Die Aktie von Blackberry, das an den Börsen vorerst noch unter seinem alten Namen Research In Motion geführt wird, hat ihre Talfahrt trotz der gestrigen Produktvorführung fortgesetzt. Vor Markteröffnung in den USA verlor das Papier über einen Dollar und damit mehr als 7 Prozent an Wert. Betrachtet man nur die letzten vier Tage, hat das Unternehmen ein ganzes Viertel seines Werts eingebüßt.
Dabei konnte Blackberry nicht nur einen neuen Namen, sondern auch ein Betriebssystem mit innovativen Elementen und zwei neue Geräte vorstellen. Blackberry 10 trennt Firmen- und private Daten, sodass Angestellte von Großunternehmen nicht mehr mit zwei Smartphones in der Tasche herumlaufen müssen. Anders als viele Konkurrenten vereinigt es zentrale Funktionen einschließlich Social Networking in einem Blackberry Hub, sodass nicht ständig die App gewechselt werden muss. Auch die Übergangsfunktion Blackberry Flow sorgt dafür, dass der mit dem ersten iPhone 2007 etablierte App-Gitter-Bildschirm im Alltag kaum noch zu sehen ist.
Analysten bewerten zudem auch die neuen Smartphones Z10 (mit einem dem iPhone 5 an Auflösung überlegenen Touchscreen) und Q10 (mit Tastatur) durchwegs positiv. Dennoch überwiegt offenbar die Sorge, dass es Blackberry nicht gelingen wird, wieder unter die führenden Smartphone-Hersteller vorzustoßen.
„Wir glauben, dass die neuen Geräte eher bestehende Blackberry-Kunden von einem Wechsel zur Konkurrenz abhalten können als neue Kunden anziehen“, sagt etwa James Moorman von S&P Capital IQ, der die Aktie gerade herabgestuft hat. Dazu kommen Verzögerungen bei der Einführung: Das Z10 ist zwar schon erhältlich, aber nur in Großbritannien. US-Firmen müssen bis März warten. Das Q10 wird dagegen noch finalen Tests unterzogen und im US-Markt nicht vor April debütieren.
Und wenn es Blackberry auch gelungen ist, zum Start sensationelle 70.000 Apps zusammenzubringen – teils durch Portierwettbewerbe und andere Anreize, teils auch durch Partnerschaften mit Firmen wie Cisco und SAP -, sieht es sich doch zwei etablierten Ökosystemen mit inzwischen deutlich größerer Zahl an Anwendungen gegenüber: Android und iOS beherrschen derzeit zusammen 92 Prozent des Markts.
„Wir glauben weiter, dass BB10 ein immens schwerer Kampf gegen iOS und Android bevorsteht“, sagt denn auch William Power vom Analystenhaus Robert W. Baird. Er fügte hinzu, der Start und das Betriebssystem hätten ihn an Palms WebOS erinnert, dem letztlich kein Comeback beschert war.
Auch mit Tipps für das umgetaufte Unternehmen halten sich Marktforscher und Analysten nicht zurück: Carolina Milanesi von Gartner empfiehlt, den mittleren Preisbereich schnell abzudecken, um eine breitere Kundenschicht anzusprechen. Dazu müsse Blackberry aber seine Produkteinführung deutlich beschleunigen. Und Ramon Llamas von IDC rät allgemein zu mehr Aggressivität: „BlackBerry muss mit rauchenden Colts auftreten.“ Das gelte vor allem fürs Marketing, das direkt zeigen müsse, „wie diese Plattform funktioniert.“
[mit Material von Roger Cheng, News.com]
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