Google engagiert Ray Kurzweil als Director of Engineering

Technikpionier und Futurist Ray Kurzweil arbeitet seit heute als Director of Engineering für Google. Nach seinen eigenen Worten möchte er dort an „einigen der schwierigsten Problemen der Informatik“ forschen. Bei seinen Projekten soll es unter anderem um Maschinenlernen und Sprachverarbeitung gehen.

Kurzweil kündigte die Personalie selbst in einem Blogeintrag an. Der heute 64-Jährige ist ein anerkannter Experte für Spracherkennung, Sprachsynthese und optische Texterkennung (OCR). Er trug außerdem wesentlich zur Entwicklung von elektronischen Musikinstrumenten und Flachbettscannern bei. „Ich habe immer an der Schaffung praktischer Systeme gearbeitet, die einen Unterschied im Leben der Menschen bedeuten“, schreibt er. „Das ist es, was mich als Erfinder reizt.“

Ebenso bekannt ist Kurzweil für seine technologischen Vorhersagen, von denen er die tatsächlich bereits eingetroffenen herausstellt. „1999 sagte ich, dass wir in einem Jahrzehnt Technologien wie selbstfahrende Autos erleben werden sowie Mobiltelefone, die Fragen beantworten. Diese Vorhersagen wurden als unrealistisch kritisiert. Ein Jahrzehnt später hat Google selbstfahrende Autos vorgeführt, und die Menschen stellen ihren Android-Smartphones tatsächlich Fragen.“

Das beweise eine sich beschleunigende Innovation, und Google sei ganz vorne dabei. „Ich bin begeistert, zusammen mit Google an einigen der schwierigsten Problemen der Informatik zu arbeiten, damit wir die ‚unrealistischen‘ Visionen des nächsten Jahrzehnts verwirklichen können.“

Google bestätigte Kurzweil als neuen Mitarbeiter und stellte die lange Reihe seiner nützlichen Erfindungen heraus. „Durch Forschung in den Bereichen Zeichen- und Spracherkennung sowie Maschinenlernen hat Ray Beiträge zu Wissenschaft und Technik geleistet, die enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft hatten“, erklärte Googles Forschungsleiter Peter Norvig. „Wir schätzen sein ebenso ambitioniertes wie langfristiges Denken, und wir glauben, dass seine Wege der Lösungsfindung unendlich wertvoll für die Projekte sein werden, an denen wir bei Google arbeiten.“

Kurzweils längerfristige Visionen sind heftig umstritten. Eine seiner Thesen gilt der künftigen Verschmelzung von Maschinen und Menschen „durch intelligente Nanobots, die durch die Kapillargefäße in unsere Gehirne gelangen und direkt mit unseren biologischen Neuronen interagieren“. Ihm zufolge werden in weniger als zwanzig Jahren Maschinen den Menschen ebenbürtig sein: „Ich habe die These aufgestellt, dass Hardware und Software im Jahr 2029 die Künstliche Intelligenz auf menschlichem Niveau erreichen werden mit der Bandbreite der menschlichen Intelligenz einschließlich der emotionalen Intelligenz.“

Ray Kurzweil hat auch das ursprünglich von Science-Fiction-Autor Vernor Vinge entwickelte Konzept der Singularität popularisiert. Er definiert Singularität als den Zeitpunkt, ab dem Computer mehr logische Elemente als ein menschliches Gehirn enthalten – und ein neues „transhumanes“ Zeitalter einleiten. Mit Singularity verbindet Kurzweil nebenbei die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Informatikprofessor Raúl Rojas, der selbst an der Freien Universität Berlin an Künstlicher Intelligenz und dem selbstfahrenden Auto forscht, hält seine Thesen für widerlegt: „Wenn man die Argumentation der Singularians zerpflückt, bleibt am Ende nur die eine Sache übrig: der Wunsch, den Tod zu vermeiden und als Software ewig weiter leben zu können.“

[mit Material von Casey Newton, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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