Im Deutschen Museum in München hat die Sonderausstellung „@Home – unsere Gesellschaft im Digitalen Zeitalter“ ihre Pforten geöffnet. Bis 31. Juli 2013 will sie Besucher dazu anregen, sich ein „eigenes Bild von Sinn und Unsinn, Chancen und Gefahren unserer digitalen Welt zu machen.“
Professor Wolfgang Heckel, Generaldirektor des Deutschen Museums, betonte bei der Eröffnungsfeier, wie exotisch diese Ausstellung für die Museumsinstitution ist: Erstmals stünden nicht die Objekte im Vordergrund, sondern die Frage, wie der Mensch damit umgeht – ein ungewöhnlicher Ansatz für das Technikmuseum. Ungewöhnlich ist auch der Kooperationspartner, mit dem die Veranstaltung auf die Beine gestellt wurde: Das Stapferhaus Lenzburg, nahe Zürich, beschäftigt sich in der Regel mit soziologischen Themen und Alltagsfragen für ein breites Publikum, wie dessen Leiterin Sibylle Lichtensteiger in ihrer Ansprache sagte.
Im Rahmen dieser Aufgabe geben Ausstellungen nur den Anstoß für die Beschäftigung mit einem Themenkomplex und sind – anders als im Deutschen Museum – nicht Dokumentation. Dadurch bedingt ist @Home auch in weiterer Hinsicht ungewöhnlich: Sogenannte Hosts stehen den Ausstellungsbesuchern bei – entweder, um ihnen zu helfen, die komplexe Technik zu verstehen, oder um sie mit den richtigen Fragen zum Nachdenken anzuregen. Dabei sind sie allerdings nicht alleine: Zahlreiche Anstöße zur Aktivierung der kleinen grauen Zellen bieten sechs Kurzfilme mit Porträts von ganz unterschiedlichen Nutzern digitaler Technologie – von der 14-jährigen Schülerin bis zum 42-jährigen World-of-Warcraft-Adepten.
Für den technischen Hintergrund steht ein langes „Informationsbankett“ zur Verfügung: Auf zahlreichen Touchscreens lassen sich von einer „Timeline“ kurze Dokumentationen aufrufen, die wichtige Stationen der IT-Entwicklung erklären oder ins Gedächtnis zurückrufen. ZDNet freut sich, dass es die Ausstellungsmacher dabei mit einem Filmbeitrag unterstützen konnte: Einem Rundgang durch das Leibniz-Rechenzentrum in Garching, während der Zeit, als dort an dem inzwischen in Betrieb genommenen SuperMUC gebastelt wurde, derzeit Europas schnellstem Supercomputer.
Letzendlich ist die Technikgeschichte in der Ausstellung @Home aber nur Beiwerk. Wichtiger sind die Zeugenaussagen der Nutzer – sie machen das Besondere aus. „Wenn Sie jetzt während meiner Rede anfangen eine SMS zu tippen, in Facebook zu gehen, zu twittern oder etwas bei Google nachzuschauen: Ist das unhöflich oder normal? Und wie ist das in der Firma: Darf man da im Meeting seine Mails checken? Oder darf man das nur in langweiligen Meetings?“, fragte Stapferhaus-Leiterin Lichtensteiger in ihrer Ansprach die Besucher.
Damit brachte sie die Ausstellung auf den Punkt: Wer aus ihr kommt, fängt an, über seinen Umgang mit der Technik nachzudenken, die er sonst ganz natürlich nutzt. Ein besonders deutliches Beispiel dafür gab während der Eröffnungsfeier der Journalist Christoph Koch: Er hat sich bewusst sechs Wochen von Internet und Mobiltelefon getrennt und über seine Erfahrungen das Buch „Ich bin dann mal offline“ geschrieben, aus dem er während der Eröffnungsveranstaltung vorlas.
Die Ausstellung läuft bis 31. Juli 2013. Sie wird von einem umfangreichen Veranstaltungs- und Vortragsprogramm begleitet. Die Hosts führen Besucher jeden Sonntag um 11 und 14 Uhr durch die Sonderausstellung @HOME. Eine Anmeldung ist dafür nicht erforderlich. Das Deutsche Museum ist bis auf wenige Ausnahmen täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Einlass ist bis 16 Uhr. Eine einfache Tageskarte kostet 8,50 Euro.
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