Die Verkäufe von Windows-8-PCs liegen offenbar weit unter Microsofts eigenen Erwartungen. Das berichtet Paul Thurrott, Autor mehrerer Bücher über Windows, und beruft sich dabei auf eine seiner „verlässlichsten Quellen bei Microsoft“. Thurrott ist seit langen Jahren gut mit Microsoft vernetzt, beschäftigt sich aber in seiner Winsupersite auch kritisch mit aktuellen Entwicklungen.
Seinem Bericht zufolge liegen die Verkäufe deutlich unter den internen Vorausschätzungen Microsofts und wurden im Unternehmen als „enttäuschend“ beschrieben. Der Softwarekonzern schiebe die Schuld daran aber auf die PC-Hersteller. Ihre wenig begeisternden Gerätekonzepte und mangelnde Lieferfähigkeit hätten zum langsamen Start geführt – und das rechtfertige erst recht die Surface-Strategie, auf eigene Geräte und ihre direkte Vermarktung zu setzen.
Thurrott zufolge stellt sich sogar die Frage, ob der Abgang von Windows-Chef Steven Sinofsky wirklich nur wegen seines polarisierenden und wenig kooperativen Verhaltens im Unternehmen erfolgte: „Viele werden sich außerdem fragen, ob nicht tatsächlich Mängel in Windows 8 (und Windows RT) zu seiner Entlassung führten.“
Einen der vielen Gründe für die Zurückhaltung der Käufer sieht Thurrott in der „monströsen Mixtur von Altem und Neuem, das einen großartig aktualisierten Desktop hinter einer verrückten Metro-Oberfläche versteckt“. Microsoft sage „Touch zuerst“, zwinge es aber jedem auf, ob er es wolle oder es mit seiner Hardware überhaupt möglich sei. Zur Verwirrung der Verbraucher trage auch die gleichzeitige Veröffentlichung von Windows 8 Pro und der Tablet-Version Windows RT bei.
„Die Spaltung zwischen Windows 8 Pro und RT macht es schwierig, Windows 8 zu positionieren“, meinte auch Roger Kay, Analyst bei EndPoint Technologies. „Das neue Touch-Interface ist wirklich fantastisch für besonders mobile Geräte wie Tablets“, erklärte er gegenüber News.com. „Aber warum die ganze Welt auf den Kopf stellen wegen ein paar Tablets?“
Mangelnde Begeisterung der Verbraucher für Windows 8 geht auch aus einer von USA Today veröffentlichten Umfrage hervor. Sie wurde von Avast, einem Anbieter von Antivirus-Software, unter seinen Nutzern durchgeführt. Über 70 Prozent der US-Anwender wollen demnach bei ihrem derzeitigen Betriebssystem bleiben, nur 9 Prozent neigen zu einer schnelleren Kaufentscheidung für einen neuen PC mit Windows 8. Umgekehrt seien lange nicht alle bisherigen Windows-Anwender an Windows 8 interessiert, wenn sie denn einen neuen Computer erwerben wollen. 30 Prozent von ihnen planten vielmehr, ein iPad zu kaufen, und 12 Prozent können sich eher einen Mac von Apple vorstellen.
Für einen schnellen Erfolg von Windows 8 aber muss Microsoft auf die privaten Verbraucher hoffen. Die Unternehmen halten sich bei der neuen Version eines Betriebssystems traditionell zurück und sind noch weitgehend mit dem Umstieg auf Windows 7 beschäftigt. Nach Erhebungen von Forrester zögern sie bei Windows 8 aber noch mehr als üblich. IT-Manager, die über Hardwarekäufe zu entscheiden haben, bringen demnach für Windows 8 nur etwa halb so viel Interesse auf wie für Windows 7 während seiner Einführungsphase.
[mit Material von Brooke Crothers, News.com]
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