Iran sperrt Google komplett

Der Iran hat Zugriffe auf Google abgeschaltet. Gleichzeitig mit der Zensurmaßnahme soll die Realisierung eines nationalen Intranets vorangeschritten sein, wie Reuters berichtet. Unklar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Nachrichten gibt.

Die Agentur zitiert einen stellvertretenden Minister mit der Aussage, das „nationale Internet“ werde die Cybersicherheit verbessern. Man habe bereits alle Regierungsbehörden und staatlichen Einrichtungen daran angeschlossen. Der nächste Schritt sei es nun, die Bürger einzubinden.

Die Google-Sperre dagegen kündigte die Regierung im Fernsehen an: Jeder Zugriff auf Suche und E-Mail-Dienst werde „in einigen Stunden“ blockiert, soll die Botschaft an die Zuschauer gelautet haben. Reuters zitiert einen Sprecher, die landesweite Sperre gelte „bis auf Widerruf“.

Über Pläne für ein isoliertes iranisches Kommunikationsnetz war schon mehrfach berichtet worden, etwa im April, als es hieß, binnen fünf Monaten werde man ein „sauberes Internet“ auf die Beine stellen. Dem folgte allerdings ein Dementi. Iranische Medien spekulierten dennoch über März 2013 als Einführungstermin.

Der Nachrichtenagentur der Studenten des Iran zufolge steht die Google-Sperre im Zusammenhang mit jenem auf Youtube eingestellten anti-islamischen Film, der zu weltweiten Protesten geführt hat. Reuters dagegen hält die Verbindung für nicht gesichert.

Die Bürger des Iran sind an Zensur gewohnt. Dieses Jahr wurden schon mehrfach Social-Networking- und Kommunikationsdienste gesperrt – zuletzt sogar alle ausländischen Seiten, die SSL/TLS-Verschlüsselung verwenden. Um solche Maßnahmen zu umgehen, greifen viele Iraner auf Proxy-Server und andere Techniken zu.

[mit Material von Michelle Meyers, News.com]

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

CopyRhadamantys greift weltweit Unternehmen an

Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.

3 Tagen ago

Facebook Marketplace: EU verhängt Geldbuße von fast 800 Millionen Euro gegen Meta

Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…

3 Tagen ago

Umfrage: Angestellte in Deutschland unterschätzen NIS-2-Richtlinie

Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…

3 Tagen ago

Kostenloser Dekryptor für ShrinkLocker

Mit dem Dekryptor von Bitdefender können Opfer von Attacken mit der Shrinklocker-Ransomware Dateien wiederherstellen.

4 Tagen ago

Malwarebytes warnt vor Betrugsmaschen beim Weihnachtseinkauf

In der Vorweihnachtszeit ist vor allem Malvertising auf dem Vormarsch. Cyberkriminelle locken Nutzer über schädliche…

4 Tagen ago

Bedrohungsindex: Deutliche Zunahme von Infostealern im Oktober

Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.

5 Tagen ago