Großbritannien erhöht den Druck auf Amazon und Google, weil beide Firmen im Vereinigten Königreich nur wenig oder gar keine Unternehmenssteuern zahlen. Gestern mussten sich Matt Brittin, CEO von Google UK, und Andrew Cecil, Public Policy Chief bei Amazon, den Fragen eines Parlamentsausschusses zur „Besteuerung multinationaler Konzerne“ stellen. Das sogenannte Public Accounts Committee kontrolliert die Ausgaben der britischen Regierung.
Amazon generierte beispielsweise im vergangenen Jahr 3,3 Milliarden Dollar Umsatz in Großbritannien, führte aber aus den daraus resultierenden Gewinnen praktisch keine Unternehmenssteuern an den Fiskus ab. Das ist möglich und auch legal, weil die Rechnungsstellung über die Niederlassung in Luxemburg erfolgt. Dort profitiert der Online-Händler von einem niedrigeren Steuersatz von 11 Prozent auf ausländische Profite.
„Ich glaube, ich habe es mit einem britischen Unternehmen zu tun“, sagte die Ausschussvorsitzende Margaret Hodge. Sie fragte zudem: „Wann ist jemals ein von mir gekauftes Buch in Luxemburg gewesen?“
Cecil erwiderte, dass Amazon in Großbritannien Steuern zahle. Die Bilanzen könnten öffentlich eingesehen werden. Trotzdem warfen ihm die Politiker vor, genaue Zahlen zum Umsatz in Großbritannien im Geschäftsjahr 2011 zu verheimlichen und nur die Einnahmen für Europa offenzulegen. Das Komitee bezeichnete dieses Verhalten als lächerlich und ausweichend.
Google hingegen führt seine in Großbritannien erzielten Gewinne nach Irland ab, um sie dort zu versteuern. Deswegen musste der Konzern im vergangenen Jahr im Vereinigten Königreich nur 6 Millionen Pfund Steuern entrichten – trotz eines Umsatzes von 395 Millionen Pfund. Diese Struktur stufte das Public Accounts Committee als besonders „schwierig“ ein.
Zu dem Treffen mit den Politikern war auch Troy Alstead geladen, Chief Financial Officer von Starbucks. Sein Unternehmen verbuchte ihm zufolge in den vergangenen 14 Jahren ausschließlich Verluste in Großbritannien. Lediglich 2006 habe man schwarze Zahlen geschrieben. Das Komitee bezweifelte jedoch diese Angaben und warf Starbucks vor, seine Zahlen entsprechend anzupassen. Starbucks unterhält seine Firmenzentrale in Amsterdam.
Auch Apple hat seine Geschäfte offenbar so organisiert, dass es auf seine außerhalb der USA erwirtschafteten Gewinne möglichst wenig Steuern bezahlt. Im abgelaufenen Fiskaljahr waren es einem Bericht der Sunday Times zufolge nur 713 Millionen Dollar, was einem Steuersatz von 2 Prozent entspricht.
Wie auch bei Amazon, Google und Starbucks ist diese Praxis nicht illegal. Forbes weist beispielsweise darauf hin, dass Großbritannien von Firmen, die keine Niederlassung in dem Land haben, auch keine Steuern für ihre dort generierten Gewinne verlangt. Die britischen Steuergesetze gingen davon aus, dass die Abgaben im Heimatland abgeführt werden müssten.
[mit Material von David Meyer, ZDNet.com, und Matthew Finnegan, ChannelBiz.co.uk]
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