Die Entwickler der Linux-Distribution Ubuntu haben wie geplant die finale Version 12.10 (Codename Quantal Quetzal) freigegeben. Sie steht ab sofort in mehreren Varianten zum Download bereit: Neben der von DVD ausführbaren Desktop-Version für Intel-x86-, AMD-64-Systeme (PC und Mac) gibt es zwei Server-Varianten (x86/x64 und ARM/OMAP4), die auf eine grafische Benutzeroberfläche verzichten. Die bisher verfügbare Alternate-CD mit Textmodus-Installer wird aufgrund der Image-Größe von rund 800 MByte nicht mehr angeboten.
Ubuntu 12.10 soll den Zugriff auf Informationen und Applikationen erleichtern – ganz gleich, ob diese sich auf dem lokalen PC oder in der Cloud befinden. Neuerdings lassen sich auch Web-Apps so einbinden, als seien sie native Desktop-Anwendungen. Dadurch müssen etwa Gmail und Twitter nicht mehr im Browser geöffnet werden. Zudem werden von ihnen ausgehende Benachrichtigungen direkt auf dem Desktop angezeigt.
Die Desktop-Suche „Unity Dash“ zeigt neben lokalen Ergebnissen jetzt auch Suchresultate aus Online-Diensten wie Google Drive an. Zudem lassen sich soziale Netze wie Facebook oder Flickr direkt über die Ubuntu-Oberfläche nach Kontakten oder Fotos durchforsten. Auch die Dateivorschau macht keinen Unterschied mehr zwischen PC und Web – Inhalte externer Anbieter wie Amazon eingeschlossen. Beispielsweise kann der Nutzer direkt aus der Vorschau-Ansicht heraus Musikstücke beim Online-Händler kaufen.
Bei seiner Vorstellung sorgte dieses Feature für viele Diskussionen. Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth widersprach den Vorwürfen einiger Nutzer, Ubuntu verkomme durch die Amazon-Integration zur Adware. „Es ist absolut sinnvoll, Suchergebnisse von Amazon im Dash zu integrieren, weil die Home-Linse einfach erlauben sollte, *alles* überall zu finden“, schrieb er in einem Blogeintrag. „Im Laufe der Zeit werden wir den Dash smarter und smarter machen, so dass Ihr ihn einfach fragen könnt, was immer Ihr wollt, und es wird einfach funktionieren.“ Wer dennoch keine Ergebnisse von Amazon in der Desktop-Suche zu sehen wünscht, kann die Funktion in den Einstellungen abschalten. Allerdings werden dann gar keine Online-Resultate mehr angezeigt, inklusive solche für den Microblog-Client Gwibber.
Seinen Personal-Cloud-Service Ubuntu One hat Canonical jetzt auch als native App in die Mac-Version von Ubuntu integriert (als Beta). Varianten liegen auch für Windows, iOS und Android vor. Der Dienst bietet 5 GByte kostenlosen Online-Speicher und kann von Entwicklern mittels APIs zur Synchronisation verwendet werden. Enterprise-Nutzer profitieren von einer Remote-Log-in-Option für virtualisierte Desktops. Damit kann Ubuntu ab sofort als Thin Client für Virtualisierungsumgebungen von Citrix, VMware oder Microsoft genutzt werden.
Ubuntu 12.10 verwendet den Linux-Kernel 3.5.5. Die Oberfläche Unity wurde auf Version 6.8 aktualisiert, die meisten Komponenten von Gnome auf Version 3.6. Der Browser Firefox und das E-Mail-Programm Thunderbird liegen in der aktuellen Version 16.0.1 vor. Eine Liste aller Neuerungen findet sich in den Release Notes. Außer von Ubuntu selbst stehen auch aktualisierte Versionen der Varianten Ubuntu Server, Ubuntu Studio, Edubuntu, Kubuntu, Lubuntu und Xubuntu zur Verfügung.
In einem Blogeintrag hat Mark Shuttleworth auch schon den Nachfolger von Quantal Quetzal angekündigt. Ubuntu 13.04 wird den Codenamen „Raring Ringtail“ tragen, was übersetzt in etwa „erwartungsfrohes Katzenfrett“ heißt. Laut vorläufigem Zeitplan erscheint die Final am 25. April 2013. Davor werden voraussichtlich je zwei Alpha- und Betaversionen sowie ein Release Candidate veröffentlicht. Die technischen Neuerungen von Ubuntu 13.04 sollen auf dem Ubuntu Developer Summit diskutiert werden, der vom 29. Oktober bis 1. November im dänischen Kopenhagen stattfindet.
[mit Material von Sam Shead, ZDNet.com]
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