Die amerikanische Tochter des Videospiele-Pioniers Atari hat gemeinsam mit den Konzernfirmen Atari Interactive, Humongous und California US Holdings bei einem New Yorker Gericht Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Sie wollen sich von der finanziell angeschlagenen Konzernmutter Atari SA (ehemals Infogrames SA) abspalten und eigenständig Kapital für künftiges Wachstum sichern, vor allem im Bereich Mobile Games, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Innerhalb der nächsten 90 bis 120 Tage sollen alle oder nahezu alle Vermögenswerte nach Paragraf 363 des US-Insolvenzgesetzes veräußert werden. Zu diesen zählen nicht nur die bekannten Logos, sondern auch legendäre Marken wie Pong, Asteroids, Centipede, Missile Command, Battlezone und Tempest.
Unter seinem aktuellen Management hat Atari USA sein Geschäft nach eigenen Angaben von klassischen Retail-Spielen auf digitale Games und Lizenzierung umgestellt. Der Fokus liege dabei auf der Entwicklung von Mobile Games, heißt es. Auf diese Weise habe man neue Einnahmequellen erschlossen, inklusive digitaler Downloads und Werbung.
„Das Verfahren nach Chapter 11 stellt für Ataris US-Gesellschaften die bestmögliche strategische Option dar, indem sie versuchen, ihren Wert zu bewahren und Umsatzpotential zu erschließen, das unter der Kontrolle von Atari SA nicht erkannt wurde“, heißt es weiter in der Stellungnahme. Während dieser Phase sollen die Geschäfte wie gewohnt weiterlaufen.
Die amerikanischen Konzerntöchter streben auch die Genehmigung eines Massedarlehens in Höhe von 5,25 Millionen Dollar an. Es soll von einem oder mehreren Fonds bereitgestellt werden, die von Tenor Capital Management verwaltet werden.
Der Insolvenzantrag folgt auf das Eingeständnis der französischen Konzernmutter, dass sie pleite sei. Das Unternehmen, das seit 1999 keinen Gewinn gemacht hat, kündigte im Dezember einen „erheblichen Verlust“ (PDF) für das Geschäftsjahr 2012/13 an. Es untersuche neue Wege, um Investoren anzulocken.
Seit seiner Gründung im Jahr 1972 hat Atari die moderne Videospiele-Industrie mit legendären Spielen wie Asteroids, Pong und Centipede entscheidend geprägt. Doch im Lauf der Jahre konnte das einst extrem erfolgreiche Unternehmen nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten und geriet in finanzielle Schwierigkeiten. 2008 wurde es aus dem Börsenindex Nasdaq gestrichen, weil es den geforderten Mindestmarktwert nicht halten konnte.
[mit Material von Steven Musil, News.com]
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