Neue Diskussion um die optimale Technologie für Business-Drucker

Eigentlich geht es ja nur darum, Papier schmutzig zu machen – aber bei der Frage, wie man das am besten, effektivsten, schönsten und kostengünstigsten macht, reden sich seit Jahren viele schlaue Köpfe in Rage. Abgesehen davon, dass auch heute noch der eine oder andere Nadeldrucker tapfer seinen Dienst versieht, und manche versuchen, mit Geldruckern oder Festtinte zu punkten, geht es in erster Linie um die Frage, ob Laser- oder Tintendrucker besser sind.

In den vergangenen Jahren hat sich diese Diskussion etwas abgekühlt: Man hatte sich weitgehend darauf geeinigt, dass jede der beiden Technologien ihre Daseinsbeechtigung hat – offen war nur, wie weit jede in die angstammte Domäne der jeweils anderen hinüberwachsen darf. Die Antwort darauf fiel vor allem bei den ganz großen Anbietern gemischt aus – je nachdem, wen man aus dem Unternehmen dazu befragte.

Während zum Beispiel HP bei seinen Managed Print Services gerne auf Laserdrucker setzt, hat man ansonsten Tintenstrahler lieber – schließlich gehört einem da im Gegensatz zum Laserdruck die Technologie vollständig. Allerdings dachten bei HP auch die engagiertesten Tintenvertreter „lieber ein Lasergerät von HP verkauft, als dass der Wettbewerb zum Zuge kommt“ und konnten so bei Gelegenheit ruck-zuck dazu gebracht werden, das Hohelied des Laserdrucks zu singen – wenn es der Kunde denn unbedingt hören wollte.

So oder ähnlich verhielt es sich bei manchen anderen Herstellern auch. Doch selbst wenn sie die Technologie für beide Druckvarianten im eigenen Hause haben, scheuen sich die meisten doch, Kunden die eine oder die andere als „bessere“ aufzudrängen – man könnte ihn ja an den Wettbewerb verlieren. Die meisten Hersteller schicken daher beide Technologien ins Rennen.

Epsons aktuelle Marketingkampagne macht deutlich, wohin die Reise mit dem Unternehmen geht: ins Tintenland (Bild: Epson).

Aber die Grenzen zwischen den Technologien verschwimmen zusehends. Einerseits drängen Laserdurcker in klassische Tintendomänen vor – etwa indem sie inzwischen auch schon ganz passabel Fotos drucken oder indem sie viel günstiger und damit auch für Anwender mit kleinem Druckvolumen interessant geworden sind. Andererseits ist schnelles Drucken nicht mehr nur das Vorrecht der Lasergeräte: Brother hat zum Beispiel im Frühjahr einen Tintendrucker vorgestellt, der bis zu 100 Seiten pro Minute drucken kann. Er wird wahrscheinlich Anfang 2013 in Europa auf den Markt kommen.

Vor diesem Hintergrund sind die strategischen Entscheidungen von Lexmark und Epson zu sehen: Bei Lexmark gegen, bei Epson für Tinte. Lexmark hat – nach dem abgeschlossenen Rückzug aus dem Consumer-Markt – angekündigt, auf Tinte im Business-Umfeld künftig verzichten zu wollen. Das hat viele doch überrascht: Schließlich war der Hersteller zu Recht stolz darauf, beide Technologien zu beherrschen und verteidigte sein intellektuelles Eigentum gerade an der Tintentechnologie in den vergangenen Monaten vehement – was immer wieder zu Erfolgsmeldungen im Kampf gegen Tintenfälscher führte.

Epson setzt dagegen schon länger auf Tinte – bisher aber vor allem im Consumer-Markt und bei Spezialanwendungen. Jetzt gibt man aber dem Laserdruck – bei dem Epson ähnlich wie HP auf fremde Technologie zurückgreifen muss – mit einer deutlich formulierten Marketingkampagne den Laufpass:“ Bye, bye, Laser“, heißt es da. Und das gilt ausdrücklich nicht nur im Privatkundensegment, sondern auch bei Druckgeräten für Firmen.

Die beiden Hersteller schlagen also zeitgleich völlig gegensätzliche Wege ein. ZDNet hat bei beiden nachgefragt, was sie sich bei der Entscheidung gedacht haben, wie es mit der jeweils aufs Abstellgleis geschobenen Technologie weitergeht und wohin die Reise in naher Zukunft gehen soll. Die Fragen haben für Epson der deutsche Marketingleiter Schahin Elahinija, für Lexmark Hartmut Rottstedt, Geschäftsführer der Lexmark Deutschland GmbH beantwortet.

