Dem Hackerangriff auf Twitter fielen offenbar vor allem frühe Nutzer zum Opfer, unter denen sich viele einflussreiche Politiker und Journalisten befinden. Während Twitter den Hack in der letzten Woche herunterzuspielen versuchte, obwohl die Daten von bis zu 250.000 Nutzern ausgespäht wurden, werfen Social-Media-Analysten dem Dienst Ablenkung und gezielte Verharmlosung vor.

„Die Angreifer gingen extrem raffiniert vor, und wir glauben, dass andere Firmen und Organisationen in jüngster Zeit auf ähnliche Weise angegriffen wurden“, erklärte der Mikroblogging-Dienst einerseits. Gleichzeitig stellte er aber heraus, dass „nur ein sehr kleiner Prozentsatz“ seiner Nutzer betroffen sei.

Aus mehreren Erhebungen geht inzwischen übereinstimmend hervor, dass die kompromittierten Konten mit nur wenigen Ausnahmen im Juni 2007 oder früher angemeldet wurden. Bei 250.000 betroffenen Konten aus diesem Zeitraum schließen die Social-Media-Analysten von PeerReach auf einen hohen Anteil von Nutzern aus Politik, Medien und Wirtschaft.

Demnach sind beispielsweise 17 Prozent der 100 einflussreichsten Twitterkonten von Politikern betroffen, zu denen selbst US-Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden gehören. Bei Twitter-Nutzern aus dem Technologieumfeld sollen es sogar 70 Prozent der Top 100 sein, unter ihnen bekannte Unternehmer, Investoren, Verleger und Publikationen. 22 Prozent der einflussreichsten Konten von Journalisten und Medienorganisationen seien ebenfalls betroffen, darunter New York Times, Reuters, CNN und BBC.

„Twitter sagt, dass nur ein Zehntelprozent ihrer Konten kompromittiert wurden“, erklärte Analyst Nico Schoonderwoerd von PeerReach dazu. „Aber dieses Zehntelprozent gehört zu den wichtigsten Anwendern überhaupt. Es könnte Zufall sein – oder die Hacker haben gezielt einen bestimmten Server angegriffen, weil sie eigens den Zugriff auf diese Konten haben wollten.“

Kurz nach der Nachricht über den Twitter-Hack entdeckte der britische Guardian eine Stellenausschreibung von Twitter, die auf die Absicht schließen lässt, die Zugangssicherheit zum Mikroblogging-Dienst durch mehrstufige Authentifizierung zu verbessern. Gesucht wird ein Softwareentwickler für Produktsicherheit. Zu seinen Aufgaben soll es gehören, „Sicherheitsfeatures für den Nutzer zu entwickeln, wie etwa Zwei-Faktor-Authentifizierung oder die Erkennung betrügerischer Zugriffsversuche“. Bei einer Zwei-Faktor-Authentifizierung ist zusätzlich zum Passwort des Anwenders beispielsweise ein Einmal-Code erforderlich, der ans Smartphone geschickt wird.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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