Facebook will das 2009 eingeführte Recht seiner Nutzer wieder abschaffen, über geplante Regeländerungen abzustimmen. Darüber können die Mitglieder zwar formal noch einmal abstimmen, die Abschaffung eben dieses Rechts aber nach den bisherigen Erfahrungen mit den Abstimmungsprozeduren nicht verhindern.
Facebook will gleichzeitig auch weitere Änderungen an seinen Datenverwendungsrichtlinien und der „Erklärung der Rechte und Pflichten“ vornehmen. Wenn das Abstimmungsrecht entfällt, sollen die Mitglieder anstehende wichtige Änderungen weiterhin sieben Tage lang überprüfen und kommentieren dürfen: „Nach wir vor werden wir dein Feedback sorgfältig prüfen, bevor wir irgendwelche Änderungen übernehmen.“
In einer an die Nutzer versandten Mitteilung begründet Vice President Elliot Schrage die Kehrtwende mit einer Überprüfung nach dem „Anwachsen unserer Gemeinschaft“ auf über eine Milliarde Nutzer. Außerdem sei das Unternehmen inzwischen börsennotiert und damit weltweit gegenüber Aufsichtsbehörden rechenschaftspflichtig. Das habe Facebook veranlasst, eine neue Strukturierung des Verfahrens zur Regelung der Seitennutzung vorzuschlagen.
Die bisherige Regelung sah vor, dass 7000 Kommentare zu geplanten Änderungen eine Abstimmung auslöste, an der alle Mitglieder teilnehmen können. „Wir haben jedoch festgestellt, dass der Abstimmungsmechanismus, der durch eine bestimmte Anzahl an Kommentaren ausgelöst wird, tatsächlich zu einem System geführt hat, das die Quantität der Kommentare über die Qualität stellt“, argumentiert Schrage. „Deshalb schlagen wir vor, die Abstimmungskomponente des Verfahrens zugunsten eines Systems zu beenden, das zu inhaltlich sinnvolleren Rückmeldungen führt.“
Der Facebook-Manager will engagierten Mitgliedern damit offenbar vorwerfen, Kommentare mit kopierten Inhalten eingestellt zu haben, um die Hürde von 7000 Kommentaren zu überwinden. Tatsächlich war diese Hürde leicht zu überschreiten. Im Mai dieses Jahres wandten sich sogar 35.000 Facebook-Nutzer gegen die Einführung einer neuen Datenverwendungsrichtlinie, nachdem die Wiener Studentengruppe „Europe versus Facebook“ zum Protest aufgefordert hatte.
Das Social Network musste daraufhin seine Nutzer weltweit über die Änderungen abstimmen lassen. Diese Abstimmung scheiterte jedoch an einer weiteren und bei inzwischen rund einer Milliarde Nutzern extrem hohen Hürde: Ein bindendes Votum erfordert die Stimmen von mindestens 30 Prozent der Nutzer. Da sich aber nur 0,38 Prozent der Facebook-Mitglieder beteiligten, war die Abstimmung zur Farce geworden. Kritiker warfen Facebook allerdings vor, sich mit Informationen zur Abstimmung zurückgehalten zu haben. „Facebook hat die Abstimmung extrem gut versteckt“, monierte die Wiener Initiative und warf ihm „chinesische“ Methoden vor.
In der jetzt geplanten Abschaffung der Nutzer-Abstimmung sieht europe-v-facebook.org eine Antwort auf die eigene Initiative our-policy.org aus dem Frühjahr. Sie wird jetzt fortgesetzt mit der zusätzlichen Forderung: „Wir wollen, dass Nutzer weiter Änderungen kommentieren und darüber abstimmen können.“
[mit Material von Rachel King, ZDNet.com]
Tipp: Wie gut kennen Sie Soziale Netzwerke? Testen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.
Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…
Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…
Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.
Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…
Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…
Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…