 3“. Für Normalsterbliche übersetzt heißt das, er schafft nominal 100 MBit/s im Download und 50 MBit/s im Upload – sofern die Netzbetreiber die dazu nötigen LTE-FDD-Kanalbandbreiten auf die volle 20-MHz-Power aufdrehen: Das dürfen sie in Deutschland bei LTE 1800 und LTE 2600. Im 800-MHz-Bereich dagegen haben die Netzbetreiber im Frühling 2010 bei der Bundesnetzbehörde nur Kanalbreiten von 10 MHz ersteigert.

Die Test-Konfiguration: Der LTE-Router FRITZ!Box 6810 LTE holt das Internet aus einer Vodafone-LTE-800-Basisstation. Hausintern gibt er die Daten via WLAN (802.11n) an ein Dell Latitude E6520 weiter. Die LTE-Telefonie wird – ebenfalls drahtlos – an die zwei AVM-DECT-Handsets MT-F weitergeleitet. Das LTE-Smartphone HTC Velocity 4G dient den AVM-Geräten in diesem Test lediglich als Gesprächspartner für Test-Telefonate (Foto: Harald Karcher).

Diese schmäleren Kanäle lassen mit den aktuellen LTE-Cat3-Endgeräten grob gesagt 50 MBit/s im Download und 25 MBit/s im Upload durch. Laut AVM-6810-Handbuch sind es sogar 68 MBit/s respektive 27 MBit/s. In einem echten 4G-Kundennetz sind solche Pilot- oder gar Labormesswerte aber nur höchst selten zu erreichen. Innerhalb der beiden Frequenzbänder 800 und 2600 MHz unterstützt die FRITZ!Box 6810 laut AVM jeweils die Kanalbandbreiten 20, 15, 10 und 5 MHz. Je kleiner die Kanalbandbreite, umso geringer sind die Übertragungsraten.

Außerdem müssen sich alle Teilnehmer, die sich gerade in der gleichen LTE-Funkzelle aufhalten, die Übertragungs-Bandbreite teilen. Je mehr User also in einer LTE-Zelle gerade aktiv sind, desto weniger Speed bekommt der Einzelne auf sein Endgerät.

Ist die LTE-Zelle jedoch wenig ausgelastet, dann fühlt sich das LTE-Surfen sehr flott an: LTE-Downloads mit 100 MBit/s sind doppelt so schnell wie VDSL 50, und LTE-Uploads mit 50 MBit/s sind fast fünfmal so schnell wie VDSL 50, sofern man in der echten Praxis denn irgendwo ein derart schnelles LTE-Kundennetz vorfindet. In leeren LTE-2600-Pilotnetzen hat ZDNet solche Netto-Geschwindigkeiten aber schon gemessen.

Funkmodule für ältere 2G/3G-Funkarten wie GPRS, EDGE, UMTS und HSPA sind in der FRITZ!Box 6810 LTE nicht eingebaut. Somit beherrscht die kleine LTE-Fritzbox zwar weniger Funktechnologien als etwa der 1000-Euro-LTE-Business-Router Lancom 1781-4G, aber immerhin mehr als etwa die Huawei-B390-Router-Varianten von O2, Telekom und Vodafone, die außer LTE-800 gar nichts verstehen.

LTE-Antennen und -Buchsen

Bei der Fritzbox 6810 sind die LTE-Antennen elegant im Gehäuse versteckt. Das wirkt schöner als bei der ersten AVM-LTE-Box 6840 mit ihren langen, externen LTE-Lauschern. Dafür kann man die LTE-Antennen der großen AVM FRITZ!Box 6840 LTE jedoch leicht abschrauben und durch noch größere Außenantennen ersetzen, etwa bei ungünstigen LTE-Empfangs-Bedingungen. Bei der kleinen 6810 dagegen ist kein Antennenwechsel vorgesehen. Man kann sie deshalb nur an relativ gut mit LTE versorgten Standorten einsetzen. Wer dagegen im Funkschatten wohnt und daher eine externe LTE-Antenne hoch oben auf dem Dachmasten braucht, nimmt lieber gleich die größere AVM 6840 oder die kommende AVM 6842 ins Visier.

Laut AVM-Produktmanager Jan Schöllhammer stecken in der kompakten Fritzbox 6810 insgesamt sechs Antennen: Zwei für WLAN-11n auf 2,4 GHz, zwei für den DECT-Funk, und zwei für den LTE-Funk. Im Vergleich zu ihrer geringen Größe sind sie im Test erstaunlich effizient.

Installation

Die Ersteinrichtung der AVM FRITZ!Box 6810 LTE ist ausgesprochen einfach, egal ob man den Assistenten benutzt oder sich alleine durch den Webserver des LTE-Routers bewegt. Trotzdem legt AVM dem Router noch ein gedrucktes Installations-Faltblatt sowie eine CD mit interaktiver Anleitung und PDF-Handbuch bei.

Die FRITZ!Box 6810 LTE ist softwaremäßig auf die LTE-SIM-Karten der deutschen LTE-Anbieter 1&1, O2, Telekom und Vodafone vorbereitet. ZDNet hat mit einer Vodafone-SIM-Karte getestet, die schon die innovative Voice-over-LTE-Telefonie mit simulierten Festnetznummern unterstützt. So etwas bieten die anderen LTE-Provider zurzeit noch nicht (Foto: Harald Karcher).

Zuerst wird die LTE-SIM-Karte von unten in den Router gesteckt. Dann verbindet man ihn per WLAN oder per LAN-Kabel mit einem Rechner, im Test mit einem Dell Latitude E6520. Tippt man die Adresse fritz.box in den Browser des Rechners ein, erhält man Zugriff auf den Webserver des LTE-Routers.

Dort wählt man ein passendes Netz-Zugangsprofil von 1&1, O2, Telekom oder Vodafone aus und tippt die vierstellige PIN der SIM-Karte ein. Nach ein paar weiteren Klicks steht die LTE-Verbindung, sofern ein passendes LTE-Netz in der Nähe ist. Nach diesen wenigen Installations-Minuten kann man bereits via LTE surfen – allerdings noch nicht telefonieren.

Für den LTE-Telefonietest in München hat ZDNet von AVM drei Berliner 030-Festnetznummern und ein Sprach-Passwort erhalten. Die Daten waren ruckzuck in die 6810 LTE eingetippt und die LTE-Telefonie über das Vodafone-Netz funktionierte in einwandfreier Qualität über die verbundenen DECT-Schnurlos-Telefone.

Der Rest der Installation hängt stark von den Wünschen und von den zu vernetzenden Geräten des Anwenders ab. Wer schon einmal eine Fritzbox jüngeren Datums installiert hat, wird sich auch im Webserver der 6810 sofort heimisch fühlen. Die Einstellmöglichkeiten der Software sind schier endlos und lassen kaum Wünsche offen.

An der Hardware der AVM-LTE-Router lässt sich nach dem Kauf normalerweise nichts mehr ändern. Allerdings wird das Produkt softwaremäßig laufend weiterentwickelt, weshalb man regelmäßig die Router-Firmware updaten sollte. Das wurde auch vor dem Test getan.

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Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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