Bericht: Sony blockiert Apples geplanten Musikstreaming-Dienst

Apple wurde angeblich durch gescheiterte Verhandlungen daran gehindert, mit iOS 6 seinen schon länger erwarteten Musikstreaming-Dienst einzuführen. Laut New York Post war es die hartnäckige Haltung von Sony/ATV, die den iPhone-Hersteller in letzter Minute zur Aufgabe seiner Pläne zwang.

Sony/ATV ist im gemeinsamen Besitz von Sony und den Erben Michael Jacksons. Nach der Übernahme von EMI Music Publishing verfügt es über das Copyright an rund zwei Millionen Titeln, die von Beach Boys und Beatles bis zu Lady Gaga und Taylor Swift reichen. Die Verhandlungen zwischen Apple und Sony/ATV waren offenbar schon weit gediehen, scheiterten aber letztlich an den unterschiedlichen Preisvorstellungen. Während üblicherweise Bruchteile eines US-Cents pro Stream fällig werden, wollte Sony/ATV eine höhere Gebühr.

Schon im letzten Monat war bekannt geworden, dass Apple an einem mit dem Internetradio Pandora vergleichbaren Dienst arbeitet. Da der iPhone-Hersteller aber über das Angebot von Pandora hinausgehen will – beispielsweise soll das mehrmalige Abspielen von Songs eines bestimmten Künstlers möglich sein -, musste er individuelle Verhandlungen mit den Rechteinhabern führen. Pandora hingegen bezahlt für die Musikrechte entsprechend einem ausgehandelten Pauschaltarif, der für alle Streaming-Anbieter gleichermaßen gilt. Es ist dafür aber auch weniger flexibel und muss sich an die genauen Vorgaben dieser allgemeinen Vereinbarung halten. Dazu kommt, dass Sony/ATV dabei ist, sich von solchen Pauschaltarifen zu verabschieden.

Wie News.com von Branchenquellen erfahren hat, sind die Musiklabels nicht wirklich begeistert von Pandoras Geschäftsmodell. Der Dienst bringt ihnen keine besonders großen Einnahmen, und andererseits könnte er Umsätze kannibalisieren, befürchten die Manager. Sie hatten daher durchaus darauf gehofft, Apple könne es gelingen, aus dem Musikstreaming ein lukrativeres Geschäft zu machen.

Grundsätzlich stehen die Plattenfirmen daher hinter Apples Plänen. Sie gehen davon aus, dass sich Apple ohnehin nicht aufhalten lässt und den Streamingdienst vor allem zur Verkaufsförderung nutzen will. Insider erwähnen zugleich den Button „Jetzt kaufen“ bei Pandora, den keiner drückt.

Andererseits wollen die Musikverlage auch nicht überfahren werden. Sie erinnern sich noch gut, wie Apple im Jahr 2010 ohne abgeschlossene Verhandlungen 90 Sekunden lange Hörproben durchsetzen wollte. Steve Jobs ließ sich damals nur durch Androhung juristischer Maßnahmen davon abhalten, das erweiterte Probehören bei einem Medienevent anzukündigen.

Da ihnen das Pandora-Modell nicht gefällt, wollen sie aber erst recht nicht, dass Apple sich ebenfalls für den Pauschaltarif entscheidet. Dieser lässt zwar den Lizenznehmern so gut wie keine Gewinnchancen, aber Apple könnte damit auf Zeit spielen – während die Musikverlage weniger Einnahmen erzielten, als Apple für erweiterte Rechte zu zahlen bereit wäre. Den Branchenquellen zufolge wurden die Gespräche nicht abgebrochen. Die Verhandlungen laufen vielmehr weiter und könnten zu einem späteren Start des Streamingdienstes führen.

[mit Material von Greg Sandoval, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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