Microsoft will sich offenbar ab sofort an die Vorgaben der Europäischen Kommission zur Browserauswahl unter Windows halten. Der Softwarekonzern reagiert damit auf Vorwürfe aus Brüssel, es halte sich nicht an die im Rahmen einer Einigung mit der EU aufgestellten Regeln.
„In persönlichen Gesprächen hat mir CEO Steve Ballmer versichert, dass Microsoft sich unabhängig vom Ausgang der Kartelluntersuchung sofort fügen wird“, zitiert die Agentur Reuters den EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Die Ermittlungen der Kommission bezeichnete er als eine „sehr, sehr ernste Angelegenheit“.
Microsoft hatte sich im Dezember 2009 mit der EU auf die Browserauswahl geeinigt, nachdem es beschuldigt worden war, seine Monopolstellung im Markt für Betriebssysteme zu missbrauchen, um dem hauseigenen Browser Internet Explorer zu einem höheren Marktanteil zu verhelfen. Die Auswahl wurde daraufhin als obligatorisches Update ausgeliefert. Es gibt Nutzern die Möglichkeit, neben dem IE einen anderen Browser wie Firefox, Opera oder Chrome zu installieren.
Im Juli 2012 hatte die EU-Kommission aufgrund von Beschwerden ein neues Kartellverfahren eingeleitet. Redmond soll sich ab Februar 2011 mit der Einführung des ersten Service Packs für Windows 7 nicht mehr an seine Zusagen gehalten haben. Mehr als 28 Millionen Verbraucher in der EU, die Windows 7 SP1 gekauft haben, hätten nicht mehr die Option erhalten, einen anderen Browser als Internet Explorer zu wählen. Almunia sagte zu dem Zeitpunkt, Microsoft müsse mit Sanktionen rechnen, falls die Vorwürfe wahr seien. Die EU-Kommission behandle den Fall mit Vorrang.
Kurz darauf räumte Microsoft ein, dass die Browserauswahl in Windows 7 SP 1 nicht enthalten sei. Als Grund nannte das Unternehmen „einen technischen Fehler“. „Während wir davon ausgegangen sind, dass wir die Browserauswahl wie gefordert an alle maßgeblichen PCs verteilen, mussten wir kürzlich feststellen, dass wir rund 28 Millionen PCs mit Windows 7 SP 1 ausgelassen haben.“
Microsoft hat sich verpflichtet, die Browserauswahl auch für neue Betriebssysteme wie Windows 8 bis 2014 anzubieten. Für Letzteres hat das Unternehmen den Auswahlbildschirm Ende vergangener Woche per Update (KB976002) bereitgestellt.
Als Höchststrafe bei Kartellvergehen kann die Kommission ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes eines Unternehmens verhängen. Das würde im Fall von Microsoft einem Betrag von 5,7 Milliarden Euro entsprechen.
Kritik an Microsoft gibt es derzeit nicht nur in der EU. Auch der Rechtsausschuss des US-Senats will sich laut US-Medienberichten mit der Browserfrage in Windows auseinandersetzen. Die Mozilla Foundation sowie Google hatten sich vergangenen Monat beschwert, dass Microsoft versuche, in der ARM-Version von Windows 8 konkurrierende Browser auszuschließen. Mozilla berief sich dabei auf eine Ankündigung Microsofts, dass auf Windows RT aus Sicherheits- und Stabilitätsgründen keine Browser von Drittherstellern zugelassen werden. Das erinnere an den sogenannten “Browserkrieg” der Neunzigerjahre, sagte Mozilla-Sprecher Asa Dotzler. Auch hier könnte Microsoft eine Kartelluntersuchung drohen.
[mit Material von Zack Whittaker, News.com]
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