Nokia-Siemens-Networks-CEO Rajeev Suri hat in einem Interview mit Bloomberg die Möglichkeit einer Expansion in die USA angedeutet. Im Zusammenhang mit dem „harten Wettbewerb in der Branche“ sagte er: „Die USA sind sicher eine Chance, also werden wir da sein.“
In den Vereinigten Staaten könnte NSN zugute kommen, dass die konkurrierenden Netzwerkausrüster Huawei und ZTE dort keinen guten Ruf genießen. Der US-Kongress hatte Anfang Oktober in einem Bericht offiziell vor Produkten und Dienstleistungen der chinesischer Unternehmen gewarnt, weil er darin ein Sicherheitsrisiko sieht. Man könne ihnen nicht trauen, da sie wahrscheinlich nicht frei vom Einfluss anderer Staaten seien und somit die nationale Sicherheit bedrohten.
US-Unternehmen, die Telekommunikations- und Netzwerkausrüstung von Huawai und ZTE erworben haben oder kaufen wollten, stehen nun vor dem Problem, dass sie sich nach einem neuen Partner umsehen müssen. Hier will NSN in die Bresche springen und die von den chinesischen Anbietern hinterlassene Lücke schließen. Der Zeitpunkt ist günstig; mit dem Schritt auf den US-Markt könnte Nokia Siemens Networks sein schwächelndes Geschäft wieder ankurbeln.
Das Gemeinschaftsunternehmen besteht seit 2007, hat seitdem aber keinen Gewinn gemacht. Im November 2011 kündigte es an, bis Ende 2013 seinen Personalbestand um knapp ein Viertel oder 17.000 Stellen zu reduzieren. In Deutschland wollte es ursprünglich 2900 der 9000 Arbeitsplätze abbauen. Auch der Verkauf einiger Geschäftseinheiten gehört zu den Maßnahmen, durch die Kosten eingespart werden sollen, um profitabel zu werden.
NSN plant, sein weniger lukratives Geschäft in Afrika sowie dem Nahen Osten aufzugeben und den Schritt nach Nordamerika zu wagen, wo die Verkäufe von Netzwerkausrüstung für schnelle Verbindungen zuletzt allerdings um sechs Prozent gefallen sind. Diesen Trend will es umkehren und durch erhöhte Marketingausgaben versuchen, den lukrativen Markt für Datendienste in der Region zu erschließen.
Beispielsweise berichtet Bloomberg, dass die Deutsche Telekom als Mutter von T-Mobile USA sowie AT&T Aufträge zum Aufbau größerer, schnellerer Mobilfunknetze für ihre Millionen Kunden vergeben werden. Angeblich wollen sie in den nächsten drei Jahren zusammen 14 Milliarden Dollar in ihre Netze investieren.
Bei der Auftragsvergabe käme NSN auch zugute, dass andere Mitbewerber wie Alcatel-Lucent derzeit mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Laut Bloomberg führt das französisch-amerikanische Unternehmen aktuell Finanzierungsgespräche mit der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs, um sein unrentables Geschäft abzufangen. Nach einem schwachen dritten Quartal kündigte es zudem die Veräußerung von Vermögenswerten und die Streichung von weltweit knapp 5500 Stellen an, um seine Cash-Flow-Verluste zu reduzieren und in die Gewinnzone zurückzukehren.
[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]
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