Tinte oder Laser? Die Antworten von Epson

ZDNet: Epson hat zwar sowohl Laser- als auch Tintendruckgeräte im Programm, aber jüngsten Aussagen zufolge liegt der Schwerpunkt im Business-Umfeld künftig klar auf dem Bereich Tinte. Sie wollen da insbesondere mit ihrer Piezo-Tintenstrahltechnologie punkten. Wie sieht denn bei Epson im Augenblick das Verhältnis hinsichtlich Umsatz und Gewinn bei Druckern mit Tinten- und mit Lasertechnologie aus?

Elahinija: Wir möchten hier keine konkreten Zahlen nennen, aktuell ist das Verhältnis im Office-Bereich zwischen Inkjet und Laser bei Epson in etwa ausgeglichen. Der Tintenbereich wächst jedoch stark an. Berücksichtigt man bei dieser Rechnung die anderen professionellen Tintenstrahllösungen wie beispielsweise den Großformatdruck für Proofing, Fine-Art, Signage und CAD/GIS, so liegt die Tinte mit weitem Abstand vorne.

ZDNet: Und wie soll es in zwei Jahren aussehen?

Schahin Elahinija, Marketingleiter bei Epson Deutschland (Bild: Epson).

Elahinija: Wir gehen davon aus, dass in unserem Haus in zwei Jahren die Tintentechnologie bei Drucklösungen für Unternehmen dominierend sein wird. Unterstützt wird diese Entwicklung dadurch, dass sich die Gewichte zwischen den Drucktechnologien im Gesamtmarkt signifikant zu Gunsten von Inkjet verschieben werden. In wenigen Jahren erwarten wir, dass rund die Hälfte aller Drucker im Büro auf der energieeffizienten Tintentechnologie basieren werden.

ZDNet: Wo sehen Sie derzeit noch Einsatzgebiete, in denen Laserdrucker Tintenstrahlern überlegen sind?

Elahinija: Der mittelfristige Technologiewandel ist ein Prozess und nicht für jeden Einsatzbereich gibt es heute schon geeignete Tintenstrahldrucker. Wenn wir von besonders schnellen Produktionsdruckern sprechen oder auch Abteilungsdruckern, die üblicherweise auf den Fluren von Unternehmen stehen, haben Laserdrucker die Nase vorne – noch. Aber auch hier werden wir in wenigen Jahren mehr und mehr Tintenstrahlsysteme sehen.

ZDNet: Und wo verhält es sich genau andersherum? Also wo haben Tintenstrahler ihre Vorteile?

Elahinija: Die Business Inkjets von heute haben mit den Consumer-Geräten der Vergangenheit nicht mehr viel gemeinsam. XL-Patronen mit bis zu 3400 Seiten Reichweite, rund 50 Prozent geringere Seitenkosten gegenüber vergleichbaren Lasern sowie wisch- und wasserfeste, dokumentenechte Ausdrucke bei unserer WorkForce Pro-Serie sind starke Belege dafür. Zudem liefern Inkjets eine sehr gute Druckqualität und die Möglichkeit, neben Papier auch viele unterschiedliche Materialien zu bedrucken, Folien beispielsweise.

“ Business Inkjets von heute haben mit den Consumer-Geräten der Vergangenheit nicht mehr viel gemeinsam“, sagt Epson-Marketingleiter Schahin Elahinija.

Sie sind hinsichtlich ihres Stromverbrauchs außerordentlich genügsam und aufgrund ihres gegenüber Laserdruckern einfachen Druckprinzips sehr zuverlässig. Sie benötigen keine Aufwärmzeit, sodass sie ohne Wartezeit zu drucken anfangen. Dies gibt ihnen besonders bei kleineren Druckjobs, wie sie in Büros üblich sind, einen weiteren Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Lasern. Nicht zuletzt ist der Austausch der Tinte sauber, einfach und unkompliziert.

ZDNet: Wie geht es bei Ihnen mit Laserdruckern weiter: Ist das bald nur noch ein Angebot für wirklich Unbelehrbare?

Elahinija: Laserdrucker ergänzen unser immer breiter werdendes Portfolio an leistungsfähigen Tintenstrahldruckern für Unternehmen zum oberen Ende. Dadurch bieten wir unseren Kunden genau die Lösungen, die sie für ihre Anwendung benötigen. Aber es wird mit Sicherheit immer schwerer, sich den Vorteilen der Business Inkjets zu verschließen.

