Jakob Nielsen, der als Experte für Benutzeroberflächen gilt, hat Windows 8 einen „Irrweg“ genannt. Die Oberfläche des neuen Microsoft-Betriebssystems „erdrückt die Usability mit großen bunten Kacheln, während sie benötigte Funktionen versteckt.“
Um das Betriebssystem zu beurteilen, ließ Nielsen zwölf „erfahrene PC-Nutzer“ Windows 8 auf Surface-RT-Tablets und PCs erproben. In seiner Studie berichtet er, dass ihnen die Dualität zwischen Tablet-orientiertem Start-Bildschirm und „PC-orientiertem Desktop-Bildschirm“ nicht gefallen habe. Das Nebeneinander dieser beiden Konzepte zwinge den Nutzer, „sich zu merken, wo er welche Funktion findet“. Die Usability leide außerdem einfach unter der „nicht konsistenten Nutzererfahrung“.
Windows 8 ist letzten Monat gestartet. Schon vorher hatte sich aber massive Kritik an der neuartigen, für berührungsempfindliche Bildschirme optimierten Kachel-Oberfläche geregt – wobei es durchaus auch Befürworter gibt. Microsoft hält sie für leicht zu bedienen. Viele Anwender sprechen aber von einer steilen Lernkurve – sowohl für Neulinge als auch für erfahrene Windows-Nutzer.
Die erfahrenen Nutzer in Nielsens Versuch waren der Studie zufolge insbesondere davon verwirrt, dass eine „Windows“ genannte Software keine Fenster unterstützt. Nielsen schreibt: „Win8 hat zwar eine Option, in einem kleinen Bildschirmbereich zeitweise einen zweiten Bereich zu zeigen, aber keiner unserer Tester konnte dies erfolgreich nutzen. Die Hauptoberfläche beschränkt den Anwender auf ein einziges Fenster, weshalb das Produkt in ‚Microsoft Window‘ umbenannt werden sollte.“ Für „Power-User“ sei dies einer der schlimmsten Aspekte von Windows 8.
Die Konzentration auf Tablets geht laut Nielsen zu Lasten von PCs. Es sei „schwach auf Tablets, aber grässlich auf PCs“. Und ausführlicher merkt er an: „An einem normalen PC ist Windows 8 ein Mr. Hyde: ein Monster, das arme Büroarbeiter terrorisiert und ihre Produktivität erwürgt.“
In Nielsens Fazit verbirgt sich aber doch noch etwas Trost für Microsoft: „Ich halte übrigens Windows 7 für ein gutes Produkt und Windows 8 für einen Irrweg. Die nächsten paar Jahre werde ich bei Win7 bleiben und auf ein besseres Windows 9 hoffen. Eine der herausragenden Eigenschaften von Microsoft ist doch, dass sie ihre Fehler stets korrigieren.“
[mit Material von Don Reisinger, News.com]
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