Categories: WorkspaceZubehör

TV-Streaming im ganzen Haus: Belkin @TVplus im Test

Tablet-App arbeitet im Querformat

Wird das TV-Programm zu einem Tablet-Computer wie dem Touchlet X10 gestreamt, schaltet die App automatisch ins Querformat. Im Display erscheint dann zunächst ein Auswahlmenü mit vier Bedienfeldern: Wiedergabe mit @TV, EPG, Aufnahmen und Einstellungen (wie bei der PC-Software). Tippt man auf Wiedergabe, erscheint das Fernsehbild auf dem kompletten Display. Ein weiteres Fingertippen aufs Fernsehbild, bringt vorübergehend oben das Menü mit diversen Feldern für den Aufruf der Fernbedienung, des EPG, eventuelle Aufzeichnungen, eine Übersicht der Lieblingssender und Voreinstellungen des App-Players zum Vorschein.

Wird hier die Fernbedienung aufgerufen, erscheint sie oben rechts als Überlagerung zum TV-Bild und verschwindet dann nach einigen Sekunden wieder. Sehr erfreulich ist, dass man selbst mit dem Tablet Videos aufnehmen kann – auch sie werden im MP4-Format gespeichert und können später mit der Player-App selektiert und wiedergegeben werden.

Externer Videoabruf via Internet

Auf die Belkin-Box kann man nicht nur zuhause innerhalb des Netzwerks zugreifen. Auch an einem beliebigen PC, der im Internet hängt, lässt sich die Belkin-Box von unterwegs fürs TV-Streaming erreichen. Voraussetzung hierfür ist aber die Installation des @TV Players von Belkin. Prinzipiell ist sogar der Streaming-Abruf aus einer Belkin-Box von Freunden oder Kollegen möglich.

Für diesen Test nutzten wir beispielsweise vorübergehend Zugangsdaten des Belkin-Pressesprechers um auf eine am @TVplus hängende Dreambox zuzugreifen. Dies funktionierte absolut problemlos – sowohl per Netbook als auch per Android-Tablet. Auf die gleiche Weise funktioniert auch der Videoabruf per UMTS-Smartphone.

Betriebskosten nicht unerheblich

Auf den ersten Blick klingt es ja relativ harmlos, dass die Belkin-Box selbst beim Streamen eine Leistungsaufnahme von lediglich etwa 15 Watt hat – dabei wird das Gehäuse der Box nach einer Stunde an der Oberseite an ein paar Stellen um die 50 °C warm. Wenn hinter der Box fürs Streaming ständig ein Sat-Receiver hängt, kann sich das je nach Fabrikat pro Stunde locker auf 30 oder mehr Watt summieren.

Die Box allein braucht im reinen Netzwerk-Standby am LAN schon 13 Watt. Wenn man sich also den Spaß der permanenten Netzwerk-Verteilbereitschaft des Fernsehprogramms via @TVplus gönnen möchte, zieht das Folgekosten nach sich zieht: 13 Watt rund um die Uhr summieren sich im Jahr immerhin schon fast auf 114 Kilowattstunden – das sind jährlich mehr als 28 Euro (bei 25 Cent pro kWh). Hinzu kommt dann noch der Standby-Verbrauch des Sat-Receivers, der bei älteren Fabrikaten durchaus nochmal 10 Watt betragen kann – in Summe sind das dann im Jahr schon mehr als 200 Kilowattstunden, also über 50 Euro. Vor dem Dauereinsatz empfiehlt es sich also, den Stromverbrauch des alten Receivers zu messen.

Wurde der Sat-Receiver direkt per Fernbedienung oder über die in die Player-Software integrierte Fernbedienungs-Simulation abgeschaltet, fehlt natürlich auch das Video-Eingangssignal an der Belkin-Box. Und wenn kein Eingangssignal anliegt, zeigt die Player-Software am PC auch keine Fernbedienung zur Aktivierung des Sat-Receivers. In den ersten Software-Versionen konnte man dann überhaupt nicht mehr fernsehen.

Inzwischen kann aber im Ansicht-Menü die Fernbedienung manuell aufgerufen werden und erscheint wahlweise links oder rechts vom Player-Fenster. Durch einen Maus-Klick auf die Ein-Aus-Taste der abgebildeten Fernbedienung lässt sich jetzt also auch der Sat-Receiver tatsächlich einschalten. Hier hat Belkin reagiert – ein gutes Zeichen, dass auch andere Schwächen der Bedienung möglicherweise bald behobne werden.

