Wikipedia-Gründer Jimmy Wales hat sich gegen den Entwurf eines britischen Gesetzes ausgesprochen, das eine umfassende Vorratsdatenspeicherung vorsieht. Mit diesbezüglichen Bedenken ist parallel auch Web-Erfinder Tim Berners-Lee an die Öffentlichkeit gegangen.
Die dem Parlament vorliegende Communications Data Bill würde Internet Service Provider zwingen, Daten aller Online-Kommunikationen britischer Bürger aufzubewahren. Sie gilt für SMS, Facebook- und Twitter-Nachrichten. Vorgesehen ist, Header-Informationen wie Absender, Empfänger, Uhrzeit und Medium zu archivieren, aber keine Inhalte.
Wales wurde dazu von einem Parlamentsausschuss befragt. Er bezeichnete den Entwurf als „technologisch inkompetent“. Eine Folge dürfte seiner Meinung nach sein, dass mehr Leute aus Angst vor Überwachung Verschlüsselung einsetzen. Das wäre auch die erste Maßnahme, die Wikipedia in dem Fall umsetzen würde. Die Zeitung Guardian zitiert Wales: „Das ist keines von den Dingen, die ich von einer westlichen Demokratie erwarte. Ich würde es dem Iran oder China zutrauen, und die Internet-Branche würde es sofort bemerken.“
Die Times hat zur Communications Data Bill Tim Berners-Lee befragt: „In Großbritannien hat es wie in den USA eine Reihe Gesetzesentwürfe gegeben, die der Regierung viel Macht geben würden, um etwa Daten zusammeln. Das macht mir Sorge.“
In Berners-Lees gestern vorgestelltem Web Index, der den Einfluss einzelner Länder auf das Internet widerspiegelt, taucht das Vereinigte Königreich auf Rang 3 auf. Sollte aber ein solches – von ihm als „drakonisch“ bezeichnetes – Gesetz die Privatsphäre einschränken, droht dem Web-Erfinder zufolge ein Abrutschen.
[mit Material von Jo Best, News.com]
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