ZDNet: Und wie steht es um Verbrauchsmaterial und Service für kürzlich, jetzt oder in naher Zukunft neu gekaufte Epson-Lasergeräte?

Elahinija: Verbrauchsmaterial für Epson Business-Produkte wird noch viele Jahre nach der Abkündigung des Produktes vorgehalten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für den Service.

ZDNet: Letzte Frage: Ihr Marktbegleiter Lexmark geht genau den anderen Weg: Er verabschiedet sich vom Tintendruck. Was sagen Sie dazu?

Elahinija: Wir kennen die Hintergründe und wirtschaftlichen Umstände dieser Entscheidung nicht und möchten dies daher auch nicht kommentieren. Wir sind von der Qualität unserer Micro-Piezo-Tintenstrahltechnologie überzeugt und sehen ein gewaltiges Potenzial im Business-Bereich.

Tinte oder Laser? Die Antworten von Lexmark

Hartmut Rottstedt, Geschäftsführer von Lexmark Deutschland (Bild: Lexmark)

ZDNet: Lexmark hat zwar sowohl Laser- als auch Tintendruckgeräte im Programm, aber jüngsten Aussagen zufolge liegt der Schwerpunkt künftig klar auf dem Bereich Laser. Wie sieht denn bei Lexmark im Augenblick das Verhältnis bei Umsatz und Gewinn bei Druckern mit Tinten und mit Lasertechnologie aus? Und wie soll es in zwei Jahren aussehen?

Rottstedt: Lexmark hat im August angekündigt, aus dem verbleibenden Tintenstrahl-Hardwaresegment auszusteigen. Somit wird Lexmark die bereits produzierten Tintenstrahl-AIO-Drucker abverkaufen, die Produktion von Tintenstrahl-Hardware einstellen und keine neuen Tintenstrahlprodukte entwickeln. Gleichzeitig wird Lexmark das profitable Geschäft mit Lasergeräten, Managed Print Services, Solutions und Softwarelösungen weiter ausbauen.

ZDNet: Wo sehen Sie derzeit noch Einsatzgebiete, in denen Tintenstrahler Laserdruckern überlegen sind?

Rottstedt: Tintenstrahldrucker sind Office-Farblasern insbesondere im Bereich Fotodruck überlegen.

ZDNet: Und wo verhält es sich genau andersherum? Also wo haben Laserdrucker ihre Vorteile?

Rottstedt: Einer der Vorteile von Laserdruckern ist, dass der Toner eingebrannt wird und somit nicht mehr verschmieren kann. So sind alle Laserdrucker von Lexmark PTS-zertifiziert und dokumentenecht. Desweiteren sind die Ausdrucke UV-Licht- und wasserbeständig. Weitere Vorteile liegen darin, dass Laserdrucker systembedingt auch bei längerer Standzeit nicht „eintrocknen“ und auf Normal- und Recyclingpapier eine bessere Druckqualität erzielen. Nicht zuletzt zeichnen sich Laserdrucker durch ihre Robustheit, sehr hohe Druckgeschwindigkeiten und Druckkassetten mit Kapazitäten von 40.000 Seiten und mehr aus.

Eines der letzten seiner Art: Das im Herbst vergangenen Jahres auf den Markt gekommene Tinten-Multifunktionsgerät Lexmark Pro 715 (Bild: CBS Interactive).

ZDNet: Wie geht es bei Ihnen mit Tintendruckern weiter: Ist das bald nur noch ein Angebot für wirklich Unbelehrbare?

Rottstedt: Wie gesagt, Lexmark hat angekündigt aus dem Tintenstrahl-Hardwaresegment auszusteigen. Wir werden unsere bereits produzierten Tintenstrahlgeräte abverkaufen und keine neuen Geräte mehr ankündigen.

ZDNet: Wie steht es um Verbrauchsmaterial und Service für kürzlich, jetzt oder in naher Zukunft neu gekaufte Lexmark-Businessink-Geräte?

Rottstedt: Im Rahmen unserer Meldung, aus dem Tintenstrahl-Hardware-Segment auszusteigen, haben wir auch angekündigt, dass wir weiterhin sowohl technischen Support als auch Verbrauchsmaterialien für Lexmark Tintenstrahl-Produkte anbieten werden.

ZDNet: Letzte Frage: Ihr Marktbegleiter Epson geht genau den anderen Weg: Er verabschiedet sich vom Laserdruck. Was sagen Sie dazu?

Rottstedt: Strategische Entscheidungen unserer Wettbewerber kommentieren wir nicht.

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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