Eric Schmidt: „Android gegen Apple“ prägt die Technologiebranche

Googles Chairman Eric Schmidt hat sich in einem Interview ausführlich zu den Patentkriegen sowie dem angespannten Verhältnis zwischen seinem Unternehmen und Apple geäußert. Im New Yorker Kulturzentrum 92nd Street Y stellte er sich über eine Stunde lang den Fragen von Walt Mossberg und Kara Swisher, bekannt als Gastgeber der Konferenz „All Things D“.

„Apple hätte unsere Karten behalten sollen“, kommentierte Schmidt Apples Wechsel zu einer eigenen Kartenanwendung für iOS 6. „Es sind bessere Karten. Wir haben Hunderte von Millionen Dollar in die Arbeit mit Satelliten, Flugzeugen und Autos gesteckt. Wir sind überzeugt, das beste Produkt in der Branche zu haben.“

Walt Mossberg, Kara Swisher und Eric Schmidt im Gespräch (Bild: Shara Tibken / News.com)

Auf die Frage nach einer Google-Maps-App für iOS 6 erklärte er, kein Produkt im voraus ankündigen zu wollen. Eine solche Anwendung sei zudem von der Genehmigung Apples abhängig. „Sie haben über die Jahre hinweg nicht alle Angebote Googles zugelassen.“

Schmidt ließ zugleich durchblicken, dass die beiden Unternehmen noch immer im Gespräch sind. „Apple und Google sind zwei große und wichtige Institutionen. Wir verhandeln immer, was für strukturell stabile Ergebnisse sorgt.“

Die Konkurrenz zwischen den beiden Konzernen sieht der Google-Chairman als prägend für die Technologiebranche an. „Der Plattform-Kampf Android gegen Apple ist heute die entscheidende Auseinandersetzung in der Branche.“ Schmidt erwähnte Studien, nach denen auf ein von Apple verkauftes Gerät vier Android-Modelle kommen. Allein das Volumen der verkauften Mobilgeräte stelle alle früheren Auseinandersetzungen um Plattformen in den Schatten. „Die Zuwachsrate übertrifft in jedem Quartal die Erwartungen aller.“

Google, Apple, Amazon und Facebook sieht Schmidt noch immer – wie schon vor Jahren in einem Interview geäußert – als „Viererbande“ der technologisch führenden Plattformen. Facebook versuche die weltweite Drehscheibe der Kommunikation zu werden, Amazon der weltweit führende Einzelhändler.

Microsoft schließt Schmidt noch immer nicht mit ein. „Es ist ein gut geführtes Unternehmen“, gab er zu, „aber ihre Produkte sind nicht auf dem Stand der Zeit.“ Der Softwarekonzern habe ein „strukturelles Monopol“ rund um das PC-Betriebssystem Windows geschaffen, aber das sei nicht das richtige Modell für Mobilgeräte. Unternehmen, die Hardware und Software am besten integrieren, räumte er die größeren Erfolgsaussichten ein.

Zu patentrechtlichen Auseinandersetzungen wollte Schmidt zunächst gar nichts sagen. Erstens verstehe er nicht alle Einzelheiten, zweitens verärgere ihn das Thema zu sehr. „Die Patentkriege sind tödlich“, stellte er dann fest und erwähnte geschätzte 200.000 Patente, die für die Softwarebranche relevant sind. Die Auswirkungen seien für kleinere Firmen weitaus schlimmer als für Unternehmen wie Apple, Google und Samsung, die es sich leisten könnten, ihre Technologien zu schützen. „Ich denke, das ist letztendlich sehr, sehr schlecht für die Innovation. Es beseitigt Wahlmöglichkeiten.“

Trotz der Konkurrenzsituation äußerte sich Googles Chairman mehrmals freundlich über Apple. Gegen Ende des Gesprächs wurde ihm die theoretische Frage gestellt, ob er lieber CEO von Facebook, Apple oder Amazon wäre. „Ich war in Apples Aufsichtsrat und werde immer ein Faible für sie haben“, sagte er. „Ich war eng mit Steve Jobs befreundet, stand ihm sehr nahe und vermisse ihn. Jeff Bezos hat beachtliche Dinge auf den Weg gebracht. Und Facebook hat eine Milliarde Nutzer.“ Zu einer klaren Entscheidung gedrängt, antwortete er schließlich mit einer Gegenfrage: „Wer hat das meiste Geld?“

[mit Material von Dan Farber, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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