Ein chinesischer Journalist hat nach der Wallraff-Methode an den Fließbändern in einem Foxconn-Werk gearbeitet, in dem Apples iPhone 5 produziert wird, und seine Erfahrungen in einem Tagebuch niedergeschrieben. Sein Bericht erschien in einer Tageszeitung für Shanghai und wurde von MIC Gadget zusammengefasst.
Der Reporter nahm seine Arbeit im Foxconn-Werk in Taiyuan auf, einer Millionenstadt in der nordchinesischen Provinz Shanxi. Am Eingang näherte sich ihm ein Sicherheitsmann von Foxconn und bot ihm an, gegen umgerechnet 10 bis 20 Euro für einen schnelleren Arbeitsbeginn zu sorgen. Bei der offiziellen Bewerbungsprozedur musste er einen psychologischen Testbogen mit rund 30 Fragen ausfüllen. „Haben Sie kürzlich einen Trancezustand erlebt?“, lautete eine der Fragen.
Die ersten sieben Tage dienten der Einweisung, am achten Tag folgte der Einsatz in der Produktion. Die erste Nacht in einem Schlafsaal des Foxconn-Werks beschreibt der Reporter als einen Albtraum: „Der ganze Schlafsaal roch nach Müll, als ich hineinging. Es war eine Mischung von über Nacht angesammeltem Müll, vermischt mit Schmutz und Schweiß. Als ich meinen Kleiderspind öffnete, krochen jede Menge Kakerlaken heraus. Die an neue Arbeiter ausgeteilten Bettlaken waren voll von Dreck und Asche.“
Der zu unterschreibende Vertrag betonte besonders stark die Pflichten zur Geheimhaltung. Nicht verraten werden sollten technische Einzelheiten, Verkaufszahlen, Informationen über das Personalwesen sowie Produktionsstatistiken. Die angehenden Mitarbeiter wurden außerdem zur schriftlichen Bestätigung gedrängt, dass ihnen Lärm- und Schadstoffbelastung gesundheitlich nichts anhaben könnten.
Während der Einweisung erfuhren sie, dass sie „einfach nur die Anweisungen befolgen müssen“. Eine Checkliste führte 13 Belohnungen, aber über 70 Strafmaßnahmen auf. „Es wird euch vielleicht nicht gefallen, wie wir Euch behandeln, aber es ist alles zu Eurem eigenen Besten“, sagte ein Ausbilder. Als die Frage nach den Suiziden in Foxconn-Werken gestellt wurde, wichen die Ausbilder zwar nicht aus, wollten aber auch nicht viel dazu sagen. Dem Reporter fielen die vergitterten Fenster im Schlafsaal auf.
Beim Eingang in die Produktionshalle kündigte ein Warnschild den Beginn eines „Hochsicherheitsbereichs“ an. Es war verboten, jegliche Gegenstände aus Metall mitzuführen wie Gürtelschnallen, Ohrringe, Kameras, MP3-Player oder Handys. Ein Metalldetektor sicherte die Einhaltung der Vorschrift – bei Verstoß drohte der sofortige Rauswurf. Ein Arbeitskollege berichtete von einem Freund, der gefeuert wurde, weil er ein USB-Ladekabel bei sich hatte.
Der Undercover-Reporter musste in einer zehnstündigen Nachtschicht arbeiten. Er kam an eine Fertigungsstraße, an der Abdeckklebebänder und Plastikstopfen angebracht wurden, um die Kopfhörerbuchse und Connector-Ports vor dem Eindringen von Farbe beim nächsten Arbeitsgang zu schützen. Seine Aufgabe bestand darin, vorbereitend mit einem ölbasierten Stift vier Plazierungspunkte auf der iPhone-Rückseite zu markieren. Er musste die Gehäusedeckel innerhalb von Sekunden aufnehmen, markieren und wieder auf das schnell vorbeilaufende Band legen.
„Nach den immer gleichen Bewegungen über Stunden hinweg bekam ich furchtbare Nackenschmerzen sowie Muskelschmerzen im Arm“, berichtet er weiter. „Ein neuer Arbeiter mir gegenüber war erschöpft und ruhte sich kurz aus. Der Aufseher wurde auf ihn aufmerksam und bestrafte ihn, indem er ihn wie zu Schulzeiten zehn Minuten lang in einer Ecke stehen ließ.“ Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens gab es keine einzige Pause. Danach wurden die Arbeiter von einem schreienden Aufseher zum Weitermachen gedrängt: „Wir sind alle hier, um Geld zu verdienen! Lasst uns härter arbeiten!“ Die Bezahlung für zwei zusätzliche Stunden betrug lediglich 27 Yuan (rund 3,30 Euro).
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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