Nach über fünf Jahren Vorbereitung ist heute die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) in einer ersten öffentlichen Betaversion online gegangen. Vertreter von Bund und Ländern stellten das Portal im Alten Museum auf der Museumsinsel Berlin vor. Mittel- und langfristig sollen alle deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen samt ihrer digitalen Angebote miteinander vernetzt und in die europäische digitale Bibliothek Europeana intergriert werden.
„Ziel der DDB ist es, jedermann über das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eröffnen, also zu Millionen von Büchern, Archivalien, Denkmälern, Bildern, Skulpturen, Musikstücken und anderen Tondokumenten, Filmen und Noten“, erklärte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Vorstandssprecher des Kompetenznetzwerks der DDB. „Mit der DDB soll Deutschland seine Anschluss- und Wettbewerbsfähigkeit in Wissenschaft, Forschung und Bildung sichern, aber auch sein einzigartiges kulturelles Erbe und Wissen für jedermann komfortabel über einen zentralen Anlaufpunkt zugänglich machen. Dadurch werden die Möglichkeiten zur Recherche in Forschung, Lehre und Wirtschaft grundlegend verbessert.“
Seit Sommer 2007 arbeitet ein Kompetenznetzwerk, bestehend aus Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen, an dem ambitionierten Vorhaben. Zum Start der Betaphase umfasst der Katalog rund 5,6 Millionen Datensätze, die von 90 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen wie Archiven, Bibliotheken und Museen stammen. Eine Recherche ist mittels Suchbegriffen und Filtern möglich, dank Metadaten auch in Sammlungen aus unterschiedlichen Kontexten. „Suchergebnisse werden nicht durch kommerzielle Interessen beeinflusst“, sagt Elke Harjes-Ecker, Kulturabteilungsleiterin im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie Vorsitzende des Kuratoriums des Kompetenznetzwerks der DDB, mit einem Seitenhieb in Richtung Google Books.
„Schon bald werden Nutzer anhand semantischer Bezüge zwischen gefundenen Objekten navigieren und dadurch auch unerwartete Inhalte und Zusammenhänge erschließen können“, verspricht Matthias Harbort, Leiter des für Neue Medien zuständigen Referates beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie stellvertretender Vorsitzender des DDB-Kuratoriums. „Dabei werden Verbindungen und Querbezüge deutlich, die in den Angeboten einzelner Institutionen oder in domainspezifischen Angeboten – zum Beispiel reinen Bibliotheksportalen – nicht sichtbar werden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der DDB.“
Eine wichtige Funktion der DDB ist dem Kuratorium zufolge auch die eines nationalen Datenaggregators für das europäische Kulturportal Europeana. Sie ermögliche deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen eine umfassende Teilnahme an diesem europäischen Projekt.
Die erste Stufe der technischen Infrastruktur entstand ab 2010 beim Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) der Fraunhofer-Gesellschaft. Den gesamten technischen und administrativen Betrieb der DDB verantwortet das „FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur“. Aktuell sind etwa 1800 Einrichtungen mit dem Netzwerk verknüpft, langfristig sollen es bis zu 30.000 werden. Sie sollen sich künftig über das DDB-Netz austauschen und gegenseitig unterstützen können. Geplant sind zudem Werkzeuge und Dienste, die Institutionen bei der zukünftigen Bereitstellung, Bearbeitung und Präsentation digitaler Objekte helfen.
„Mit dem heutigen Start der Betaversion der Deutschen Digitalen Bibliothek sind wir der Verwirklichung unserer Vision, über das Portal das kulturelle und wissenschaftliche Erbe Deutschlands in digitaler Form zugänglich zu machen, ein gutes Stück nähergekommen“, sagte Parzinger. „Aber wir sind noch nicht am Ziel. Dies ist ein Prozess, der auf Jahre angelegt ist.“
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