Alle Treiber für den gehäuselosen Billigcomputer Raspberry Pi sind ab sofort im Quelltext verfügbar. Es wird erwartet, dass dies die Portierung von weiteren Betriebssystemen wie Risc OS und Bell Labs Plan 9 deutlich beschleunigt, da kein Reverse Engineering mehr nötig ist. Als letzter Code wurden diese Woche zwei bisher geschlossene Grafikbibliotheken unter die BSD-Lizenz 3 gestellt. Sie ermöglichen der ARM-11-CPU des Pi, sich mit der GPU VideoCore IV auszutauschen.
Die Bibliotheken implementieren unter anderem die APIs OpenGL/ES und OpenVG. Sie sind wie der übrige Code für den Pi bei GitHub verfügbar.
„Das bedeutet, dass Entwickler diese Bibliotheken jetzt für andere Betriebssysteme portieren können“, schreibt der Pi-Entwicklungsleiter Alex Bradbury. „Der Raspberry Pi ist wirklich eine gute Hardware, um die Vorteile von Nischenbetriebssystemen zu zeigen. Und sie können jetzt alle Aspekte der Hardware ausschöpfen.“
Bisher waren unter anderem Debian und Arch Linux für den Pi erhältlich. Auch an einem Android-Port wurde gearbeitet.
Die Veröffentlichung der Bibliotheken war nur möglich, da Broadcom sein Einverständnis dafür gab. Von ihm kommt das System-on-a-Chip BCM2835, auf dem der Pi basiert. Der Chiphersteller macht damit einen großen Schritt: Nie zuvor hat ein Anbieter alle Bibliotheken für ein ARM-basiertes Multimedia-SoC unter eine Open-Source-Lizenz gestellt. Bradbury zufolge war es der Raspberry Pi Foundation gelungen, Broadcom von den Vorteilen dieser Entscheidung zu überzeugen.
Das Risiko für Broadcom sei in dem speziellen Fall vergleichsweise gering, schreibt der Pi-Entwickler weiter. Die Schnittstelle zwischen GPU und CPU sei relativ abstrakt, sodass der Code vergleichsweise wenig über das Hardwaredesign verrate.
[mit Material von Nick Heath, ZDNet.com]
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