Windows 8 in Firmen: Lieber noch warten oder doch gleich aufspringen?

Für Microsoft ist Windows 8 ein wichtiger Schritt: Damit wird die Verschmelzung der Betriebssysteme aus Redmond zu einem einheitlichen System möglich – sowohl für die mobile Plattform als auch die Desktop- und Server-Variante. Außerdem ist die neue Touch-Oberfläche konsequent auf die Bedürfnisse mobiler Anwender abgestimmt: Sie kann intuitiv mit Fingern, aber auch mit Maus und Tastatur für Desktops und Notebooks bedient werden, falls diese keine Touch-Screens besitzen.

Bisher sind allerdings noch nicht viele Anwender die Bedienung der neuen Oberfläche gewohnt, daher sind oftmals Schulungen notwendig. Unternehmen sollten diese nicht in großflächigen Klassenraumschulungen durchführen, im Zeitalter der „Consumerization of IT“ passt das nicht mehr. Es gibt beispielsweise moderne, rollenbasierte und in den Arbeitsplatz integrierte Lernlösungen, die eine wirksame Alternative darstellen. Hier muss jedes Unternehmen seinen eigenen Weg finden.

Alle Geräte mit einheitlichem Look-and-Feel

Jochen Rapp, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist Solution Manager bei Computacenter (Bild: Computacenter).

Microsoft hat Windows 8 sowohl für Konsumenten als auch für Geschäftsanwender konzipiert. So können Geschäftskunden ihre bisherigen Windows-7-Anwendungen sofort weiternutzen. Zudem ist es möglich, neue Applikationen zu entwickeln, die mit Smartphones und Tablets sowie mit Desktops und Notebooks verwendet werden. So profitieren alle Gerätetypen von einem einheitlichen Look-and-Feel.

Darüber hinaus ist der Einsatz von neuen Typen möglich, wie dem erst kürzlich vorgestellten Microsoft-Tablet Surface oder dem Tablet Asus 600, das mittels eigener Docking-Station mit Tastatur auch als Desktop fungieren kann. Und Convertible Ultrabooks wie das Lenovo X1 sind flexibler und bieten dem Anwender vielfältige Einsatzmöglichkeiten mit einem Gerät.

Die neuen Windows-8-Systeme lassen sich einfach in das Backend für Geschäftsanwendungen und Collaboration- oder Communication-Lösungen integrieren. Dieser Prozess ist in vielen Fällen sogar unverändert zu Windows 7. Dem Administrator wird das einheitliche zentrale Management des neuen Betriebssystems bekannt vorkommen, denn es entspricht dem von Windows 7. Nur Windows RT macht eine Ausnahme, denn in diesem Fall müssen entsprechende Geräte über eine Mobile-Device-Management-Lösung verwaltet werden.

Bewährte Sicherheitsarchitektur

Auch in Punkto Sicherheit kann sich Windows 8 sehen lassen. Bereits mit Windows Vista und Windows 7 wurde eine neue Sicherheitsarchitektur eingeführt, die nun im neuen Betriebssystem noch ausgebaut wurde. Dazu zählen unter anderem die Benutzerkontensteuerung, die Festplattenverschlüsselung BitLocker, die Anwendungskontrolle AppLocker sowie der integrierte SmartScreen-Filter und der Virenschutz.

Secure Boot ist eine weitere neue Funktion, die im Zusammenspiel mit UEFI-Endgeräten über einen abgesicherten Startvorgang gewährleistet, dass nur von Microsoft signierte Anwendungen auf dem Rechner ausgeführt werden können. So müssen Administratoren, die sich bereits mit Windows 7 beschäftigt haben, im Bereich Sicherheitsarchitektur nicht viel dazulernen. Wer aber immer noch Windows XP betreibt, sollte sich spätestens jetzt mit der aktuellen Architektur befassen.

Prüfung der Kompatibilität

Die Kompatibilität der Business-Anwendungen ist eine weitere Herausforderung beim Wechsel auf ein neues Betriebssystem. Unternehmen, die bereits Windows 7 einsetzen, sind davon aber kaum betroffen. Über 90 Prozent aller Anwendungen für Windows 7 laufen auch weiterhin vollständig unter Windows 8.

