Mehrere Analysten haben sich negativ über Windows 8 geäußert. Sie kritisieren eine verwirrende Oberfläche und unscharfe Abgrenzung von Windows RT sowie Windows 8. Der Fehlstart des Betriebssystems sei einer der Hauptgründe für ein absehbares maues Wachstum des PC-Markts.
Die erste negative Prognose kommt von Deutsche-Bank-Analyst Chris Whitmore. Er senkt aufgrund des Fehlstarts von Microsofts Betriebssystem seine Prognose für den PC-Absatz im laufenden Quartal. „Wie schon in der Vergangenheit erwarten wir aufgrund der Einführung eines neuen Microsoft-Betriebssystems verstärkte Nachfrage nach PCs. Wir glauben jedoch, dass die Auswirkungen von Win8 aus mehreren Gründen schwächer sein werden als bei früheren vergleichbaren Fällen.“
Vier solche Gründe zählt Whitmore auf. Erstens fielen die Rezensionen wegen einer verwirrenden Benutzeroberfläche durchwachsen aus. Zweitens hätten Unternehmen kaum Interesse an Windows 8. Drittens verkompliziere die Unterstützung von Tablet-Geräten die Positionierung: Neben Windows 8 gebe es jetzt ja noch Windows RT. Und viertens würden immer mehr PCs durch iPads oder andere Tablets ersetzt.
Bestätigt wird diese Einschätzung durch einen Hinweis von Brian White, Analyst bei Topeka Capital Markets, die Nachfrage nach Windows 8 bleibe gering – „weit schwächer, als PC-Hersteller vor einem Monat noch geschätzt hatten.“ Zahlen dazu liefert Computerworld: Der Site zufolge betrug die Verbreitung von Windows 8 vor dem Launch und um den Startzeitpunkt herum jeweils etwa ein Fünftel der von Windows 7 zum gleichen Zeitpunkt. Und wie Buchautor Paul Thurrott berichtet, ist auch Microsoft mit dem Absatz nicht zufrieden.
Kritik an der Oberfläche von Windows 8 hatte zuletzt auch Designguru Jakob Nielsen geäußert. Die Oberfläche des neuen Microsoft-Betriebssystems „erdrückt die Usability mit großen bunten Kacheln, während sie benötigte Funktionen versteckt.“ Es sei „schwach auf Tablets, aber grässlich auf PCs“ und somit ein eindeutiger „Irrweg“ nach dem guten Windows 7.
Windows-Spezialist Paul Thurrott, Autor mehrerer Bücher über das Microsoft-Betriebssystem, hatte bereits am Wochenende über den schleppenden Verkauf von Windows 8 berichtet. Thurrott ist seit langen Jahren gut mit Microsoft vernetzt, beschäftigt sich aber in seiner Winsupersite auch kritisch mit aktuellen Entwicklungen.
Seinem Bericht zufolge liegen die Verkäufe deutlich unter den internen Vorausschätzungen Microsofts und wurden im Unternehmen als “enttäuschend” beschrieben. Der Softwarekonzern schiebe die Schuld daran aber auf die PC-Hersteller. Ihre wenig begeisternden Gerätekonzepte und mangelnde Lieferfähigkeit hätten zum langsamen Start geführt – und das rechtfertige erst recht die Surface-Strategie, auf eigene Geräte und ihre direkte Vermarktung zu setzen.
Thurrott zufolge stellt sich sogar die Frage, ob der Abgang von Windows-Chef Steven Sinofsky wirklich nur wegen seines polarisierenden und wenig kooperativen Verhaltens im Unternehmen erfolgte: “Viele werden sich außerdem fragen, ob nicht tatsächlich Mängel in Windows 8 (und Windows RT) zu seiner Entlassung führten.”
[mit Material von Brooke Crothers, News.com]
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