Fernbedienung mit Hindernissen und Schwächen

Sehr schade ist, dass Belkin derzeit bei weitem noch nicht alle am Markt verfügbaren Infrarot-Fernbedienungen von Sat-Receivern, Set-Top-Boxen und anderen Geräten vernünftig in die Bediensoftware implementiert hat. Zwar sind in der Setup-Software unzählige Hersteller mit jeweils etlichen Gerätetypen selektierbar, aber die dann angebotene Fernbedienung funktioniert im Test nur mit deutlichen Einschränkungen oder überhaupt nicht.

So ist es im Test nicht gelungen, einen etwas älteren Sat-Receiver von Tevion zu bedienen – anstelle des vorhandenen FTA2005 steht in der Liste zwar ein FTA2004, aber dessen eingeblendete Fernbedienung bewirkte überhaupt nichts. Auch viele weitere Versuche zur Installation von anderen Treibern für die Steuerung des Tevion bringen keinen Erfolg. Prinzipiell unterstützt die Setup-Software zwar noch die Möglichkeit, einzelne Fernbedienungscodes auf Tasten zuzuweisen und zu testen, dies ist aber sehr mühsam – insbesondere, wenn man die entsprechenden Codenummern seines Receivers nicht kennt.

Mit einem älteren Humax-Receiver PR-HD 1000 ist zwar die Suche nach einer funktionierenden Fernbedienung erfolgreich, aber das Tastenlayout unterscheidet sich dann doch erheblich. Absolut enttäuschend ist, dass bei weitem nicht alle Funktionen der abgebildeten Fernbedienung umgesetzt werden. So lassen sich etwa die farbigen Funktionstasten (rot, grün, gelb, blau) überhaupt nicht auslösen. Diese Tasten dienen beim Humax beispielsweise zur Umschaltung der Programmliste zwischen einer Gesamtliste und einer individuellen Favoriten-Liste. Momentan scheint sich allerdings bei der @TV Player-Software noch einiges zu tun. Hoffentlich bemüht man sich in einem der nächsten Updates auch etwas intensiver um die Fernbedienungs-Sondertasten.

Fazit

Insgesamt betrachtet eröffnet die @TVplus G1V1000 durchaus reizvolle Einsatzmöglichkeiten für den flexiblen Fernsehgenuss. Betrachtet man allerdings die Anschaffungskosten von knapp 200 Euro und den laufenden Netzwerk-Standby-Stromverbrauch der Box von fast 30 Euro berücksichtigt, relativiert sich der Nutzen der Belkin-Box ein wenig – das muss aber letzten Endes jeder für sich selbst entscheiden.

Und vielleicht bringt ja Belkin im Rahmen von Updates vollkommen neue Funktionen in die Box, denn an einer der beiden Seiten des Gehäuses befindet sich zusätzlich zum Reset-Taster und zur WLAN-WPS-Anmeldetaste eine Standard-USB-Buchse – derzeit aber ohne Funktion. Welchen Zweck sie irgendwann mal haben könnte, war bei Belkin leider noch nicht in Erfahrung zu bringen. Übrigens: Wer sich vor der Anschaffung der Box über die Erfahrungen anderer Belkin-User informieren will, findet einige unter https://getsatisfaction.com/mytveverywherecommunity.

Page: 1 2 3

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

Recent Posts

Top-Malware im November: Infostealer Formbook bleibt Nummer 1

Sein Anteil an allen Infektionen steigt in Deutschland auf 18,5 Prozent. Das Botnet Androxgh0st integriert…

1 Woche ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome

Betroffen sind Chrome 131 und früher für Windows, macOS und Linux. Angreifer können unter Umständen…

1 Woche ago

Data Analytics: Dienstleister wachsen zweistellig

Marktforscher Lündendonk erwartet für das Jahr 2025 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 14,9 Prozent.

2 Wochen ago

Open-Source-Malware auf Rekordniveau

Alarmierender Anstieg von Open-Source-Malware / Seit 2019 haben Sonatype-Analysen mehr als 778.500 bösartige Pakete aufgedeckt

2 Wochen ago

Bayerische KI-Agentur bietet KI-KOMPASS

Das KI-Werkzeug "BAIOSPHERE KI-KOMPASS" soll Unternehmen den Einstieg in KI erleichtern.

2 Wochen ago

Cloudflare: Weltweiter Internettraffic wächst 2024 um 17,2 Prozent

Das Wachstum konzentriert sich wie im Vorjahr auf das zweite Halbjahr. Google dominiert bei den…

2 Wochen ago