Ausnahmen sind allerdings Applikationen wie VPN-Clients, Firewalls oder Festplattenverschlüsselungen, die sehr stark in den Windows-Kernel eingreifen. Daher sollten Unternehmen auf alle Fälle auf die Verfügbarkeit dieser kritischen Anwendungen achten, bevor sie Windows 8 ausrollen. Eine Alternative machen mit Windows 8 mitgelieferte Microsoft-Lösungen wie BitLocker oder Defender. Der organisatorische Aufwand für die Abstimmung mit Fachabteilungen und Anwendungsverantwortlichen, die eine solche Umstellung mit sich bringt, sollte nicht unterschätzt werden. Wenn Anwendungen keine Kompatibilitätsaussagen der Hersteller haben, müssen Unternehmen das Zusammenspiel mit Windows 8 prüfen. Standardisierte Methoden und Werkzeuge für die Automatisierung bieten die Möglichkeit, dies in Test- und Prüfverfahren herauszufinden.

Effektive Ausnutzung der IT-Lösungen

Der Aspekt der Zukunftssicherheit gewinnt zunehmend an Bedeutung, was an den sich immer schneller ändernden technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen liegt. Mitarbeiter fordern immer stärker die Einführung aktuellster Lösungen für die Kommunikation und Zusammenarbeit an ihrem Arbeitsplatz, denn sie möchten ihre Aufgaben schnell und effektiv erledigen – egal mit welchem Gerät oder welcher Anwendung und unabhängig von ihrem Arbeitsort. Sie sehen die IT-Abteilung als reinen internen Dienstleister, der ihre Anforderungen erfüllen muss. Anwendern ist zwar durchaus bewusst, dass sicherheitstechnische und organisatorische Randbedingungen zu berücksichtigen sind, als Hinderungsgrund wird dies wird aber meist nicht anerkannt.

Daher sind kreative und intelligente Lösungen gefragt, die die Interessen von Fach- und IT-Abteilungen in Einklang bringen. Gerade weil die Geschäftsführung nicht nur die reine Kostenkontrolle der IT, sondern auch deren monetären Nutzen sieht und belegen kann, unterstützt sie zunehmend die Mitarbeitersicht. Denn gerade im Informationszeitalter ist die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens von der effektiven Ausnutzung der IT-Lösungen für die Wissensarbeit abhängig.

Windows 8 unterstützt die IT bei der Bewältigung dieser Anforderungen. Während Apple-iOS- oder Android-Systeme für Unternehmen bis vor kurzem weitgehend fremd waren, kennen IT-Abteilungen die Technologien von Windows schon viele Jahre und besitzen in der Regel bereits das Know-how, um Windows 8 in ihre Infrastruktur zu integrieren. Für Unternehmen ist Microsoft ein etablierter Partner, der seit mehr als 20 Jahren spezielle Lösungen für die Unternehmens-IT entwickelt und unterstützt.

Ein neues Post-PC-Zeitalter hat begonnen

Sollten Unternehmen schon jetzt die Migration auf die neue Version planen? Pauschal lässt sich dazu keine Empfehlung geben, aber selbstverständlich lohnt sich ein geschicktes Zeitmanagement. Wer schon mit Windows Vista oder Windows 7 arbeitet, kann ruhig auf Windows 8 warten. Diese Systeme gewährleisten eine hohe Sicherheit und ein effizientes Management. Unternehmen, die aber noch das über zehn Jahre alte Windows XP einsetzen, sollten ihre XP-Rechner schnellstens entfernen. Spätestens wenn dessen Support im April 2014 endgültig ausläuft, sollte das passiert sein – je nach Hard- und Softwareherstellern auch schon 12 bis 18 Monate früher.

Nur so kann die reibungsfreie Nutzung und der Support der Gesamtsysteme gewährleistet werden. Nicht alle Unternehmen können daher auf die Verfügbarkeit von Windows 8 warten und müssen ihre Systeme schon jetzt umstellen. Diese laufenden Projekte sollten unbedingt konzentriert zu Ende geführt werden. Meistens muss anschließend nur untersucht werden, ob Windows 8 – im Sinne einer „anwenderorientierten IT“ – ab einem gewissen Zeitpunkt parallel die vorhandenen Windows-7-Arbeitsumgebungen ergänzen sollte.

Gerade im Umfeld der Wissensarbeit erzielen Unternehmen damit einen kurzfristigen Nutzen. Die dann notwendige parallele Verwaltung von Windows 7 und Windows 8 ist mit aktuellen Managementlösungen relativ unkritisch. So können Unternehmen das neue Paradigma im Post-PC-Zeitalter „Anwender- und Nutzenorientierung“ für ihre Client-IT gewinnbringend nutzen.

AUTOR

Jochen Rapp ...

... ist Solution Manager bei Computacenter. Er hat sich für den IT-Dienstleister schon mit Migrationsszenarien auf Windwos 7 beschäftigt und Firmen als Ansprechpartner zur Verfügung gestanden. Dasselbe macht er nun für Windows 8.

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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