E-Book-Kartellvorwürfe: Apple und Verlage einigen sich mit EU

Apple und vier große Verlage haben ein EU-Kartellverfahren beigelegt. In den seit September andauernden Verhandlungen wurden sie sich jetzt mit der EU einig. Es ging um Preisabsprachen bei E-Books.

Die vier Verlage sind HarperCollins (News Corp), Hachette Livre (Lagardere SCA), das zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehörende Macmillan und die CBS-Tochter Simon & Schuster. Ein fünfter, Penguin, wollte sich der Einigung nicht anschließen. Damit bestätigt sich mit beträchtlicher Verzögerung, was Reuters bereits vor einem Monat gemeldet hatte.

In einer Stellungnahme der EU-Kommission heißt es, die Firmen hätten „möglicherweise den Preiswettkampf bei E-Books in der europäischen Union eingeschränkt“ und damit gegen Wettbewerbsregeln verstoßen. Im Rahmen des jetzigen Abkommens hätten sie sich allerdings verpflichtet, „noch ausstehende Agenturverträge zu beenden und bestimmte in diesen Verträgen enthaltene Klauseln fünf Jahre lang nicht mehr zu verwenden.“

Die Untersuchung hatte vor einem knappen Jahr mit Durchsuchungen von Verlagsräumen in Großbritannien begonnen. Apple, von der EU jetzt als möglicher „Helfer“ bezeichnet, hatte mit den Verlagen 2010 eine Vereinbarung über den Verkauf von E-Books in iTunes geschlossen. Dieses so genannte „Agenturmodell“ sieht vor, dass die Verlage die Preise für ihre Bücher selbst festlegen und Apple mit 30 Prozent am Umsatz beteiligen. Zugleich dürfen andere Händler die Titel nicht zu niedrigeren Preisen verkaufen. Damit entspricht es in Grundzügen der deutschen Buchpreisbindung.

Beendet wurde mit der Einigung auch eine weitere Klausel, die Händlern die Möglichkeit gab, die Preise von anderen Händlern über ihre Plattform angebotener E-Books zu senken – unabhängig von deren Preismodell. So wurde die Marge kleiner Buchhändler minimiert.

Jetzt sagt die EU-Behörde, sie sei „zufrieden“, weil die Verpflichtungen nach ihrer Auffassung „den identifizierten Wettbewerb wiederherstellen“ werden. Kommissar Joaquín Almunia kommentierte: „Es steht zwar jedem Verlag und jedem E-Book-Händler frei, Geschäftsbedingungen nach seinem Gusto einzugehen, aber jede Form von Absprache, um den Wettbewerb einzuschränken oder zu eliminieren, ist schlicht inakzeptabel.“ Vom gefundenen Kompromiss würden nun die Leser in der EU profitieren.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

15 Stunden ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

17 Stunden ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

18 Stunden ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

21 Stunden ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

21 Stunden ago

Latrodectus: Gefährlicher Nachfolger von IcedID

Latrodectus, auch bekannt als BlackWidow, ist auch unter dem Namen LUNAR SPIDER bekannt.

22 Stunden ago